Woran man sich gewöhnen könnte

Bedenklich gewackelt, aber rechtzeitig gefangen: Basketball-Zweitligist ASC Mainz setzt sich in Schwabach mit 78:72 durch. Alina Kraus drückt der Partie ihren Stempel auf.

Schwabach. Die Auszeit, die Eric Marschke in der 34. Minute nahm, blieb wirkungslos. Oder, wenn man es positiv ausdrücken will, wirkte mit Verspätung. Genommen hatte sie der Trainer des ASC Mainz, weil seine Frauen im Zweitligaspiel bei den Schwabach Baskets drauf und dran waren, einen scheinbar sicheren Sieg aus der Hand zu geben.

Auf einmal begann der im dritten Viertel bis auf 19 Punkte angewachsene Vorsprung zu erodieren, als die Gasteberinnen von 75:56 auf 75:63 herangekommen waren, wählte Marschke die Unterbrechung – doch anschließend lief es weiter, als wäre nichts gewesen. Der Schwabacher Lauf hielt bis zum 75:69 an. Dann erst, 2:11 Minuten vor dem Ende, setzte Erin Antosh einen Freiwurf dagegen, als Jana Kochs per Dreier auf 76:72 verkürzte, waren nur noch 19 Sekunden zu spielen. Und mit je einem weiteren Freiwurf stellten Antosh und Alina Krauß den 78:72 (66:52, 46:35, 28:17)-Sieg des ASC sicher.

„Auch wenn es im letzten Viertel noch mal spannend wurde, ist es ein verdienter Sieg“, betonte Marschke. „Und letztlich zählt nur, dass wir ihn ins Ziel gebracht haben.“

Erinnerungen an Stuttgart

Seine Mannschaft war gut in die Partie gekommen, Erin Antosh besorgte nach Assist von Tatum Koenig das 2:0, über 7:2 setzten sich die Mainzerinnen bis auf 17:7 und 26:6 ab. „Der Abstand hätte etwas größer sein können, aber zu viele Fehler in der Defense haben Schwabach immer wieder rankommen lassen“, berichtete der Coach. So ging das bis zur Halbzeit, elf Punkte Differenz bildeten ein solides Polster gegen den Tabellenletzten.

Ihre stärkste Phase verzeichneten die Mainzerinnen Mitte des dritten Viertels, und spätestens beim Stand von 63:44 gab es kaum noch Zweifel am vierten Saisonsieg. Dann aber kamen einige Dinge zusammen, die Marschke an die Partie beim MTV Stuttgart erinnerten, als sein Team nach einer ebenfalls komfortablen Führung komplett zusammengebrochen war. Zum einen waren es zwei Dreier mit Brett von Jana Koch, die den Schwabacher Run beflügelten, zum anderen die Stimmung in der engen und sehr niedrigen („Zweimal war der Ball an der Decke“) Halle.

Kritik an den Referees

Hinzu kamen, „das muss man leider so sagen, zwei richtig schlechte Schiedsrichter, die den Gegner ganz klar bevorteilt haben“, kritisierte der Mainzer Trainer. „Erin wurde unterm Korb bei jeder zweiten Aktion gefoult, aber gefühlt wurde nur jedes achte Mal gepfiffen.“ Hinzu kamen auch der Druck, gewinnen zu müssen, und die kleine Rotation. Marschke spielte weitgehend mit sechs Akteurinnen, die nach ihrer Fußoperation früher als erwartet wieder einsetzbare Tanja Lehnert entlastete Antosh für etwas mehr als zwei Minuten, Zweitligadebütantin Naomi Ouedraogo stand ein paar Sekunden auf dem Feld.

„Bei der Dauerbelastung wurden irgendwann die Beine und die Köpfe müde“, sagte Marschke. „Das hat man beispielsweise an Erins Wurfquote gesehen, die in der zweiten Halbzeit rapide nach unten ging.“ Bedenkliche Formen nahm die Körpersprache seiner Spielerinnen im Verlauf der Schwabacher Aufholjagd an – „aber zum Glück haben wir es rechtzeitig geschafft, uns wieder auf die Defense zu konzentrieren“.

Kraus gelingt erstes Double-Double

Seinen beiden US-Amerikanerinnen bescheinigte der Trainer, an der eingeforderten Rolle als Anführerinnen nicht nur in spielerischer, sondern auch in verbaler Hinsicht zu arbeiten. „Vor allem aber waren es Alina Dötsch, Charlotte Kriebel und Alina Kraus, die das Wort ergriffen und die anderen aufgebaut haben. Und ich habe mehr oder weniger das gesamte letzte Viertel von außen reingeschrien, was zu tun ist.“

Bemerkenswert: Während Dötsch daran gewöhnt ist, nur wenige Pausen zu bekommen, standen Kraus (33 Minuten) und Kriebel (38) ungewöhnlich lange auf dem Feld. Und sie lieferten: Beide mit vier von neun Dreiern – und Kraus ging gar hinter der Schwabacherin Abigail Hoff als effektivste Spielerin aus der Partie. Unter anderem mit dem ersten Double-Double ihrer Zweitligakarriere, 15 Punkten und 13 Rebounds, außerdem gab sie drei Assists für Topscorerin Erin Antosh und Charly Kriebel.

„Das war eine Leistung, die man nicht erwarten konnte“, sagte Eric Marschke. „Aber ich könnte mich daran gewöhnen.“

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