Ein Sieg, mehr nicht

verfasst von herne@dbbl.de

Herner TC – SNP BasCats USC Heielberg 66:58

Zwei weitere Punkte sind im Sack. Das ist die frohe Botschaft, die Hernes Bundesliga-Basketballerinnen am Tag nach Weihnachten an ihre Fans sendeten. Wie dieses 66:58 (33:25) gegen die SNP BasCats USC Heidelberg zustande kam, konnte aber weder die Helfer in der Halle noch die Betrachter des Livestreams so richtig entzücken.

Es war ein ziemliches Gewürge, oder, wie es HTC-Trainer Marek Piotrowski ausdrückte: „Ein sehr zerrissenes Spiel.“ Zerrissen nicht nur wegen einer doch recht eigenwilligen Spielleitung, sondern vor allem, weil den Herner Damen über die Feiertage irgendwie ihre Treffsicherheit abhanden gekommen war. In vielen Belangen des Spiels deutlich überlegen, reihten sie beim Abschluss Fehlwurf an Fehlwurf – ob aus der Distanz, direkt am Brett oder von der Freiwurflinie. „Unsere Quote war unterirdisch“, sagte auch Piotrowski nach einem schnellen Blick auf den Scoutingbogen. Der sah am Ende mit knapp 33 Prozent aus dem Feld und gut 65 Prozent von der Linie noch halbwegs manierlich aus. Zur Halbzeit und insbesondere nach dem ersten Viertel standen da noch schlechtere Zahlen. Null von sechs (Laura Westerik), null von fünf (Jelena Vučetić), eins von fünf (Sofia Pelander), zwei von fünf (Ae‘Rianna Harris): Zusammen brachten es diese vier Spielerinnen aus der Starting Five auf drei Treffer bei 21 Versuchen. Verbesserungswürdig. Etwas geschönt wurde die Bilanz nur durch Laura Zolper, die bis zur großen Pause die Hälfte ihrer Würfe traf und zehn Punkte sammelte.

Dass es dennoch reichte, um einen Acht-Punkte-Vorsprung mit in die Halbzeit zu nehmen, hatte der Herner TC einer ähnlich schlechten Quote der Gäste, aber auch seiner starken Defense zu verdanken. Drei Monsterblocks von Ae‘Rianna Harris gehörten jedenfalls zu den sportlichen Highlights einer wenig ansehnlichen ersten Hälfte. Auch Kristina Topuzovic, die diesmal von der Bank kam, trug dazu bei, aus einem 6:12 (6.) und 12:17 (9.) eine 33:25-Führung zu machen. Wer nun gedacht hatte, in Halbzeit zwei könne es nur besser werden, sah sich allerdings enttäuscht.

Weiterhin leistete sich der HTC eine Fülle von Unkonzentriertheiten. Mal patzte Vučetić beim Ballvortrag, mal adressierte Pelander einen Katastrophenpass ins Nichts, mal bremste ein Schrittfehler, mal ein Offensefoul die Herner Bemühungen aus. Und weiterhin landeten weniger Würfe im als auf dem Ring.

So schmolz ein 37:25-Vorsprung (21.) auf zwei Pünktchen dahin (37:35/26.). Während die BasCats Morgenluft schnupperten, zeigte Herne Nerven. Topuzovic leistete sich nach einem „Technischen“ noch ein unsportliches Foul und musste die Halle verlassen. Weil Vučetić einen gebrauchten Tag erwischt hatte, fehlte somit schon die zweite Führungsspielerin. Kapitänin Laura Westerik nahm dies als Signal, jetzt noch mehr die Initiative zu ergreifen.

Die junge Niederländerin brachte ihre ganze Physis ein, kämpfte erfolgreich um die Rebounds, wühlte sich immer wieder zum Brett durch und wurde nun endlich auch mit Treffern belohnt. Sie markierte acht der zehn Herner Punkte im dritten Viertel und sorgte dafür, dass der HTC wenigstens noch einen Mini-Vorsprung (43:41) mit in den Schlussabschnitt nehmen konnte.

Hier blieb es zwar immer eng, die Führung aber ließ sich Herne nicht mehr nehmen. Dank zweier Dreier von Olivia Nash und Inja Butina kamen die Gäste von 49:43 (32.) noch einmal auf 51:50 (35.) heran, doch der HTC konterte mit zwei ganz starken Aktionen. Erst rannte Vučetić nach Defensivrebound „von coast to coast“ und legte erfolgreich ab, Sekunden später traf Harris nach einem sehenswerten Move unter dem Korb und packte noch einen Bonus-Freiwurf zum 56:50 (36.) drauf.

Nach Nashs Anschlusskorb wurde beim nächsten Herner Angriff ein Offensivfoul gegen Pelander gepfiffen, es drohte ganz eng zu bleiben. Doch die BasCats konnten ihre Chance nicht nutzen, und nach einem perfekten Fastbreak-Angriff über Vučetić und Harris legte Laura Westerik zum 58:52 ab. Harris ließ gleich noch einen Korb folgen, und an diesem Acht-Punkte-Rückstand arbeiteten sich die Gäste ohne Erfolg ab. „Am Ende haben wir gewonnen, und nur das zählt“, war Marek Piotrowski trotz mancher Unzulänglichkeit noch weihnachtlich gnädig gestimmt. „Jetzt sind wir froh, dass dieses schwierige Jahr zu Ende geht und hoffen, dass das neue besser wird. Sportlich stehen wir aber nicht schlecht da. Wir haben jetzt 14 Punkte, da wollen wir uns nicht beschweren. Und so wollen wir im neuen Jahr weitermachen.“

Am 9. Januar startet der HTC in Marburg in die Rückrunde, nachdem das für diesen Mittwoch vorgesehene Hinrundenspiel gegen denselben Gegner abgesetzt wurde. Ob er seinen Spielerinnen bis dahin zwei, drei freie Tage gönnt, will Piotrowski noch mit seinem Co-Trainer Predrag Stanojcic besprechen. „Auf keinen Fall aber dürfen wir aus dem Rhythmus kommen. Schon heute hat man gesehen, dass wir an Weihnachten nur einmal pro Tag trainiert haben.“ 

Westerik (19, 9 Rebounds), Harris (11, 8 Reb.), Zolper (10/1 Dreier), Topuzovic (9), Pelander (8, 8 Reb.), Vučetić (7), Rouse (2), Polleros, Langermann, Tews, Groll.

27.12.2020 / WAZ Herne / Wolfgang Volmer