Playoff-Aus im Viertelfinale

Für die BasCats USC Heidelberg ist die Aufstiegsrunde zur 1. Damen-Basketball-Bundesliga zu Ende. Die BasCats verloren das Viertelfinalrückspiel gegen die VfL VIACTIV AstroLadies Bochum klar mit 51:66 und verpassten damit das Halbfinale, in dem die BG AVIDES Hurricanes der Gegner gewesen wäre. Nach diesem unerwarteten Ende flossen Tränen der Enttäuschung. Kein einziges Mal lagen die Heidelbergerinnen in Führung, es bestand nie eine Siegchance.

Es war eine großartige Kulisse in der alten Halle des ISSW. 500, vielleicht sogar 600 Zuschauer, waren bei freiem Eintritt gekommen, um die BasCats zum Sieg anzufeuern. Dicht an dicht saßen und standen die Fans oben auf der Tribüne. Und die Kulisse war auch sogleich da, angetrieben von mehr Trommlern als sonst. Alles war angerichtet für ein tolles Basketballfest. Die BasCats hatten eine sehr gute Trainingswoche und schienen von Interimstrainerin Helena Nägele gut vorbereitet zu sein.

Doch die BasCats erwischten einen schlechten Start. Schnell gerieten sie mit 2:11 in Rückstand. Defensiv war die Leistung völlig in Ordnung, aber offensiv gelang rein gar nichts. Die wenigen herausgespielten freien Würfe wurden nicht verwandelt, aus der Distanz klappte nur wenig. Bochum dagegen wirkte selbstbewusst, abgezockt und unter der Spielregie der bärenstarken Jenny Strozyk einfach besser. Center Keylyn Filewich war schwer zu stoppen. Miriam Diala leistete zwar gegen sie Schwerstarbeit und gab alles, dadurch fehlte ihr im Offensivrebound jedoch die Kraft. Nur sieben Punkte für die Gastgeberinnen im ersten Viertel, das war ein arger Dämpfer. Helena Nägele war pausenlos am Spielfeldrand unterwegs, versuchte zu korrigieren und ihr Team anzutreiben. Der künftige Cheftrainer René Spandauw unterstützte sie, ebenso Melina Karavassilis.

Im zweiten Viertel wurde es nicht viel besser. Michala Palenickova versuchte alles, markierte sechs Punkte in diesem Spielabschnitt und die BasCats kamen durch einen 6:0-Lauf kurz vor Viertelende auf 21:28 heran. Doch ein „buzzer beater“ aus der Distanz von Lisa Kullik mit der Halbzeitsirene brachte den 21:31-Rückstand.

Noch war nichts verloren, aber wieder dauerte es im dritten Viertel zwei Minuten bis zu den ersten Punkten von Miriam Diala. Ballverluste, Dribbelfehler und weiterhin schwache Würfe kennzeichneten das Spiel der BasCats. Schnell waren es wieder 16 Punkte Rückstand, es wurde leiser in der Halle. Ein Dreier von Julia Wroblewski sorgte für kurzen Jubel, Keylyn Filewich erhöhe aber kurz vor Viertelende auf 33:47.

Läuferisch und kämpferisch gaben die BasCats wie gewohnt alles, aber es fehlte an Selbstvertrauen, sowohl beim Passen aus auch beim Werfen. Es gab kaum Spielzüge zu sehen. Ganz anders Bochum, das mit Filewich und der immer stärker werden Kullik das Geschehen beherrschte. Trotzdem keimte noch einmal Hoffnung auf, als die zum Schluss stärker werdende Julia Wroblewski und dann Carla Bieg Salazar mit ihrem einzigen Distanztreffer auf 40:49 verkürzten. Sofort war die Halle da, „BasCats, BasCats“ schallte es von den Rängen. Zwei Ballverluste in nur 16 Sekunden unterbrachen den Lauf aber gleich wieder und Bochum zog endgültig davon. Näher als zehn Punkte kamen die BasCats nicht mehr heran. Michala Palenickova markierte die letzten Punkte der Saison.

Die Enttäuschung nach Spielende war – wen wundert’s – groß. Tränen der Enttäuschung flossen. Der große Traum vom Meistertitel war geplatzt. Letztlich hielten die Nerven dem Druck nicht stand, wie schon fast in der ganzen Saison fehlte die Treffsicherheit. Gegen schwache Teams lässt sich das kompensieren, gegen die Spitzenteams aus dem Norden gewiss nicht. Null Punkte in einem Playoff-Spiel dürfen nicht passieren. Die 2. Liga Süd ist zweifellos schwächer als 2019, wo die BasCats den letzten Bundesliga-Aufstieg schafften. Sie mag ausgeglichener geworden sein, in der Spitze aber – durch viel weniger ausländische Profis – deutlich schwächer.

Dieses BasCats-Team wird so nie wieder zusammenspielen, wohl auch deshalb herrschte am Samstagabend so viel Traurigkeit. Für Miriam Diala war es vermutlich das letzte Spiel im Trikot der BasCats, sie liebäugelt ja mit einem Wechsel aufs College in die USA. Helena Nägeles Karriere ist mit diesem Spiel beendet, die Partie gegen Dillingen, wo sie sich nach 30 Sekunden am Sprunggelenk verletzte, war ihr letzter Auftritt als Spielerin. Ein trauriges Ende. Ob sie künftig Co-Trainerin wird oder eine andere Funktion übernimmt, wird sich zeigen.

In den nächsten Wochen werden nun die Weichen für die Zukunft gestellt. Dabei sind (noch) alle Optionen offen. Ob sich die BasCats trotz verpasstem sportlichen Aufstiegsrechts um einen eventuell frei werdenden Platz in der 1. Bundesliga bewerben werden, zum Beispiel, wenn nur elf Erstligisten die Lizenz bekommen sollten, das wird sich zeigen. Im kommenden Jahr gibt es keine Absteiger in der 1. Bundesliga, die Liga soll eventuell auf 14 Teams aufgestockt werden. Insofern könnte man auch dort ohne den ganz großen Druck spielen. Die Tendenz im Umfeld geht aber offenbar eher dahin, dass in einem weiteren Zweitligajahr die Strukturen weiter professionalisiert werden sollen und mit einer deutlich verstärkten Mannschaft der (sichere) Aufstieg angestrebt werden soll. Doch das wird die Zukunft noch weisen.

Michael Rappe

Statistik (Bochum/BasCats)

Dreierquote: 19:18% (4/21:4/22)

Zweierquote: 35:47%

Freiwurfquote: 65:71%

Rebounds: 46:41 (Diala 7, Palenickova 6, Ouedraogo 6 – Filewich 12, E. Morsbach 7, Scheller 4)

Assists 8:11 (Palenickova 4 – Filewich 4, Strozyk 3)

Turnover 27:19

Stenogramm: 2:2 (2.), 2:11 (7.), 7:16 (10.), 10:22 (14.), 15:28 (17.), 21:28 (19.), 21:31 (Halbzeit), 25:41 (26.), 33:47 (30.), 35:49 (31.), 40:49 (32.), 46:56 (37.), 46:60 (39.), 51:66 (Endstand).

BasCats: Palenickova 16/1, Wroblewski 11/1, Irthum 9/1, Diala 5, Salazar 3/1, Simon 3, Steins 3, Linder 1, Ouedraogo.

Bochum: Kullik 17/2, Filewich 15, Strozyk 10, Tews 9/1, Martin 7/1, Scheller 4, E. Morsbach 2, Barroso-Perez 2.

Stimmen zum Spiel:

Interimstrainerin Helena Nägele: „Es lief einfach nichts heute. Anfangs waren die freien Optionen noch da, aber wir haben sie nicht genutzt. Wir haben alles versucht, der Wille war da, aber die Ausführung war schlecht. Wir haben offensiv nicht an uns geglaubt, nicht unseren Basketball gespielt. Wir haben versucht die plays umzustellen, aber die Mannschaft konnte es nicht umsetzen. Bochum hat verdient gewonnen. Trotzdem können wir die Saison mit Stolz beenden. Es liegt am Team, dass neue Sponsoren gekommen sind und dass die Halle heute voll war. Es ist völlig okay, nun traurig zu sein, wir haben die letzten Jahre hart gearbeitet.“

Michael Rappe

Beitragsbild: Carla Bieg Salazar gegen gleich fünf Bochumerinnen. Symbolisch für die Stärkeverhältnisse im ISSW. Foto: Andreas Gieser