Überheblich und unkommunikativ

Sie wussten, was sie erwartet, waren darauf eingestellt und hatten in der Hinrunde bewiesen, dass sie damit klarkommen können. Doch nach der vielleicht schlechtesten ersten Halbzeit dieser Saison unterliegen die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz dem USC Freiburg mit 56:63.

Mainz. Aron Duracak stand in der Tür zwischen Bank und Anschreibetisch. Auf dem Spielfeld zwangen gerade die Ersten Herren des ASC Mainz die TSG Heidesheim in die Knie, und was der an diesem Abend nicht gerade fröhlich dreinblickende Cheftrainer der hiesigen Basketballerinnen sah, beziehungsweise hörte, machte ihn neidisch. Nicht in erster Linie des Ergebnisses wegen, wenngleich auch er mit seinen Frauen das Zweitligaspiel gegen den USC Freiburg lieber gewonnen als mit 56:63 (40:46, 25:40, 16:19) verloren hätte.

Ihm ging es vor allem um das Kommunikationsverhalten, das die Männer an den Tag legten – und das seinem Team komplett gefehlt hatte. „Wenn du die ganze Zeit nur die Stimmen deiner Trainer hörst, schaltest du irgendwann ab“, sagte Duracak. „Eine Mannschaft braucht auch Input von einzelnen Spielerinnen, egal, ob sie gerade auf dem Feld stehen oder auf der Bank sitzen.“

Gewünscht hatte er sich für am späten Nachmittag eine Akteurin, die das Team verbal führt, die mit den Kolleginnen spricht, sie anweist und aufrüttelt. „So, wie ein Tobias Oppenberg das bei den Herren gemacht, wie er seine Mitspieler gepuscht hat.“ In seinem Kader übernehme nur eine Spielerin solche Aufgaben, Jordis Wächter. Die allerdings fehlte an diesem Tag. „Alle anderen haben ihre Qualitäten in der Offense und der Defense. Aber nicht als Leader.“

Fähigkeiten verborgen

Erschwerend kam hinzu, dass die nur sieben verfügbaren Spielerinnen ihre Fähigkeiten eine Halbzeit lang eindrucksvoll verbargen. „Das war unsere schlechteste Halbzeit in dieser Saison“, räumte Eden Nibbelink ein, „wenn wir den Ball hatten, wussten wir überhaupt nicht, was wir damit machen sollten.“ Duracak widersprach nicht. „Bis zur Pause war das einfach nur traurig. Durch die Bank hat es uns an allem gefehlt, was man für ein gutes Basketballspiel braucht. Wir hatten keine Körpersprache, keine Einstellung, keine Ballsicherheit.“

Woran das lag, nachdem die Gastgeberinnen doch mit der Absicht in die Begegnung gegangen waren, zum dritten Mal hintereinander zu gewinnen und den USC ein zweites Mal zu schlagen, vermochte der Trainer nur spekulativ zu beantworten. „Wahrscheinlich genau daran“, sagte er. „Reine Überheblichkeit, und dann noch der Gedanke, dass die Gegnerinnen drei Stunden Anfahrt hinter sich haben…“

Viele eigene Ideen

Ein Viertel lang ging das noch gut, keine Mannschaft vermochte sich abzusetzen, im zweiten Durchgang jedoch handelten sich die Gastgeberinnen den entscheidenden Rückstand ein. Von außen entgegenzuwirken, sei nahezu unmöglich gewesen. „Was machst du als Trainer, wenn beispielsweise Eden einen Fehler nach dem anderen produziert, aber auf der Bank sitzen nur zwei Kleine? Lässt du sie dann auf dem Feld, oder spielst du mit Alina Dötsch als einziger Großen?“ Keine entsprechenden Handlungsoptionen zu haben, sei suboptimal. „Es ist einfach scheiße gelaufen.“

Was dem Trainer besonders sauer aufstieß, war der Umstand, dass die Freiburgerinnen keine überraschenden Systeme ausgepackt hatten, sondern genauso wie im Hinrundenspiel auftraten. „Damit sind wir dort super zurechtgekommen, und darauf haben wir uns vorbereitet“, schimpfte Duracak. „Wir wussten genau, was zu tun ist, aber wir haben es nicht getan.“ Der Mannschaftsgedanke trat in den Hintergrund, nahezu jede ASC-Spielerin verfolgte ihre eigenen Ideen, und auf diese Weise unterliefen ihnen zahlreiche Turnovers.

Solide Leistung hätte gereicht

Mit Beginn der zweiten Halbzeit änderte sich das zwar, ohne außergewöhnlich stark aufzutreten, hielt der ASC den USC im dritten Viertel bei sechs Punkten. „Das macht die erste Halbzeit noch ärgerlicher, weil wir gesehen haben, was selbst mit einer soliden Leistung möglich gewesen wäre“, beklagte Duracak. So aber war die Hypothek zu groß und die Performance im letzten Durchgang nicht ausreichend, um die Partie noch in die eigene Richtung zu ziehen.

Ein Lob hielt der Trainer für Alina Dötsch bereit, die wie auch Kendra Landy ohne Bankpause durchspielen musste „und das sehr gut gemacht hat“. Der US-Amerikanerin auf der Eins hingegen hätte er ein paar Minuten Ruhe gönnen müssen, um anschließend wieder den Kopf frei und oben zu haben. Einzige Alternative jedoch war die unter der Woche kränkelnde Charlotte Kriebel. „Und kann man dann ernsthaft einer nicht ganz fitten 16-Jährigen die Verantwortung aufbürden, das Steuer herumzureißen?“ Duracaks Frage war rhetorischer Natur.

Bei aller Verärgerung war es ihm letztlich nicht Unrecht, dass es dem Team nicht gelang, die Begegnung zu kippen. Andernfalls, vermutete er, wäre die erste Halbzeit als nicht so schlimmer Ausrutscher abgetan worden. „Jetzt aber bin ich überzeugt, dass wir vor einer sehr guten Trainingswoche stehen, weil alle Besserung gelobt haben und sich entsprechend reinhängen werden.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.