Keine Steigerung, sondern eine Explosion

Ohne auch nur einmal in Rückstand zu geraten, setzen sich die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz beim Tabellendritten HTG Bad Homburg mit 73:55 durch. Jugendnationalspielerin Verena Soltau ist eine von drei prägenden Akteurinnen.

Bad Homburg. Als Alina Dötsch das 4:2 erzielte und der ASC Mainz zum zweiten Mal in Führung ging, lief die dritte Minute im Spiel der Zweiten Basketball-Bundesliga bei der HTG Bad Homburg. Wer hätte zu diesem Zeitpunkt ahnen können, dass die Kapitänin zu einer der prägenden Akteurinnen der Partie werden können? Dass neben ihr Erin Antosh wesentliche Akzente setzte, okay, das konnte man erwarten, aber eine Performance von Verena Soltau, die weniger eine Leistungssteigerung, denn eine -explosion war? Unvorstellbar.

Und wer wäre auf die Idee gekommen, die Mainzerinnen würden ihre Führung beim Tabellendritten nicht mehr aus der Hand geben? Nicht mal Berufsoptimisten. Doch genau das sollte passieren. Was bei Zwischenständen wie 13:4 noch Duftmarken waren, die beim 15:11 zu verfliegen schienen, entwickelte sich zu einer eindrucksvollen Demonstration dessen, „wozu diese Mannschaft fähig ist, wenn sie an sich glaubt“.

Bis zu 26 Punkten Differenz

Als Eric Marschke dieses Resümee zog, stand ein 73:55 (57:37, 37:24, 17:11)-Erfolg zu Buche, „den wir nicht eingeplant hatten“, wie Sportvorstand Dominique Liggins sagte, und „den wir uns nicht dadurch kleinreden lassen, dass beim Gegner zwei wichtige Spielerinnen fehlten“, wie der Trainer ergänzte. „Für Bad Homburg standen immer noch drei Profis auf dem Feld, und bei uns haben auch nicht unbedingt diejenigen gescort, auf deren Punkte wir normalerweise angewiesen sind.“

Trotzdem, betonte Marschke, habe seine Mannschaft sich ihren siebten Saisonsieg erspielt, ohne ein einziges Mal in Rückstand zu geraten. „Im letzten Viertel lagen wir sogar mit 26 Punkten vorne, verwies er auf Spielstände wie das 63:37 acht Minuten vor Schluss. Danach nutzte er die Gelegenheit, unter anderem Youngster Lena Kröhl noch fünfeinhalb Minuten zu geben und seine Leistungsträgerinnen vorzeitig Feierabend machen zu lassen.

Überzeugung und gute Trainingswoche

Fünf Aspekte nannte der Coach, die für den Erfolg maßgeblich waren:

„Zum einen ist dies das Resultat einer sehr gute Trainingswoche“, sagte Marschke. In der hatte der Schwerpunkt darauf gelegen, ins Eins-gegen-eins zu gehen, immer wieder zum Korb zu ziehen, am Brett zu finishen oder Freiwürfe zu holen. „Genau das haben wir gemacht, statt unser Heil in Hunderten von Dreiern zu suchen.“

„Zum anderen entspringt der Sieg der Überzeugung, es mit jedem Gegner aufnehmen zu können.“ Dabei mochte eine Rolle spielen, dass er selbst davon abgesehen hatte, die Ambitionen zu relativieren. Seine Ansage lautete: „Ich erwarte einen Sieg“ – ohne den zuletzt gegen favorisierte Gegnerinnen gebrauchten Zusatz, ein Erfolg sei kein Muss, eine Niederlage kein Weltuntergang. Und als die Gastgeberinnen nach drei Minuten die erste Auszeit nahmen, bekräftigte Marschke den Anspruch. „Ich habe meinen Mädels gesagt, dass wir heute das bessere Team sind und gewinnen werden.“

Lob für Defensivarbeit

Zum Dritten verwies der Trainer auf die Arbeit unter dem eigenen Korb: „Wir sehen immer die offensiven Statistiken, aber was vor allem Alina Dötsch und Annika Soltau in der Defensive geleistet haben, war von unfassbarer Qualität.“ Diese beiden waren beispielsweise dafür verantwortlich, dass HTG-Centerin Gergana Georgieva binnen 18 Minuten lediglich zu vier Abschlüssen und zwei Punkten kam.

Viertens spielte Dötsch auch im Angriff wie entfesselt auf und traf acht von zehn Zweierversuchen. Dass sie damit nur drittbeste Mainzer Schützin wurde, war der fünfte Aspekt. Denn hinter Erin Antosh (20) spielte und schoss sich Soltau in den Vordergrund. Die zu Saisonbeginn aus Speyer ans Theresianum gekommen Jugendnationalspielerin hatte sich bei ihren bisherigen Einsätzen für den ASC stets unter Wert verkauft, wirkte verkrampft, wollte oft mit dem Kopf durch die Wand. Davon konnte diesmal keine Rede sein.

„Verena hat die Minuten bekommen, die sie sich unter der Woche verdient hatte, und ein nahezu fehlerfreies Spiel gemacht“, berichtete Marschke. „Zusammen mit Erin und Alina hat sie die Bad Homburger Profis auseinandergenommen und so viele Punkte gemacht wie die gesamte gegnerische Mannschaft.“

Soltau begeistert Trainer und Manager

Die 17-Jährige kam mit einer 100-prozentigen Quote aus dem Feld und drei verwandelten Freiwürfen auf 19 Punkte – der Hinweis, dass sie fünf Versuche von der Linie liegenließ, wäre auf hohem Niveau gejammert. „Das war ein herausragender Auftritt“, lobte der Trainer. Dominique Liggins zeigte sich nicht minder begeistert.

„Vor zwei Wochen habe ich ihr noch gesagt, ich sei überzeugt, dass sie dem Team viel geben kann und dass bald der Knoten platzt“, erzählte der Sportvorstand. Vor wenigen Tagen sei Soltau dann für den nächsten Lehrgang der U-18-Nationalmannschaft berufen worden. „Wenn eine solche Nominierung immer solche Leistungen zur Folge hat, freuen wir uns natürlich…“

Neben dem besonders hervorgehobenen Trio habe auch das übrige Team geliefert, betonte Liggins, lediglich US-Spielmacherin Tatum Koenig agierte auf einem mäßigen Level und traf aus dem Feld lediglich einen ihrer elf Schüsse, hinzu kamen drei Freiwürfe. An diesem Tag fiel das nicht ins Gewicht.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.