Viele Fragen nach frustrierender Pleite

Die Chance, sich von den Relegationsplätzen abzusetzen, lassen die Zweitliga-Basketballerinnen des ASC Mainz ungenutzt. Beim Tabellenvorletzten SG Weiterstadt unterliegen sie durch eigenes Verschulden mit 74:78 (52:55, 39:40, 19:27).

Weiterstadt. Sicher, sie hatten gerade keine Statistik zur Hand, der sie entnehmen konnte, wie es um ihre Dreipunktequote bestellt war. Doch selbst, wenn sie keine genauen Zahlen wussten: Lediglich sechs Treffer bei sechsundzwanzig Versuchen hätten den Basketballerinnen des ASC Mainz ein gewisses Gefühl dafür vermitteln können, dass es nicht die schlaueste Idee war, den letzten Angriff ausgerechnet auf diese Weise abzuschließen. Einen Angriff, der zehn Sekunden vor Schluss zwei Punkte hätte bringen müssen, um sich im Zweitligaspiel bei der SG Weiterstadt in eine Verlängerung zu retten.

Und es war ja nicht nur der bisherige Spielverlauf, der gegen die gewählte Variante sprach. „Der Coach hatte einen anderen Plan“, berichtete Dominique Liggins. Trainer Andre Negron wollte den Ball unterm Brett haben, wie er seinen Spielerinnen in einer letzten Auszeit bei noch 17 Sekunden auf der Uhr mitteilte. Das hätte sich auch machen lassen, denn als Kendra Landy nach Einwurf in der gegnerischen Hälfte über die linke Seite gen Kor dribbelte, wurde sie gefoult, der Pfiff blieb aus, doch ihre Gegnerin ging zu Boden – und öffnete den Passweg auf die freistehende Alexandra Berry.

 

Symptomatischer Spielzug

Warum die Aufbauspielerin sich gegen diese Option entschied und stattdessen Wächter zum Distanzschuss nötigte, blieb vorerst ihr Geheimnis. Das Spiel jedenfalls gaben die Gäste damit endgültig aus der Hand. Zwangsläufig mussten sie den nächsten SG-Angriff per Foul stoppen, doch mit Christina Kricks verwandelten Freiwürfen war die 74:78 (52:55, 39:40, 19:27)-Niederlage des ASC besiegelt.

Eine so frustrierende wir unnötige Niederlage, die Liggins nicht nur am letzten Angriff festmachte. „Aber der stand symptomatisch für so viele Entscheidungen“, sagte der Sportliche Leiter. „Warum setzen wir nicht einfach den vom Trainer angesagten Spielzug durch?“

Die Frage nach dem „Warum“ stellte sich auch in anderen Phasen der Begegnung beim bislang erst dreimal siegreichen Tabellenvorletzten. Zum Beispiel nach rund zwei Minuten, als sich die Gäste im Handumdrehen eine 7:0-Führung erspielt hatten. Berry gewann der Sprungball, Landy eröffnete nach sieben Sekunden mit einem Korbleger, Leonie Elbert legte mit dem zweiten Angriff einen Dreier nach, und Hannah Finke stellte den deutlichsten Mainzer Vorsprung im gesamten Spielverlauf her.

Auf 7:0 folgt 0:14

„Sensationeller Auftakt“, schwärmte Liggins angesichts der temporeichen Spielzüge – „und dann hören wir auf, schnell zu spielen, als hätte jemand einen Schalter umgelegt“. Dabei war es nicht das erste Mal in dieser Saison, dass dem Team hätte gewahr werden müssen, was seine schärfste Waffe ist: „Immer dann, wenn wir über unsere Geschwindigkeit kommen, stellen wir die Gegner vor Probleme. Selbst die besten Mannschaften der Liga hatten damit Schwierigkeiten“, hob der Manager hervor. „Und trotzdem stellen wir das einfach ein – und dann spielen wir den letzten Krautsalat zusammen.“

Nicht nur der Speed kam den Mainzerinnen abhanden, auch die Basics des Basketballspiels schienen dahin. Mit einer viel zu tief absinkenden Defense, mit „verheerenden Pässen und Blocks, die ich nicht als Blocks durchgehen lasse“, brachten sie die Gastgeberinnen nicht nur wieder ins Spiel, sondern ermöglichten ihnen einen 14:0-Lauf. „Wir können froh sein, dass wir anfangs die sieben Punkte gemacht hatten, sonst hätten wir das erste Viertel komplett um die Ohren gehauen bekommen“, sagte Leonie Elbert. Der Stand von 19:27 nach zehn Minuten war freilich schon schlimm genug.

Für seine Distanzschützin brach Dominique Liggins eine Lanze. Elbert war mit 21 Punkten die zweitbeste ASC-Scorerin, und ihre Ausbeute hätte noch üppiger ausfallen können, wären die Mitspielerinnen häufiger auf sie eingegangen. „Ich weiß gar nicht, wie oft sie nach vorne gesprintet ist, gewinkt und gerufen hat, aber der Ball trotzdem nicht zu ihr kam“, sagte der Sportvorstand. „Was machen wir da im Ballvortrag? Und diese Frage richtet sich nicht nur an Kendra.“

Erneute Führung in der Schlussphase

Den dezimierten Kader, der ohne Alina Dötsch und Amina Pinjic auskommen musste, ließ Liggins nicht als Entschuldigung für die Pleite gelten. „Das wäre eine zu billige Ausrede. Es kann schon sein, dass die beiden genügend Punkte gemacht hätten, um das Spiel zu gewinnen, aber es gab auch so genügend Phasen, in denen wir Weiterstadt auch mit dem vorhandenen Personal im Griff hatten und klar hätten schlagen müssen. Wir haben sie nur nicht lange genug ausgedehnt, sondern sind immer wieder in unsere Fehler verfallen.“

Anschauungsunterricht dafür boten sowohl das dritte als auch das vierte Viertel, als die Mainzerinnen sogar die Führung zurückeroberten (50:47) beziehungsweise zumindest ausglichen, wie durch zwei Wächter-Freiwürfe zum 61:61 Mitte des letzten Durchgangs. Eine Minute später lagen sie wieder mit fünf Treffern zurück. „Aber wir waren ja drauf und dran, es noch mal umzubiegen“, verwies Liggins auf die Schlussphase. Elbert traf drei Minuten vor dem Ende zum 67:66, Landy zum 69:68, Berry zum 74:73, als noch 34 Sekunden zu spielen waren.

Melissa Kolb im nächsten Angriff beim Schuss zu foulen und sie zu einem zusätzlichen Freiwurf einzuladen, war keine gute Idee von Jordis Wächter. Kolb verwandelte zum 74:76, Andre Negron nahm seine letzte Auszeit. Der Rest: siehe oben.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.

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