Eine Saison hinterm Flatterband

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Scheeßel – Die Skepsis überwiegt und dämpft die Vorfreude. „Ich glaube nicht, dass es eine normale Saison geben wird“, sagt Christian Greve, Coach der Avides Hurricanes, die am heutigen Samstag um 17.30 Uhr bei der TG Neuss – so ist der aktuelle Stand – in die neue Saison der 2. Basketball-Bundesliga Nord starten. Der dortige Rhein-Kreis hat den Inzidenzwert von 50 seit Tagen überschritten. „Da gibt es Stimmen im Team, die sagen, sie würden nicht so gerne hinfahren“, berichtet Greve. Doch noch verlangt die Damen-Basketball-Bundesligen GmbH (DBBL) die Austragung. Zuschauer sind aufgrund der Corona-Lage in Neuss aber nicht zugelassen.

Die Pandemie und die Befürchtung, dass ein (sportlicher) Lockdown auch die oberen Spielklassen treffen kann, hängen „wie eine große Glocke über einem“, findet Greve. „Wir haben gerade nicht mehr die Sicherheit, die wir sonst gewohnt waren.“ Die spielerische Klasse aber schon, davon ist der 45-Jährige überzeugt. „Ich glaube, dass wir im Kader auf allen Positionen tiefer und qualitativ hochwertiger aufgestellt sind“, sagt er und formuliert die Ziele deshalb mutig-forsch: „Wir wollen mindestens das Ergebnis des vergangenen Jahres bestätigen.“ Bis zum Abbruch der Saison im März lagen die Hurricanes auf Platz drei. „Und bei uns im Team gibt es welche, die sagen sogar: ,Lasst doch mal Meister werden!‘“ Ganz so hoch greift Greve nicht. Er liegt eher auf einer Linie mit Utz Bührmann, Vorstand Finanzen und Manager, der betont: „Ich gehe davon aus, dass wir unter die ersten Vier kommen – das erwarte ich von der Mannschaft.“

Die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Serie nährten die Hurricanes mit ihrem Sieg im Pokalspiel gegen Erstligist TK Hannover, bei dem Neuzugang Maddie Simon noch nicht auflief. Inzwischen liegt die Spielerlaubnis für den 23-jährigen Power Forward aus Nebraska aber vor. Variabel einsetzbar sei die US-Amerikanerin von Positionen zwei bis fünf, „zielstrebig, wissbegierig und hochkommunikativ“, lobt Greve: „Sie hat einen Charakter und Habitus, der für den Profisport gemacht ist. Ich erhoffe mir viel Input von ihr.“ Landsfrau Daeja Smith, die Neue unterm Brett, hat ihre Klasse bereits demonstriert. „Sie hat gegen Hannover eine Benchmark gesetzt, diese Leistung muss sie jetzt bestätigen“, sagt der Trainer über die 24-Jährige, die zuletzt in Griechenland aktiv war.

Für Konkurrenz sorgen auch die weiteren Zugänge. Insbesondere die Flügelspielerinnen Leonie Rosemeyer (SC Rist Wedel) und Ayla Faber (eigene Zweite/beide 21) haben angedeutet, dass sie mehr als nur Rollenspielerinnen sind. Dank Faber kann Greve übrigens am Samstag das Navi zu Hause lassen – sie kam 2019 schließlich von der TG Neuss, um in Bremen ein Studium zu beginnen. Die beiden Guards Anna Suckstorff (SC Rist Wedel/18) und Sophie von Ass (TSV Lamstedt/20) sind quasi die Rookies und kommen mit Doppellizenz. Ihre Priorität liegt derzeit noch bei ihren Heimatvereinen in der 1. und 2. Regionalliga.

Dreh- und Angelpunkt des Teams bleibt Kapitänin Pia Mankertz. Die 29-Jährige ist in Greves System „die Idealbesetzung, weil sie kreativ spielen und unfassbar gut lesen kann, wie eine Verteidigung aufgestellt ist“, betont der Coach, der an seiner Spielphilosophie nichts geändert hat und auf Instinkt-Basketballerinnen setzt, die sein Team unberechenbarer machen: „Ich will keine Roboter auf dem Feld haben. Es ist mir wichtig, eine Konstellation zu schaffen, in der die Spielerinnen die Freiheit haben, eigene Entscheidungen zu treffen, die im Einklang mit dem Rest des Teams stehen.“

(Rotenburger Kreiszeitung)