Ein Dreier von Kraus reißt’s raus

Ein Wurf ihrer besten Distanzschützin beschert den Zweitliga-Basketballerinnen des ASC Mainz einen 69:68-Sieg gegen den Tabellenletzten Baskets Schwabach. Die um einen Neuzugang verstärkten Gäste hatten fast die gesamte Zeit geführt.

Mainz. Sechseinhalb Sekunden vor dem Ende musste der Ersatzcoach eine vielleicht entscheidende Wahl treffen. Beim Stand von 66:68 gegen die Baskets Schwabach auf Sieg oder doch lieber auf Verlängerung gehen? Kein Ding für Dominique Liggins, den Sportvorstand des ASC Mainz, der Eric Marschke bei den Zweitligabasketballerinnen vertrat.

„Den Dreier mussten wir nehmen“, befand er hinterher. Und so sagte er es vor diesem Einwurf tief in der eigenen Hälfte an – aber auch eine Option im Auge zu behalten, falls Plan A wegen der gegnerischen Defensivarbeit nicht umzusetzen sein sollte. „Dann hätten wir immer noch Backdoor gehen können.“ Aber Alina Kraus löste sich nach dem Einwurf aus der Zone, lief hinter die Dreierlinie und versenkte den Ball aus acht Metern zum 69:68 (53:52, 35:36,16:18)-Sieg gegen den punktlosen Tabellenletzten. Hochstimmung im Theresianum.

Noch etwas gezögert

„Ich hatte mich noch etwas gewundert, dass ich so frei war und sogar noch etwas gezögert“, schilderte die 24-Jährige, wie sie die Szene erlebt hatte. Eine gute Idee war es, den Wurf so zu setzen, dass der Ball erst noch auf den Ring dotzte, eher er durchs Netz flutschte, denn das nahm zwei Sekunden von der Uhr. Mit der einen, die ihnen für eine Antwort blieb, wussten die Schwabacherinnen nichts anzufangen. Der weite Pass von der Grundlinie in die Mainzer Hälfte kam zwar bei der Adressatin an, die meinte aber noch Zeit zu haben, sich per Dribbling in eine bessere Position bewegen zu können. Das dauert zu lange.

Dass die Wahl für den abschließenden Dreier auf Kraus fiel, war nach Saison- und Spielverlauf logisch; in einer Partie mit generell mäßiger Wurfleistung hatte die sechstbeste Distanzschützin des ASC zuvor immerhin zweimal von jenseits der Linie getroffen. Sie fühlte sich auch keineswegs unter Druck gesetzt, als Liggins die finale Aktion ihr zuschob. „Ich hatte da Bock drauf“, betonte sie. „Ich bin niemand, der sich beim Werfen viele Gedanken macht.“

Nur wenige Minuten in Führung

Es war ein Heimsieg, den die Mainzerinnen eingeplant hatten, der aber nicht nur wegen der Hopp-oder-top-Szene am Schluss sehr wacklig und letztlich auch glücklich zustande kam. Über das gesamte Spiel verteilt dürften es nicht mehr als drei Minuten gewesen sein, in denen der ASC eine Führung hielt. Entscheidend dafür: Die Frage, inwieweit der Zugang der US-Amerikanerin Sydney Clayton das Niveau der Fränkinnen entscheidend verbessert hat, beantwortete sich schnell. Der Small Forward dominierte in Offensive wie Defensive die Schwabacher Abläufe.

Das bekam auch die Mainzer Centerin Erin Antosh zu spüren, die von ihrer Landsfrau mehrfach in bester Position unterm Korb abgekocht wurde; zudem steuerte die 24-jährige 28 Punkte bei und holte zehn Rebounds. „Ich bin froh, dass wir jetzt gegen Schwabach spielen durften, denn wenn Clayton noch besser integriert ist, werden sie einige Spiele gewinnen“, sagte Liggins.

Gute Abschlüsse herausgespielt

Die Absicht seiner Mannschaft, von Beginn an zu zeigen, wer im TH das Sagen hat, scheiterte in beiden Halbzeiten, die jeweils mit einer 0:7-Sequenz begannen. Der Coach machte sich dennoch keine allzu großen Sorgen, dass das Spiel verlorengehen könnte. „Wir hatten unsere Abschlüsse gut herausgespielt haben, aber die Würfe waren eben nicht drin“, haderte Liggings mehr mit der Qualität der letzten Aktionen – und in dieser Hinsicht kam sein Team jeweils besser in Schuss. Die beide Male erfolgreiche Aufholjagd wurde freilich begünstigt von der nicht gerade konstanten Leistung der Gäste mit vielen falschen Abschlussentscheidungen und einer entsprechend sinkende Trefferquote.

Mit dem ersten erfolgreichen Dreier ihres Teams zum 11:11 egalisierte Hannah Krull den Fehlstart (8.). Allerdings mangelte es dem ASC anschließend am Punch, um die Führung zu übernehmen. Das holte Tatum Koenig per schönem Dribbling zu einer Drei-Punkt-Aktion zu Beginn des zweiten Viertels nach (21:19). Doch auch das geriet nicht zum Wendepunkt, Clayton sorgte kurz vor der Halbzeit ebenfalls mit einem And-one-Spiel für die mit 28:36 höchste Differenz. Der Mainzer Zwischenspurt für ein besseres Pausenergebnis verlief jedoch beeindruckend. Antosh verwandelte nach einem Foul von Abigail Hoff jenseits der Dreierlinie alle Freiwürfe zum 33:36, Koenig ließ noch zwei Punkte folgen.

Verzögerter Effekt

„Das hat uns gezeigt, dass wir dran sind und das Spiel gewinnen können“, sagte Kraus. Der Effekt trat aber mit starker Verzögerung ein; nach dem Seitenwechsel zogen zunächst wieder die Gäste davon (35:43). Erst Kraus‘ zweiter Dreier brachte die Mainzerinnen rechtzeitig zur letzten Viertelpause wieder auf einen Punkt heran.

Im letzten Durchgang legten die Schwabacher erneut vor, diesmal aber kam der ASC schnell in Fahrt. Vier verwandelte Freiwürfe  von Koenig und Antosh brachten einen kleinen Vorsprung (63:60), der wiederum keinen Bestand hatte. Die Mainzerinnen hatten noch Glück, dass die Gäste in der letzten Minute nur zwei ihrer vier Freiwürfe verwandelten, sonst wäre der Coup am Ende gar nicht mehr möglich gewesen.

„Für uns ging es darum, nach der Niederlage in München gut in die Rückrunde hineinzukommen. Auch aus einem etwas glücklichen Sieg können wir Energie für die nächsten Spiele ziehen“, sagte Liggins. Die Vorbereitung auf die nächste Aufgabe bei den Rhein-Main Baskets in Langen ist dann wieder Eric Marschkes Job. Der Cheftrainer hatte  trotz Abwesenheit seinen Anteil am erfolgreichen Heimauftakt im neuen Jahr hatte, wie Kraus betonte. „Er hat uns gut auf das Spiel eingestellt.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.