Der neue Startrekord der Hurricanes ist perfekt

Die Hurricanes feiern ein glanzloses 88:58 gegen Neuss. Es ist der neunte Sieg im neunten Ligaspiel. Noch nie gelang dem Team von Christian Greve das.

Scheeßel – Vielleicht lag es am ungewohnten Outfit der Oberliga-Männer, von dem sich die Zweitliga-Basketballerinnen der Avides Hurricanes zu sehr ablenken ließen. Die Herren verfolgten das Spiel gegen die TG Neuss Tigers in Erwartung der anschließenden gemeinsamen Weihnachtsfeier overdressed. Sie trugen in der Scheeßeler Sporthalle teils Anzug, zumindest aber Sakko – einer alten Tradition folgend. Zu sehen bekamen sie einen ungefährdeten, wenngleich zu unkonzentrierten und fehlerhaften 88:58 (56:25)-Heimsieg des Spitzenreiters gegen die nur zu siebt angereisten Gäste vom Niederrhein.
Die Hurricanes – so scheint es – stellen diese Saison immer neue Rekorde auf. Das gilt natürlich für Shannon Ryan, die noch kein Spiel ohne Double-Double beendet hat und es auch dieses Mal mit 29 Punkten und 18 Rebbounds (plus sechs Assists) in 28 eingesetzten Minuten tat, wodurch sie ihren Effektivitäts-Topwert von 52 einstellte. Gleichzeitig war es für das Team der neunte Sieg im neunten Ligaspiel – einen solchen Saisonstart haben die Hurricanes in dieser Spielklasse noch nicht hingelegt. Selbst im Aufstiegsjahr 2013/2014 nicht, als nach acht Siegen das BBZ Opladen den Lauf stoppte, ehe dieser weiterging. Saisonübergreifend sind die Hurricanes in der Liga sogar seit 14 Spielen ungeschlagen.
Trotz der beeindruckenden Bilanz dauerte es nach dem Spiel etwas länger, ehe Christian Greve sein Team wieder aus der Kabine entließ. „Es gab einige Sachen zu besprechen, die nicht so gelaufen sind“, bemerkte der Coach. Wirklich stark trumpfte sein Team tatsächlich nur im zweiten Viertel auf, was auch gleich mit 30:4 an die Gastgeberinnen ging und die frühe Entscheidung brachte. Ansonsten hielten die dezimierten Neusserinnen tapfer dagegen. „Fand ich auch“, bestätigte ihr Trainer Björn Weber, „wenn wir das zweite Viertel rausstreichen.“ Seine Tigers waren mit einer extrem jungen Formation aufgelaufen und hatten Luisa Lukas und Hazal Sulaksu aus dem WNBL-Jugendteam für das Spiel hochgezogen. „Wir haben zwei Coronafälle, eine Fieberkranke und viele, die beruflich eingebunden waren“, klärte Weber auf. So fehlte auch die erfahrene amerikanerische Centerin Olivia Nash, die mit Sicherheit die Räume für Shannon Ryan noch etwas enger hätte machen können.
Dass Neuss immer wieder durch gute Dreier – insbesondere von Johanna Huppertz und Linda Brückner zum Erfolg kam und diese Kategorie sogar mit 9:4 für sich entschied, war für den Coach des Tabellenzehnten zweitrangig: „Die Mädels glauben langsam an sich. Da ist es mir am Ende lieber, wenn wir diesen Flow mit ins nächste Spiel nehmen.“ Die hohe Anzahl an kassierten Dreiern hatte Christian Greve zwar „registriert“, sah es aber weniger kritisch: „Es waren auch Dreier dabei, die gut verteidigt waren. Das hat Johanna Huppertz gut gemacht. Neuss hat darin sein Heil gesucht, weil innen drin nicht viel Platz war.“ Den Coach störten vielmehr die 21 Ballverluste. „Und da waren viele bei, wo der Ball ins Niemandsland flog.“ Zudem tat sich sein Team mit der von Neuss gespielten 3-2-Zonenverteidigung schwer. „Da musst du schon sehr konsequent das Set spielen. Als wir damit angefangen haben, waren einige Korbleger drin.“ Doch den Biss und die Konzentration, die die Hurricanes noch am Mittwoch im Pokalspiel gegen die Gisa Lions Halle ausgezeichnet hatte, fehlte gegen den Underdog vor allem in der zweiten Halbzeit. „Wir haben nicht mehr die Spannung im Spiel gehalten“, monierte Greve und schickte deshalb einen Wunsch an sein Team: „Die Trainingsintensität bitte mehr ins Spiel mit reinnehmen.“
Nun klingt es vielleicht nach Jammern auf hohem Niveau bei 30 Punkten Vorsprung, zumal auch ein paar gute Werte in der Statistik standen. Etwa die sieben Punkte, sechs Rebounds und acht Assists von Anna Suckstorff oder die 13 Punkte und neun Rebounds von Hannah Pakulat. Unterm Strich war es jedoch ein über weite Strecken glanzloser Hurricanes-Sieg vor 140 Zuschauern.

(Freese, Rotenburger Kreiszeitung)