Pokalfest vorm Weihnachtsfest

TKH-Basketballerinnen ringen Meister Keltern mit 58:57 nieder. Cup-Verteidiger jetzt im Viertelfinale.

Adrienne Webb versemmelte den Sprungwurf, der potenzielle Siegball für Keltern traf nur den Ring. Laura Stockton schnappte sich das Spielgerät, dribbelte sich frei. Die Sirene ertönte. Stockton ballte die Faust und schrie, bis ihr Kopf feuerrot anlief. Dann verschwand sie in der Jubeltraube ihrer Teamkolleginnen. Der TK Hannover behielt im Pokal-Achtelfinal-Krimi gegen Meister Keltern die Oberhand und zieht durch den 58:57-Sieg ins Viertelfinale. Dort trifft der Titelverteidiger am 10. Januar auf Halle.

Nach dem knappen 68:69 beim Ligaauftakt gegen Keltern war Teammanagerin Doro Richter klar, „dass es wieder eng und spannend wird. Aber das übertrifft es“. Die letzten Minuten waren „superquälend, aber wir haben ein so krass gutes Spiel gespielt und so gut verteidigt.“ Ein Schlüssel zum Sieg. Der andere: „Wir haben mit Herz gespielt“, sagte Trainerin Sidney Parsons. „Das macht uns aus.“

Die Luchse starteten kraftvoll und effektiv, führten nach zweieinhalb Minuten 10:2. Das lag vor allem an Stockton, die gleich in den ersten Sekunden nach dem Tipp-off in den fünften Gang hochschaltete. Immer wieder zum Korb zog, für Offensiv-Rebounds nachsetzte, den Ball verteilte und aus allen Lagen schoss. Ein familiärer Katalysator saß – wie schon am Sonntag beim Liga-Heimsieg gegen Halle – am Spielfeldrand und schaute aufmerksam zu: Papa John Stockton. NBA-Legende, mit immer noch den meisten Vorlagen und Steals in der Geschichte der nordamerikanischen Profiliga.

Aber auch Laura Stocktons Teamkolleginnen gaben Gas. Der TKH ließ Keltern kaum zum Zug kommen. Die erste Auszeit der Gäste war fällig. Der Lauf der Luchse war damit gestoppt. Sechs Minuten, im Basketball eine Ewigkeit, fiel kein Hannover-Ball mehr durchs Netz. Keltern verkürzte. Hannah Hank fand 100 Sekunden vor der ersten Sirene endlich wieder den Korb und stellte auf 12:7.

Keltern war jetzt trotzdem im Spiel, bis zum 20:20 ging es hin und her – bis Hannover den nächsten Lauf erwischte. Taya Hanson erzielte beim elften Teamversuch endlich den ersten Dreier und stellte auf 27:20. Stockton und Brianna Rollersen schraubten den Vorsprung auf elf Zähler (31:20) hoch. Eine alles andere als beruhigende Führung gegen das vermeintliche Überteam, aber der TKH gab den Takt vor, setzte offensiv immer wieder nach, klaute hinten Keltern die Bälle – und ging mit 33:26 in die Pause. Basis war eine sehr starke Verteidigung der Luchse.

Das änderte sich im dritten Abschnitt. Auch offensiv lief es jetzt schlechter. Erst nach fast fünf Minuten erzielte Dara Taylor die ersten TKH-Punkte (35:31). Weil Kelterns Samantha Cooper frei einen Dreier nach dem anderen versenkte, ging es ausgeglichen (45:45) in den Schlussabschnitt.

Es blieb bis in die Schlussminuten eng. Nachdem Stockton bei einem Dreierversuch gefoult wurde und Keltern obendrein ein technisches Foul kassierte, waren vier Freiwürfe fällig. Stockton traf 80 Sekunden vor Schluss alle eiskalt zum 58:54. Dass es die letzten TKH-Punkte sein würden, war nicht zu ahnen. Keltern verkürzte auf zwei, Brianna Rollerson verlor den Ball, Stockton verdribbelte sich, 5,9 Sekunden vor dem Ende war Keltern auf einen dran. Es sollte reichen. „Ein großartiges Spiel mit zwei sehr starken Mannschaften“, sagte John Stockton zufrieden. „Das hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Und natürlich auch meiner Tochter.“

TKH-Punkte: Stockton 21, Taylor 15, Rollersen 11, Hanson 7, Polleros 2, Hank 2.

Viertelfinale (10. Januar): Osnabrück – Berlin; Dillingen – Nördlingen; Marburg – Saarlouis; Halle – Hannover

Text: Simon Lange (HAZ/NP)

Foto: Lisa Gaffron