Knappes Ende bewusst in Kauf genommen

Die Schlussminuten gegen die TS Jahn München bestreitet Basketball-Zweitligist ASC Mainz zwecks Lerneffekt ohne seine US-Amerikanerinnen. Der Vorsprung schrumpft, doch es reicht für einen 59:56-Sieg.

Mainz. Ein ungewohntes Bild bot sich den Zuschauern im Theresianum während der letzten 138 Sekunden des Zweitligaspiels zwischen dem ASC Mainz und der TS Jahn München: Auf der Bank der Gastgeberinnen saßen Kendra Landy, Eden Nibbelink und Maura Fitzpatrick – alle drei US-Amerikanerinnen des Teams, auf dem Feld standen Charlotte Kriebel, Marta Gehlhaar, Alina Kraus, Jordis Wächter und Alina Dötsch.

Eine Konstellation, die es noch nicht gab und die dazu führte, dass der komfortabel anmutende Vorsprung sukzessive schmolz. Vom 59:43 an erzielten die Mainzerinnen keine Korb mehr, nicht aus dem Spiel heraus und nicht von der Freiwurflinie. Derweil die Gäste um 13 Punkte herankamen, bis zu Judit Tella Vilas Treffer sieben Sekunden vor Schluss. Die verbliebene Führung brachte der ASC über die Zeit, bis der 59:56 (48:36, 28:28, 14:14)-Sieg feststand.

In Feierlaune waren die Akteurinnen allerdings nicht. „Reden wir nicht über die Schlussphase“, bat Dötsch, „am Ende hat sich das angefühlt wie eine Niederlage.“

Liggins grinst zurück

„Ich glaube, ein paar Leute haben noch mal ein bisschen Panik bekommen“, kommentierte Trainer Aron Duracak grinsend seine Personalentscheidung. Dominique Liggins grinste zurück: „Ich hatte auch Bock auf ein bisschen Adrenalin“, sagte der Sportvorstand des Klubs. „Wahrscheinlich sind wir die einzigen Idioten, die so etwas machen“, übte Duracak sich in Selbstkritik und bezog seinen Kotrainer Kevin Beiko ein.

Wobei: Zu verlieren hatten die Mainzerinnen ja nichts, abgesehen vom Spiel und vielleicht einem Tabellenplatz. „Aber letztlich ist es egal, ob wir Vierter, Fünfter oder Sechster werden“, sagte Alina Dötsch. Die Play-off-Teilnahme war schon vor diesem drittletzten Spieltag sicher, und den direkten Vergleich zu gewinnen, wozu nur noch ein Punkt fehlte, stellte keinen Anreiz dar – für die Münchenerinnen war der ASC tabellarisch bereits außer Reichweite.

Diese Situation nutzten die Coaches ganz bewusst, um ihre jüngste Spielerinnen Erfahrungen sammeln zu lassen. „Und war es wichtiger, dass Charly und Marta sich dieser Situation stellen und aus den Fehlern lernen können, die sie machen würden, als den Vorsprung auszubauen“, erläuterte Duracak.

Landy glaubt an die Mitspielerinnen

Die Fehler blieben nicht aus, äußerten sich in Ballverlusten der Spielmacherin oder in einem wilden Wurf Gehlhaars, als die Schussuhr noch 14 Sekunden zeigte. „Dass es noch eng wurde, haben wir selbst verschuldet“, sagte der Trainer, „die Spielerinnen und wir.“ Trotzdem hätte er es wohl auch im Falle eines bitteren Endes darauf ankommen lassen: „Als der Gegner auf unter zehn rankam, habe ich zu den dreien auf der Bank gesagt: Da müssen sie jetzt durch.“

Mindestens eine der zuschauenden Stammkräfte war anscheinend zuversichtlich, dass es trotz aller Probleme zum vom Trainer gewünschten zwölften Saisonsieg reichen würde. „Die Mädels, die den Ball bringen mussten, sind sehr jung“, sagte Spielmacherin Kendra Landy, „sie brauchen solche Erfahrungen, um sich zu verbessern. Aber ich hatte volles Vertrauen, dass sie es schaffen.“

Zwei Viertel à 14:14

Begonnen hatten die Mainzerinnen einigermaßen fulminant, nach zweieinhalb Minuten führten sie mit 10:2. Danach jedoch folgte eine lange Durststrecke, die Gäste kamen heran, glichen bis zum Ende des Viertels aus. Der zweite Durchgang endete ohne sonderliche Ausschläge wie der erste mit 14:14. „Die gesamte erste Halbzeit ist dahingeplätschert, wir haben einander neutralisiert“, sagte Aron Duracak. „Uns war schon bewusst, dass München ein unangenehmer Gegner ist, der zu gut verteidigt, als uns davonziehen zu lassen.“

Nach dreieinhalb Minuten der zweiten Halbzeit begann die zweite Absetzbewegung des ASC, sie führte von 32:33 auf 48:36. „Wir waren wacher und haben in der Defensive mehr kommuniziert, dann kommt der Rest von alleine.“

Duo mit 47 Punkten

Ob es im Sinne des Erfinders ist, wenn zwei Spielerinnen 47 von 59 Punkten auf sich vereinen? „Nein“, räumte der Coach ein, „mir wäre es lieber, wenn auch die anderen mehr treffen.“ Wenn man aber eine Eden Nibbelink und eine Maura Fitzpatrick in den eigenen Reihen habe, müsse man ihre Qualitäten auch ausnutzen.

Zudem handelte es sich kaum um Einzelaktionen. „Wir haben unter der Woche geübt, die Angriffe geduldig auszuspielen, um beispielsweise Eden in die Mismatches zu bringen“ – die Nibbelink gnadenlos ausnutzte. Hinzu kamen ihre Dreier sowie, ein Highlight der Offensivbemühungen, ein Coast-to-Coast-Angriff zum 42:36 nach eigenem Defensivrebound.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ !