Overtime-Sieg im Duell um Platz acht
Basketballwahnsinn bei den Eigner Angels – mit einem 80:73-Sieg ( 41:36) n.V. wahren sich die Rieserinnen die Chance auf die Play-Offs
Foto: Jochen Aumann
Für den an Corona erkrankten Headcoach Ajtony Imreh sprang sein Landsmann Imre Szittya kurzfristig ein und führte das Team zum wichtigen Overtime-Sieg gegen Saarlouis
(thla.) Wer basketballaffin war und Spannung am Sonntagnachmittag wollte, ging in die Hermann-Keßler-Halle, war mit Teil einer tollen Show, die die Eigner Angels Nördlingen boten und half selbst aktiv dabei, die Halle in einen Hexenkessel zu verwandeln. Dieses einfache Konzept gelang bestens, denn der Kessel brodelte wie lange nicht mehr. Über 200 Zuschauer wollten das do-or-die-Spiel der Eigner Angels Nördlingen gegen die Inexio Royals Saarlouis sehen. Der Sieg am Sonntagnachmittag eröffnete weitere Chancen auf das Erreichen der Meisterschaftsendrunde und lässt den Abstieg in weite Ferne rücken.
Schon vor dem Spielbeginn erreichten die Eigner Angels aus Nördlingen „positive“ Nachrichten. Headcoach Ajtony Imreh konnte Corona-bedingt nur von zu Hause mitwirken. Somit musste Nördlingens Ex-Bundestrainer Imre Szittya einspringen, was ob seiner Vergangenheit mit und seiner Verbundenheit zum Nördlinger Damenbundesligabasketball kein Problem war. Nur wenige Stunden Vorlaufzeit mussten Szittya dazu reichen. Eine kämpfende Nördlinger Mannschaft, die leidenschaftlich an ihre Play-Off-Chance glaubte, halfen ihm und den Fans zu einem erfolgreichen Nachmittag.
Bevor der sportliche Wahnsinn begann, versammelten sich Mannschaft, Schiedsrichter und Publikum zu einer Gedenkminute anlässlich der Vorkommnisse in der Ukraine. Den Angels fiel es schwerer, nach der Stille in der Halle den Schalter auf Vollgas umzulegen. Nach zwei Minuten sahen sich die Rieserinnen mit 8:0 hinten und man fühlte sich irgendwie an das Hinspiel erinnert, als Saarlouis den Angels eine 41-Punkte-Packung mit auf den Heimweg gaben. Doch die Kraterbasketballerinnen fingen sich, erkämpften sich den einen oder anderen Ball und kamen zum Viertelende noch zu einem freundlichen 19:18. Wenig überraschend, dass man sich im Rebound erneut nicht durchsetzen konnte. Positiv aber aus Nördlinger Sicht, dass sich Saarlouis Anniina Äijänen, im Hinspiel immerhin mit 15 Punkten am Rieser Desaster beteiligt, im ersten Viertel bereits drei Fouls abholte.
Das zweite Viertel begann für die Angels traumhaft. Bis zur 14.Minute hatten sie einen Vorsprung von 30:18 herausgespielt, und die Anspannung bei dem ein oder anderen Zuschauer wich. Zu früh gefreut. Was die Angels am Anfang des Viertels richtig machten, machten sie gegen Ende der ersten Halbzeit falsch. Die Verteidigung stand nicht mehr gut, die Wurfoptionen waren schlecht gewählt und die Gäste witterten ihre Chance. So betrug der Halbzeitvorsprung für die Hausherrinnen nur noch 41:36.
Auch die zweite Halbzeit begann eigentlich gut mit einem Dreier von Anissa Pounds und einem schönen Layup nach Steal von Asha Thomas. Dann riss der Faden und Saarlouis ging durch die Ex-Nördlingerin Maggy Meynadier mit einem Dreier in der 24. Minute in Front (46:47). 10:22 gaben die Angels dieses Viertel sang- und klanglos ab ( Zwischenstand 51:58).
Es war die wohl stärkste Gästephase und es sah nicht gut aus für die Nördlingerinnen. Doch dann passierte das, was man wohl einen Ruck nennt. Sechs Minuten vor Ende war der Play-Off-Anwärter aus dem Ries noch zehn Punkte hinten, 2:30 Minuten nur noch fünf. Die Angels kämpften um ihre Chance, das Publikum hatte seinen großen Anteil an der Aufholjagd und stand. 2,9 Sekunden dann möglicherweise die spielentscheidende Szene. Einwurf Nördlingen von Asha Thomas unter dem Gästekorb. Mit einem sogenannten „Bauerntrick“ spielte sie den Ball vom Einwurf an den verlängerten Rücken einer Saarlouiser Spielerin, nahm den Abpraller auf und passte diesen zu Kim Pierre-Louis, die mit der Sirene zum 72:72-Ausgleich vollendete. Die Halle rastete völlig aus und man fühlte sich an Vor-Corona-Zeiten erinnert. In der folgenden fünfminütigen Overtime hatte Saarlouis dem Nördlinger Siegeswillen nichts mehr entgegenzusetzen. Mit dem 80:73-Sieg verdienten sich die Eigner Angels weitere Chancen, um die Play-Off-Plätze mitzuspielen. Eine überragende Kim Pierre-Louis mit einem erneuten Double-Double (25 Punkte/12 Rebounds) ragte aus einer sonst homogenen geschlossenen Eigner Angels Mannschaft heraus. Mit diesem Sieg melden sich die Nördlingerinnen nun vehement im Rennen um die begehrten Play-Off-Plätze zurück.
Für die Eigner Angels spielten:
Asha Thomas (12), Mona Berlitz, Nina Rosemeyer (5) Elina Koskimies (6), Sami Hill (16/2 Dreier), Marina Dzinic, Mariam Hasle-Lagemann (4), Anissa Pounds (12/2), Bianca Helmig , Kimberley Pierre-Louis (25/10 Rebounds)
Freiwurfquote: 18/25 (72%)
Dreierquote: 6/16 (37%)
Rebounds: 26
Bei die Inexio Royals Saarlouis waren am auffälligsten: Scott (21/1 Dreier), Sniezek (16/1)
Freiwurfquote: 12/19 (63%)
Dreierquote: 7/17 (41%)
Rebounds: 34