Heimsieg, Geburtstag und ein perfekter Einstand

verfasst von herne@dbbl.de

Herner TC – TK Hannover 97:65

Da kann man nicht meckern. Obwohl sie ihre sportliche Samstagabend-Show vor leeren Rängen abziehen mussten, sprühten die Bundesliga-Basketballerinnen des Herner TC vor Spielfreude und feierten mit dem 97:65 (44:36) gegen TK Hannover den fünften Sieg in Folge und zugleich den höchsten in der laufenden Spielzeit. 

Gewiss, das Schlusslicht aus Niedersachsen ist derzeit arg gebeutelt, reiste ohne Sasha Tarasava und Tessa Stammberger an und war so nicht unbedingt ein Maßstab für den Tabellendritten. Und dennoch blieb ein positiver Eindruck haften: Beim HTC wächst etwas Gutes zusammen. Dazu lieferte auch Loryn Goodwin einen respektablen Beitrag. Erst am Dienstag in Deutschland gelandet, kam die 26-Jährige mit Beginn des zweiten Viertels aufs Parkett und spielte so, als sei sie schon ewig dabei. Schnell und aggressiv in der Defense, sicher und abgezockt im Ballhandling, mit gutem Blick für ihre Mitspielerinnen: Wie selbstverständlich übernahm der neu verpflichtete Point Guard den Taktstock von Jelena Vucetic, legte nach wenigen Sekunden erstmals den Ball in den Korb und sammelte in ihrem ersten Viertel für den HTC stattliche zehn Punkte. Am Ende wies die Statistik für Goodwin vier Steals, sechs Assists und 15 Punkte aus. Damit war sie zweitbeste Werferin der Partie. Besser scorte nur eine, und das war vielleicht die noch schönere Geschichte. Laura Zolper, in der HTC-Jugend ausgebildet und seit 2018 im Bundesligakader, hat sich in den letzten Wochen richtig freigespielt und zählte zuletzt oft zu den Besten. An diesem Samstag feierte „Frau Zolperova“, wie sie im Team genannt wird, ihren 20. Geburtstag.

Ein zweifelhaftes Vergnügen in Coronazeiten, mit Party geht da nichts. Immerhin gab es kleine Präsente. Von HTC-Chef Wolfgang Siebert einen Blumenstrauß, von Trainer Marek Piotrowski die – sportlich absolut verdiente – Nominierung für die Starting Five. Das schönste Geschenk aber machte Laura sich selbst: Sie zirkelte die Kugel viermal von jenseits der 6,75m-Linie durch den Ring, zeigte sich auch aus der Mitteldistanz ganz cool und veredelte ihre starken 20 Punkte noch mit fünf Rebounds, zwei Assists und drei Ballgewinnen.

„Das hat Spaß gemacht“, strahlte die 20-Jährige über ihre Topleistung. Mit dem HTC will sie in den nächsten Monaten noch einiges erreichen. „Und dann möchte ich gern die 3×3-EM der U23 spielen und in die U20-Natio“, verriet sie weitere sportliche Nahziele. Doch trotz Zolper, trotz Goodwin: Auch dieser Sieg war das Ergebnis einer starken Teamleistung. Zwar klappte zu Anfang längst nicht alles, als nicht nur Laura Westerik und Ae‘Rianne Harris einfache Lay-ups ausließen, als die Defense mitunter etwas luftig wirkte, als sicher geglaubte Bälle verloren gingen und viele Situationen für Herne unglücklich endeten. Da ging es in hohem Tempo auf und ab, und in hohem Tempo wechselte auch die Führung. Herne lag maximal drei Punkte vorn (7:4/2.) und vier Punkte hinten (11:15/6.), das erste Viertel war völlig offen und endete mit 18:19. Nervös wurden Piotrowski und sein Assistent Predrag Stanojcic trotzdem nicht. Aus zwei Gründen. Zum einen war Hannover nur zu Acht angereist. „Wir haben versucht, Tempo zu gehen und immer weiter zu pushen. Es war klar, dass Hannover das nicht bis zum Ende würde mitlaufen können“, wusste Piotrowski. Zum anderen durfte er davon ausgehen, dass sein Team die Fehlerquote des ersten Viertels deutlich minimieren könnte. Und so war‘s dann auch. Als dann noch Loryn Goodwin kam, kippte das Spiel langsam, aber sicher auf die Herner Seite. Bis zum 29:27 (16.) blieben die Turnschwestern dran, dann setzte sich der HTC durch einen Korbleger von Westerik, einen Zolper-Dreier und sechs Freiwurfpunkte von Goodwin (4) und Sarah Polleros (2) auf 40:29 (18.) ab.

Nach der Pause verkürzten die Gäste nochmal in den einstelligen Bereich (51:43/23.), doch ein Herner 10:0-Run durch Punkte von Dayna Rouse (4), Kristina Topuzoviv (4) und Jelena Vucetic (2) zum 61:43 (36.) beseitigte auch die letzten Zweifel. Der Rest geriet zum Schaulaufen, bei dem sich auch Jule Groll und Lara Langermann zeigen durften. 

Zolper (20/4 Dreier), Goodwin (15), Vucetic (13), Polleros (12), Westerik (10), Topuzovic (8), Harris (7), Rouse (6), Pelander (4), Groll (2), Langermann.

17.01.2021 / WAZ Herne / Wolfgang Volmer