Tölle übernimmt beim 94:55 die Verantwortung bei den Hurricanes

Rotenburg – Entspannt lehnte sich Pia Mankertz auf ihrem Stuhl zurück, schlug das rechte Bein über das linke und applaudierte ihren Mitspielerinnen. In ungewohnter Rolle verfolgte die am Sprunggelenk verletzte Kapitänin der Avides Hurricanes den 94:55 (47:20)-Heimsieg gegen die TG Neuss von der Bank aus. Zwar hatte sie sich mit warmgemacht – „aber dass sie eingesetzt wird, war nicht vorgesehen“, erklärte Coach Christian Greve. Warum auch? Not bestand nicht, zumal Melda Tölle gekonnt die Guard-Position beim Tabellenvierten ausübte.
„Melda hat es toll gemacht, ich bin total begeistert“, urteilte Greve. Mehr als 17 Minuten gönnte er der 19-jährigen Studentin, die sie für sich nutzte. Bereits in der fünften Minute kam Tölle in der Pestalozzihalle für Toshua Leavitt ins Spiel, nachdem der Amerikanerin der zweite vermeintliche technische Fehler weggepfiffen worden war. Tölle war sofort drin und servierte den Pass, den Anacia Wilkinson nach einem 2:8-Fehlstart zum 8:8 nutzte.
„Als einziger Guard auf dem Feld zu stehen – ohne Pia und Tosh –, das bedeutet schon eine große Verantwortung“, erklärte sie, strahlte dabei aber durchaus Selbstbewusstsein aus: „Ich muss persönlich sagen, dass ich einen guten Job gemacht und das Spiel gut organisiert habe.“ Doch auch Selbstkritik sparte Tölle nicht aus: „Zu denken gibt mir immer nur die Anzahl meiner Punkte beziehungsweise Versuche. Ich würde auch gerne mehr scoren wollen, allerdings lege ich mehr Wert auf gute Pässe und Verteidigung.“ So blieb es für sie letztlich bei einem erfolgreichen Freiwurf.
Für das Scoren waren andere zuständig: Leavitt natürlich. Sie war mit ihrem ersten Dreier in der 15. Minute zum 30:14 im Spiel drin und ließ noch vier weitere folgen – bei insgesamt acht Versuchen. Auch Centerin Wilkinson kam bei ihren 17 Punkten auf eine starke Quote. Lediglich einen Fehlversuch hatte sie. Ebenfalls zweistellig punktete Flügelspielerin Mirja Beckmann, die 16 Zähler erzielte.
Den Neusser Trainer Rufin Kendall, ohnehin nur mit acht Spielerinnen angereist, ereilte während des Spiels ein weiterer Nackenschlag: Inga Krings schied unter großen Schmerzen in der 25. Minuten mit einer Verletzung am linken Knie aus. Auch Hurricanes Mannschaftsarzt Dr. Timo Behrens und Physiotherapeutin Anna-Lena Meinke eilten zur Erstversorgung sofort herbei. Krings war bei dieser unglücklichen Abwehraktion noch ein Foul an Tölle passiert. „Zusammengestoßen sind wir auf jeden Fall nicht. Ich wünsche ihr natürlich gute Besserung und dass es hoffentlich nicht allzu schlimm ist“, meinte der Hurricanes-Guard, der selbst schon mal lange Zeit mit einem Kreuzbandriss ausgefallen war.
Bei den Hurricanes trugen sich vor etwas mehr als 100 Zuschauern übrigens alle elf eingesetzten Spielerinnen in die Scorerliste ein – auch die im letzten Viertel eingewechselten Sophie von Ass (2) und Mouska Saidi (4). „Das Team wächst immer mehr zusammen und macht auch in der Verteidigung Fortschritte. Die Tiefe des Kaders hat sich in diesem Spiel gezeigt“, resümierte Greve.

(Fresse, Rotenburger Kreiszeitung)