Geduldig zur nächsten Überraschung

Lange liegen die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz gegen den TSV Wasserburg zurück. Ihre zweite Führung allerdings geben sie nicht mehr aus der Hand und schlagen den Tabellenzweiten mit 89:84.

Mainz. Der letzte Wurfversuch missglückte zwar, doch Alina Dötsch erkämpfte sich den zurückprallenden Ball und gab ihn, auf dem Hallenboden sitzend, nicht mehr her. Ein paar Sekunden liefen noch herunter, dann stand nach einer überragenden Leistung der 89:84 (63:67, 40:42, 20:24)-Heimsieg der Basketballerinnen des ASC Mainz gegen den TSV Wasserburg fest.

Eine Woche nach dem überraschenden 73:55 bei der HTG Bad Homburg war dem Theresianum-Team ein fast schon sensationell anmutender Erfolg in der Zweiten Bundesliga gelungen. „Wir haben die ersten zwei der Liga geschlagen“, hielt Aron Duracak fest; gegen beide Konkurrenten hatten die Mainzerinnen zu Saisonbeginn noch hoch verloren. „Das gibt den Mädels Auftrieb.“

Für ihn selbst, der anstelle des mit den ASC-Männern geforderten Eric Marschke noch einmal das Coaching übernommen hatte – gemeinsam mit Sportvorstand Dominique Liggins – war das Ergebnis zusätzlich eine Genugtuung. Zur Erinnerung: Nach den ersten beiden Partien der laufenden Runde hatte er das Traineramt wegen beruflicher Überlastung abgegeben und die Tätigkeit damals mit einer Niederlage beendet. „Mit einem Sieg zurückzukommen, ist toll“, sagte Duracak. Der Applaus allerdings gebühre nicht ihm, sondern den Spielerinnen. „Am Ende war es ein Teamerfolg.“

Soltau ragt heraus

Auch wenn Duracak zu Recht die Bedeutung der mannschaftlichen Geschlossenheit betonte, kam er nicht umhin eine einzelne Spielerin hervorzuheben. „Verena Soltau findet immer besser ins Team“, sagte er über die groß, bewegliche Flügelspielerin. Obendrein erweist sie sich inzwischen als treffsicher. Hatte sie in Bad Homburg schon mit 19 Punkten geglänzt, legte sie jetzt sogar 25 Zähler nach. Plus 16 Rebounds und vier Blocks. „So jemand hat uns im Herbst gefehlt.“

Angedeutet hatte sich der Sieg gegen den Tabellenzweiten lange Zeit nicht. Mit neun Punkten lagen die Gastgeberinnen im ersten Viertel zurück, im zweiten waren es mehrmals zehn. Kein Rückstand, der sich nicht aufholen ließe, doch die bis dahin gezeigten Leistungen sprachen gegen eine solche Entwicklung. Die Wasserburgerinnen wiesen die höhere Trefferquote auf und leisteten sich weniger Fehler.

Immer wieder herangearbeitet

Die Mainzerinnen hingegen ließen gerade unter dem Korb viele Chancen liegen, hinzu kamen Ballverluste beispielsweise durch Passfehler, die der TSV gerne ausnutzte. Zugute halten musste man ihnen allerdings, dass sie jeweils gegen Ende der Viertel die Rückstände verkürzten. Im ersten Durchgang machten sie aus einem 15:22 ein 20:24, im zweiten kamen sie nach dem 30:40 sogar bis auf zwei Punkte heran. Dabei profitierten sie von einer Schwächephase der Gäste, denen ohne Not in kurzer Folge zwei Schrittfehler unterliefen. „Das war ein Bonus für uns“, sagte Duracak.

Der knappe Pausenstand eröffnete dem ASC wieder alle Möglichkeiten. Soltau glich aus, hätte mit einem zusätzlichen Freiwurf schon die erste Führung für ihr Team erzielen können, doch nachdem dieser Versuch missglückt war, holte Dötsch das im nächsten Anlauf nach. Langsam wandelte sich das Bild. Die Gastgeberinnen agierten in der Abwehr immer bissiger und sicherer, sodass die favorisierten Gäste um jeden Treffer härter kämpfen mussten. „Uns ist gelungen, den Zug der Wasserburger zum Korb zu stoppen“, sagte Duracak. „Die Rotation funktionierte besser, die Hilfe und die Hilfe für die Hilfe waren da. Das hat sich im Verlauf des Spiels gesteigert.“

Akzente von mehreren Spielerinnen

Zudem verbesserten die ASC-Frauen sich auch im Angriff. Angetrieben von der dribbelstarken Alina Kraus verschafften sie sich immer wieder freie Wurfpositionen und stärkten mit genutzten Chancen ihr Selbstvertrauen. „Wir wurden immer geduldiger“, erläuterte der Coach. „Am Anfang war unser Passspiel noch überhastet.“ Positiv sei auch gewesen, dass alle Spielerinnen Zug zum Korb gezeigt hatten. „Wir mussten nicht zwingend über die Amerikanerinnen gehen, auch andere haben Akzente gesetzt.“

Die erste Führung bedeutete freilich noch nicht die Wende, sie hielt nur bis zum 52:51. Danach rissen die Gäste die Partie wieder an sich und zogen noch mal auf 56:63 davon. Doch auch in diesem dritten Viertel konnten sich die Mainzerinnen auf ihren Schlussspurt verlassen. Hannah Krull verkürzte mit einem Dreier 63:67.

Krull gelang auch der Ausgleich zum 74:74, Tatum Koenig brachte ihr Team per Dreier zum 79:78 zum zweiten Mal in Führung – und diesmal hielt sie. Als Kraus eine halbe Minute vor Schluss einen weiteren Dreier zum 89:82 versenkte, war das mehr als eine Vorentscheidung. Und mit Dötschs Balleroberung im Sitzen war die zweite Überraschung binnen Wochenfrist perfekt.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.