Den Hurricanes steht die Routine im Weg

In Neuss kassieren die Hurricanes ihre erste Liga-Niederlage seit einem Dreivierteljahr. Gar nicht erst mit angereist war Hannah Pakulat.

Scheeßel – Nichts ist es mehr mit der perfekten Saison ohne eine einzige Niederlage in der 2. Damen-Bundesliga. Die hagelte es am zweiten Rückrunden-Spieltag. Beim bisherigen Tabellenletzten TG Neuss Tigers setzte es für die Basketballerinnen der Avides Hurricanes ein überraschendes 72:89 (38:47). Damit endet nach neun Monate die beachtliche Serie von 16 ungeschlagenen Partien. Zuletzt hatte die Fünf von Christian Greve in der Aufstiegsrunde beim ASC Theresianum Mainz verloren, in der regulären Saison sogar Mitte Februar zu Hause gegen den TuS Lichterfelde. „Irgendwann musste es mal passieren“, meinte der Coach.

In Neuss erlebten die Hurricanes ein Déjà-vu. Schon vergangene Saison verloren sie beim Ligarivalen. Damals war es ein 59:69 im zweiten Hinrundenspiel. „Sicherlich liegt uns die Halle nicht. Keine Ahnung, warum. Es gibt die ein oder andere Spielerin, die hier kein gutes Gefühl hat. Seien es die Bretter, das Licht oder sonst irgendetwas. Aber da gibt es auch noch andere in dieser Liga“, sagte Greve.

Eine schwere Aufgabe hatte derweil auch sein Namensvetter Christian Bremer. Der Schiedsrichter leitete die Partie kurzfristig alleine. „Das ist natürlich keine optimale Situation für eine zweite Liga. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das schon mal passiert ist.“ Vor dem Anpfiff hatten die Gastgeberinnen versucht, noch einen Ersatz aus der Umgebung zu finden – ohne Erfolg. Die Ligaverantwortlichen baten daher die Trainer, die Situation nicht auszunutzen. „Das haben wir ganz gut hingekriegt“, fand Greve und betonte: „Er war nicht der Grund, weshalb wir verloren haben.“

Stattdessen hätten seine Hurricanes zu viel Punkte zugelassen. 89 waren es. Bisheriger Höchstwert dieser Saison: 65 Zähler gegen Herne/Recklinghausen. „Vorher waren wir das Team, das im Schnitt die wenigsten Punkte zugelassen hat“, wusste der Gästetrainer, dem im Auswärtsspiel neben Anna Gerken (Skifahrt) und Jillian Schwarz (mit dem Ahrenburger TSV unterwegs) auch Hannah Pakulat wegen eines „Zwickens im Rücken“ fehlte. Ein Training war unter der Woche schon nicht möglich gewesen. Ohne ihre starke Defensivspielerin ließen die Hurricanes laut Greve zu viele Würfe von außen zu und verteidigten „nicht energisch genug“. So zog Neuss nach einem ausgeglichenen Auftakt – 20:20 (10.) – und der höchsten Gästeführung beim 28:24 durch Leonie Rosemeyer (12.) davon. „Wir hatten immer mal wieder Probleme in der Rotation. Da hat die Kommunikation gefehlt. Das mag daran liegen, dass wir bislang fehlerfrei durch die Liga gekommen sind und sich deshalb eine vermeintliche Routine eingestellt hat. Die muss aber jedes Mal wieder abgerufen werden. Das fehlte eben“, kritisierte Greve, der zudem eine mangelnde Chancenkreation seiner Spielerinnen feststellte. Besonders die Dreier-Quote von nur 19 Prozent fiel auf, während Neuss 40 Prozent traf. „Wir hatten von außen kein gutes Händchen“, bestätigte der Hurricanes-Coach.

Insgesamt nannte er die erste Niederlage einen „Hallo-wach-Effekt – vor allem in der Deutlichkeit“. Es habe sich bereits beim knappen Sieg vergangene Woche gegen Eintracht Braunschweig abgezeichnet. „Wir werden daraus lernen. Das weiß ich, weil das Team so tickt.“

(Denkmann, Rotenburger Kreiszeitung)