Avides Hurricanes: Ein Titelverteidiger ohne großen Druck

Es geht wieder los! Die Zweitliga-Basketballerinnen der Avides Hurricanes starten als Titelverteidiger und mit einem großen Kader in die neue Saison.

Scheeßel – Mit dem Trecker kann Anna Gerken ungefähr so gut umgehen wie mit dem Basketball. Das 16-jährige Talent der Avides Hurricanes hilft im elterlichen Betrieb neben ihren Geschwistern nicht nur bei der Maisernte tatkräftig mit – sie bewegt das große Gefährt auch geschickt durch die Fahrzeughalle, um es für das Mannschaftsfoto des Basketball-Zweitligisten neben die Strohballen zu postieren. Das passende Bildmotiv, schließlich kommt der amtierende deutsche Zweitliga-Meister vom Lande. Mit einem Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) starten die Hurricanes in Scheeßel gegen Aufsteiger BBC Osnabrück die Mission Titelverteidigung.
Ebenso wie die an der Schulter verletzte Anna Lena Skeib und die rekonvaleszente Carolin Knittler wird wohl auch Anna Gerken noch passen – muskuläre Probleme. „Bei ihr muss man mitunter auf der Bremse stehen“, sagt ihr Coach Christian Greve, der nach Gerkens erstem Jahr im Zweitliga-Kader urteilt: „Ich bin von Annas Entwicklung begeistert und fasziniert. Sie ist von ihrer Mentalität furchtlos, geht mit Fehlern cool um und macht weiter. Sie ist eine der besten Spielerinnen, die jemals aus Scheeßel kamen.“
Drei ebenfalls hochbegabte Youngster hat Greve in diesem Sommer zu seinem Kader hinzubekommen – die beiden Jugendnationalspielerinnen Paula Huber-Saffer (Center) und Luise Linke (Flügel) sowie Jillian Schwarz (Guard). Allesamt spielten sie schon für den SC Rist Wedel, allesamt kommen sie mit einem Zweitspielrecht und laufen zusätzlich für den Erst-Regionalligisten Ahrensburger TSV auf. „Ich habe sie nicht recruitet, ich wurde kontaktiert“, betont Greve und weiß: Sein Verein profitiert davon, dass es im Hamburger Raum keinen Erst- oder Zweitligisten im weiblichen Bereich gibt. „Ich glaube, wir sind die Plattform, auf die man steigen kann“, formuliert der hauptamtliche Hurricanes-Coach, der zudem als Lehrer an der Eichenschule arbeitet. „Und es ist schön, dass die Zusammenarbeit mit Ahrensburg so reibungslos funktioniert.“
Ihre beiden Profi-Plätze im Kader haben die Hurricanes erneut mit Shannon Ryan, der besten Centerin der vergangenen Saison, sowie mit der Neuverpflichtung Chyna Latimer besetzt. In der Vorbereitung hat die 24-Jährige aus South Carolina bereits angedeutet, dass sie die ausgeschiedene Ay´Anna Bey, die auch auf der Fünf aushelfen musste, auf jeden Fall ersetzen kann. „Sie hat definitiv eine andere Qualität und eine ausgeprägtere Scoring-Mentalität“, ist Greve vom Power Forward überzeugt.
Hört sich alles so an, als könnte sein nun 15-köpfiger Kader („So groß war er noch nie“) nach dem Titelgewinn und dem abgelehnten Aufstiegsangebot noch stärker geworden sein. „Das wird sich dann in den Ergebnissen zeigen. Vergangene Saison waren wir erst zu den Play-offs so ready. Ich habe schon das Gefühl, dass es dieses Mal schneller gehen könnte“, meint der 48-Jährige.
Von einer Titelverteidigung als Ziel spricht offiziell jedoch keiner. Auch Utz Bührmann nicht. „Wir wollen schon oben mitspielen – keine Frage. Und dann gucken wir, wie weit es geht“, sagt der Vorstand. Da sich die finanzielle Situation aber „nicht großartig geändert hat und der Spielraum nicht größer geworden ist“, werde der Aufstieg auch in der neuen Saison nicht angestrebt. „Da ist also kein Erwartungsdruck da“, betont Bührmann.
In Bedrängnis bringt die Hurricanes vielmehr die aktuelle Hallensituation, denn die drei Heimspiele gegen die Metropol Ladies Herne/Recklinghausen, die ChemCats Chemnitz und die Talents Bonn-Rhöndorf können doch nicht in Rotenburg ausgetragen werden, weil sich die Sanierung des Daches weiter verzögert. „Ärgerlich“, nennt es Bührmann, zumal für die beiden letztgenannten Spiele die Halle in Scheeßel nicht frei ist. „Die Alternative wäre, den Ort zu wechseln. Ich halte bereits im Umland Ausschau“, verrät Greve.

(Freese, Rotenburger Kreiszeitung)