Wiedersehen in Wedel

Scheeßel – Im März 2017 absolvierte Laura Rahn ihr letztes Spiel für den damaligen Basketball-Erstligisten Avides Hurricanes, um zum SC Rist Wedel zurückzukehren. Am Donnerstag (20 Uhr) treffen sich beide Teams nördlich der Elbe erstmals in einem Pflichtspiel wieder. Die Hurricanes, Play-off-Anwärter, müssen beim so famos in die Zweitliga-Saison gestarteten Aufsteiger und Tabellendritten zum vorgezogenen Punktspiel antreten. „So ein Sieg gegen die Hurricanes wäre schön, aber da rechnet bei uns keiner mit“, sagt die 35-jährige Rahn. „Rotenburg hat ganz andere Ziele als wir. Für uns ist nach wie vor der Klassenerhalt wichtig.“

Sie selbst hatte trotz des Aufstiegs im Sommer schon mit dem Ausstieg geliebäugelt. Dann folgten die Verpflichtungen der Österreicherin Kata Takács und von Fee Zimmermann, ebenfalls zwei ehemalige Hurricanes-Spielerinnen, sowie die Zusage von Anna Suckstorff – damit fiel auch die Entscheidung von Laura Rahn und Jessica Höötmann, den beiden Routiniers: „Da haben wir gesagt: Komm‘ wir machen noch ein Jahr weiter“, erzählt Rahn.
Rahn und Höötmann mit Präsenz unterm Brett

Wie wertvoll das erfahrene und große Duo noch ist, zeigt ein Blick in die Statistik: Höötmann ist mit durchschnittlich 25 Punkten (davon allein 45 im Spiel gegen den USV Jena) beste Scorerin der Liga, Rahn kommt im Schnitt auf elf Punkte und acht Rebounds. „Wir hatten ein bisschen das Überraschungsmoment auf unserer Seite, weil viele uns unterschätzt haben. Und wir hatten ein sehr dankbares Auftaktprogramm“, sagt Rahn und meint: „Das wird jetzt anders.“

Mit dem Derby gegen die Hurricanes kommt es aber nicht nur zu einem Härtetest, sondern auch zu einem Treffen alter Bekannter. „Ich habe mit Leonie (Rosemeyer – Hurricanes, vorher Wedel, Anm. der Red.) darüber gesprochen. Für uns ist gar nicht so dieser Konkurrenzgedanke da, es ist tatsächlich eher wie ein Spiel gegen Freunde“, findet Laura Rahn. Auch dass Rosemeyer sich vor der Saison für Rotenburg und gegen Wedel entschieden hatte, „konnte ich absolut verstehen. Für Leonie passen die Hurricanes von der Spielweise her einfach besser zu ihr“, glaubt die Polizeibeamtin.

Beim Vergleich der beiden Clubs sieht Rahn durchaus manche Gemeinsamkeit: „Wedel ist ein familiärer Verein, die Hurricanes sind ein familiärer Verein. In Wedel gibt es einen Kern, der uns anfeuert, in Rotenburg ist es ebenso. So unterschiedlich sind die Vereine nicht“, meint sie und gesteht: „Das letzte Mal, dass ich in einer Mannschaft gespielt habe, in der die Teamchemie so gut war wie jetzt bei uns, war mit Christian Greve bei den Hurricanes, als wir Dritter in der ersten Liga geworden sind.“

Und doch gibt es aktuell auch einen entscheidenden Unterschied: Während die Hurricanes wie gewohnt auf zwei Profis setzen, kam dieses Modell für Wedel nicht infrage. „Keiner von uns ist Vollprofi. Das ist bewusst so vom Verein gewollt, dass die eigenen jungen Spielerinnen gefördert werden sollen. Das wird auch lange so bleiben“, steht Rahn hinter dieser Ausrichtung und nennt Eigengewächs Marianna Byvatov als Beispiel: „Sie ist gerade 16 Jahre alt und macht eine ganz tolle Entwicklung durch.“

Vergangenen Sonntag war Christian Greve, Coach der Avides Hurricanes, zu Gast beim SC Rist Wedel und schaute sich die Partie gegen Eintracht Braunschweig (66:82) an. „Die Chance, die mal live zu sehen, habe ich genutzt. Das ist schon anders als auf Video“, sagt er vor dem Duell in der 2. Basketball-Bundesliga und urteilt: „Das ist schon ein gutes Kollektiv.“ Um Wedel zu schlagen, „müssen wir anders performen als in Berlin“, blickt er auf das 66:73 bei Alba zurück. „Wir müssen übers Tempo kommen und viel besser verteidigen.“ Für dieses Unterfangen stehen bis auf die rekonvaleszente Anacia Wilkinson alle Spielerinnen zur Verfügung. maf

Der Rist-Vorteil könnte im direkten Vergleich aber vielmehr am Brett bestehen, wo Höötmann und Rahn mit Erfahrung und Präsenz aufräumen. „Spielerisch hat Rotenburg dafür ein bisschen mehr Erfahrung. Gerade Pia Mankertz ist unschlagbar“, denkt Rahn an die ehemalige Mitspielerin und sieht die Hurricanes auch bei den Fastbreaks eher im Vorteil.

(Rotenburger Kreiszeitung)