Auswärtssieg, Demut und Vernunft
Beginnen wir einfach mal mit dem letzten Punkt. Die gesamte Situation ist schwierig und eigentlich möchte gerade niemand mit der Spiel- und Ligaleitung tauschen. Trotzdem sollte man sich immer vor Augen führen worum es geht. Wir spielen nicht um die Weltmeisterschaft, nicht um unser Leben, die wenigsten Akteure verdienen im Augenblick ihren Lebensunterhalt mit dem Basketball in der 2. DBBL.
Wenn ein Team dann „Covidfälle“ hat und von daraus resultierenden Quarantänen betroffen ist oder sich Gesamtausmaß noch nicht absehen lässt sollte das eigentlich genügen um Spiele verschieben zu dürfen. Stattdessen reist das Team quer durch Deutschland – 5 Stunden hin, 5 Stunden zurück und spielt. Ist das vernünftig – wahrscheinlich nicht. Kann man der Spielleitung so richtig einen Vorwurf machen – wahrscheinlich nicht. Die Spielleitung kann nur nach den Vorgaben der Liga handeln – sind die ausreichend – wahrscheinlich nicht.
Kommen wir zum Sport. Im Hinspiel taten sich Cats sehr schwer mit dem Team aus Schleswig-Holstein. Damals waren beide Teams gleich auf. Ein Blick auf die Tabelle verriet aber, dass seitdem ersten Aufeinandertreffen die Saison beider Teams sehr unterschiedlich verlief. Das Team aus Wedel ist seit einigen Spielen auf der Suche nach dem Erfolgserlebnis und muss aufpassen nicht in den Abstiegskampf zu geraten. Die ChemCats hatten vor der Partie 6 Ligaspiele am Stück gewinnen können. In Wedel mussten die ChemCats auf Frölich und Schmieder sowie die verletzte Lilly Küppers verzichten.
Der Start ins Spiel verlief nicht ganz optimal für das Team aus Sachsen. In den ersten 5 Minuten spielte man wirklich gut – aber der Ball wollte einfach nicht durch den Ring fallen. Die zweite Hälfte des 1. Viertels war dann viel Stückwerk bei den Cats – Einzelaktionen statt Teamplay – so gewann Wedel das 1. Viertel zurecht mit 16:9.
Im 2. Viertel änderte sich das Bild komplett und man konnte sehen was Selbstvertrauen und Vertrauen in die Stärke der Mannschaft ausmacht. Chemnitz legte eine Schippe drauf, agierte wieder als Team. Mit jedem Erfolgserlebnis auf Chemnitzer Seite ließ das Selbstvertrauen bei Wedel deutlich nach. Mit 25:3 sicherten sich die Cats das 2. Viertel.
Im 3. Viertel wollte man das Spiel schnell entscheiden und das gelang recht eindrucksvoll. Ein 12:3 Lauf der Cats sorgte endgültig für klare Verhältnisse. Nach 30 Minuten hieß es 55:28 für die Gäste. Im Schlussabschnitt durften dann häufig die Nachwuchsreihen gegeneinander antreten. Trotz des klaren Spielstands lieferten sie sich ein umkämpftes Duell bis zum Schluss. Am Ende siegten die Cats 69:43.
Damit durfte man zumindest für einen Tag an der Tabellenspitze stehen. Da die Partie Opladen gegen Braunschweig am Sonntag ausfiel dürfen die Cats den Platz an der Sonne zumindest bis nächsten Samstag ihr Eigen nennen.
Das jetzt jemand aus dem Chemnitzer Team abhebt – damit ist nicht zu rechnen. Fast alle Spielerinnen habe die sportlich schweren Jahre der Cats miterlebt. Sei es der permanente Abstiegskampf in der 1.Liga mit immer wieder neu zusammengestellten Legionärs-Truppen – oder die 1. Saison in der 2. DBBL nach dem Umbruch. Im Augenblick erntet die junge Truppe den Lohn für die Arbeit der letzten Jahre und zeigt wie richtig es war auf den Nachwuchs zu setzen. Ein Team aus Chemnitz für Chemnitz.
Trainer Thomas Seltner: „Das war schon ein souveräner Auftritt des Teams – allerdings auch gegen einen recht verunsicherten Gegner. Für Wedel ist es eine schwere Situation aber gerade die jungen Spielerinnen können viel mitnehmen. Wir sind sehr zufrieden damit wie es läuft. Die Entwicklung über die Saison ist gut und die Ergebnisse geben diese Entwicklung wieder. Wir müssen jetzt weiter konzentriert arbeiten – die Liga ist sehr ausgeglichen. Es gibt keine Geschenke und wir wollen unsere gute Ausgangsposition jetzt nicht leichtfertig verspielen.“