Tigers packen Gelegenheit beim Schopfe

Lenia Fuhrken, Luisa Garsoffky-Strey und Marlene Schuncke (v.l.) vermögen Lydia Baxter auf dem Weg zum Korb nicht aufzuhalten. Foto: Wolfgang Rommerskirchen

Im Ausweichquartier Allerheiligen gelingt den TG Neuss Tigers mit dem 79:61 (Halbzeit 34:37) über den ungeschlagen angereisten SC Rist Wedel der dritte Sieg in Folge. Allerdings tritt der bislang so starke Neuling nur mit sechs Spielerinnen an und muss dabei auf fast alle Leistungsträgerinnen verzichten.

Na klar, wäre der Tabellenführer aus der Metropolregion Hamburg mit seinen „Wolkenkratzern“ Jessica Höötmann (1,90 Meter), Paula Huber-Saffer (1,90), Laura Rahn (1,86) und Kata Takács (1,85) angetreten, hätte er die Tigers womöglich vor unlösbare Probleme gestellt. Doch Krankheiten, berufliche Verpflichtungen und Verletzungen hatten dem Kader von Trainer Asil Aydin so schwer zugesetzt, dass der mit vier Siegen in die Saison gestartete Aufsteiger nur mit einer verstärken Jugendmannschaft an den Rhein gekommen war. Das wusste natürlich auch TG-Trainer Rufin Kendall, störte ihn indes nicht wirklich. Sein Fazit: „Wir haben diese Möglichkeit bekommen und mussten sie nutzen.“

Allerdings musste auch die Neusserinnen neben Centa Bockhorst auch noch Jana Meyer (brach sich im Abschlusstraining am Donnerstag den Mittelfinger) ersetzen. Zudem war die Spielvorbereitung quasi für die Katz gewesen, mussten sich seine Mädels doch nicht wie geplant einem vor allem in Korbnähe fast übermächtigen Gegner, sondern einem kleinen, aber immer mit hohem Tempo spielenden Gegner stellen. Der Plan Aydins war simpel, aber gut. Seine Schützlinge sollten ihre fehlende Physis am Brett durch Aggressivität ausgleichen – so lange die Kraft reichte. Und das gelang ihnen ausgesprochen gut und machte den Coach glücklich. „Ich bin megastolz.“ Zwar gerieten sie im zweiten Viertel mit 22:34 (17.) ins Hintertreffen, gingen aber nach einem majestätischen 15:0-Lauf mit einer 37:34-Führung in die Halbzeitpause.

Mit Wiederbeginn übernahmen jedoch die Tigers: Inga Krings, für die am Ende fünf Ballgewinne zu Buche standen, initiierte mit ihrem Korb zum 36:37 (21.) eine 11:0-Serie der Gastgeberinnen auf 45:37 (23.), beendet von der erst 16-jährigen Marianna Byvatov (25 Punkte). Nicht zu kontrollieren war für die Mädels von der Elbe US-Girl Lydia Baxter, die in den ersten drei Vierteln ohne echten Widerpart unterm Korb 26 ihrer 28 Punkte und elf ihrer 13 Rebounds auflegte. Gemeinsam mit Nicole Egert (acht Rebounds), Maria Aftzi (7), Anke Ollig und Lisa Arz (je 6) sorgte sie zudem dafür, dass die Tigers das Rebound-Duell mit 50:28 für sich entschieden.

Es spricht für die Gäste, die in Luisa Garsoffky-Strey (21) nur eine Spielerin der Ü20-Fraktion aufboten, aber zwei 18-Jährige und drei 16-Jährige, dass sie trotz des mit 6:22 verlorenen dritten Durchgangs nie aufsteckten. „Die haben richtig mit Herz gespielt“, befand auch Kendall. Dem Sieg wirklich nahe war sein Team tatsächlich erst nach einer weiteren 11:0-Serie von 64:54 (34.) auf 75:54 (37.). So sehr ihn der unverhoffte Heimsieg und der starke Vortrag der 18-jährigen Lydia Sy in der Verteidigung auch freute, „sie hat sich ihre 25 Minuten auf dem Feld wirklich verdient“, nicht unter den Tisch fallen lassen wollte er die unübersehbaren Probleme seiner Mannschaft mit dem unbeschwert aufspielenden Kontrahenten. „Das Profil eines Gegners darf uns nicht beeinflussen.“

Die erste Niederlage schlug seinem Kollegen dagegen überhaupt nicht aufs Gemüt. Lächelnd bilanzierte Aydin: „Wir freuen uns aufs Rückspiel, wenn alle Leistungsträgerinnen wieder da sind.“

Quelle NGZ Online