Die Leichtigkeit schwindet nach 16 Minuten

Im Zweitligaspiel gegen den USC Freiburg 2 geben die Basketballerinnen des ASC Mainz in der Schlussphase der ersten Halbzeit einen 18-Punkte-Vorsprung aus der Hand. Mit dem 68:80 gegen die mit vier Erstligaspielerinnen verstärkten Gäste endet die vierteilige Siegesserie des Teams von Eric Marschke.

Mainz. Dreierlei suggerierte der Spielstand nach fünfzehneinhalb Minuten:

  1. Die Basketballerinnen des ASC Mainz machen die Partie gegen den USC Freiburg 2 zu einem High-Score-Game.
  2. Sie werden sich erfolgreich für die Hinrundenniederlage revanchieren.
  3. Und wenn sie nicht nachlassen, gewinnen sie bei einem Sieg mit 21 Punkten Unterschied sogar den direkten Vergleich und qualifizieren sich schon am 18. Spieltag für die Play-offs, vier Wochen vor dem Ende der Punktrunde.

Bis zur Halbzeitpause hatten diese Einschätzungen nur noch bedingt Bestand. Binnen weniger Minuten brach alles, was sie sich aufgebaut hatten, zusammen. Aus einer 46:28-Führung wurde ein 48:46, und nach einem ausgeglichen verlaufenen dritten Viertel gelang es den Mainzerinnen im letzten Durchgang nicht mehr, sich dem Druck der Gäste zu widersetzen. Das mündete in eine 68:80 (59:59, 48:46, 25:19)-Niederlage, die für lange Gesichter sorgte.

„Da sind so viele Kleinigkeiten zusammengekommen“, versuchte Alina Dötsch das Ende der vierteiligen Siegesserie zu erklären. „Ein paar Pfiffe, die wir nicht kriegen, Bälle, die vorher gefallen sind, fallen plötzlich nicht mehr rein, und bei der hohen Foulbelastung, die einige von uns hatten, konnten sie nicht mehr so hart verteidigen, sondern mussten gucken, dass sie die Hände weglassen.“ Aber all dies innerhalb einer so kurzen Zeitspanne? „Manchmal haben wir eine solche Phase, und heute hat sie uns das Genick gebrochen.“

Effizient und sehenswert

Der Einstieg in die Begegnung hätte dem ASC kaum besser glücken können. Tatum Koenig schloss den ersten Angriff mit einem Dreier ab, beim zweiten verfehlte Dötsch den Korb, holte aber den Rebound und legte Erin Antosh den Treffer zum 5:0 auf. Hinten stand das Team gut, auch die von Trainer Eric Marschke zuletzt wegen lascher Defensivarbeit gescholtene Antosh trug dazu bei, und vorne erwiesen sich die Spielerinnen nicht nur als effizient, sondern spielten ihre Körbe auch sehenswert heraus.

Zum Beispiel das 12:5, in dessen Entstehung Verena Soltau den Ball mit dem Rücken zum Brett gegen zwei Freiburgerinnen behauptete und dann einen Bodenpass in Koenigs Lauf spielte, die den Assist veredelte. Oder der Fastbreak zum 23:14 nach einem von Antosh vor der Mainzer Zone abgefangenen Pass, dem Anspiel auf die direkt gestartete Hannah Krull und deren diagonalem Zuspiel auf Dötsch, die von rechts zum Korb zog.

Ganz ohne Nachlässigkeiten gestalteten die Mainzerinnen freilich auch ihre beeindruckend starke Phase nicht: Erin Antoshs Dreierversuch vier Sekunden vor Ablauf des ersten Durchgangs war schlicht überflüssig – noch ärgerlicher wurde die Aktion, weil Pauline Mayer im Gegenzug ein Treffer noch aus der eigenen Hälfte glückte. Statt mit einem möglichen 27:16 nach ausgespieltem Angriff ging es mit 25:19 in die Viertelpause. Dass die US-Centerin des ASC sehr wohl aus der Distanz erfolgreich sein kann, zeigte sie im weiteren Verlauf; zwei von drei Dreiern brachte sie ins Ziel. Den Fehlschuss allerdings leistete sie sich zum falschen Zeitpunkt, obendrein war er schlecht vorbereitet.

USC intensiviert die Defense

Was folgte, war Basketball aus einem Guss. Marschkes Frauen nahmen die mit vier Spielerinnen aus dem Erstligakader besetzte USC-Zweite minutenlang auseinander, zogen Punkt um Punkt davon. „Anders als in Freiburg gegen den fast identisch besetzten Gegner haben wir diesmal keinen Respekt gezeigt“, hob der Trainer hervor. Dass von jetzt auf gleich nichts mehr zusammenlief, „tat weh, kommt aber vor“ und hatte maßgeblich mit den Gegnerinnen zu tun.

„Bei uns ist vieles Einstellungssache“, kommentierte Flügelspielerin Mara Baumann die Leistungssteigerin ihres Teams. „Nur wenn wir richtig verteidigen, können wir Spiele gewinnen.“ Das taten die Freiburgerinnen nach einer entsprechenden Ansage ihres Coaches, was gleich zwei Effekte nach sich zog: Zum einen tat sich der ASC mit der aggressiveren Defensive deutlich schwerer, zu Punkten zu kommen, zum anderen resultierten aus den Freiburger Ballgewinnen zahlreiche erfolgreich abgeschlossene Fastbreaks.

„Aus dem Setplay heraus hatten wir vorher zwar einige Fouls gezogen“, sagte Baumann. „Aber wirklich getroffen haben wir erst, als wir das Spiel schnell machen konnten.“

Foulbelastung verändert die Defense

Allerdings zeigten auch die Pfiffe gegen den ASC ihre Wirkung. Antosh und Soltau waren bereits nach der ersten Halbzeit mit drei beziehungsweise vier Fouls belastet, Antosh kassierte Mitte des dritten Viertels ebenfalls das vierte. „Schon gut, dass beide trotzdem durchgehalten haben, aber diese Ausgangssituation verändert unsere Defense in der zweiten Halbzeit natürlich“, sagte Marschke.

Die Leichtigkeit der ersten Viertelstunde war dahin, im dritten Durchgang entwickelte sich ein intensiver Abnutzungskampf. „Am Ende gewinnen die Gegner, weil sie konstant treffen, während wir kaum noch jemanden haben, der den Ball reinwirft“, bedauerte der ASC-Trainer. „Ohne die Treffer unserer üblichen Dreierschützinnen und mit einer Freiwurfquote von 47 Prozent gewinnst du in der Zweiten Liga kaum ein Spiel“ – jedenfalls keines gegen eine Mannschaft, „die in dieser Besetzung kaum ein Spiel verlieren kann“.

Utopische Pässe

Die letzten knapp zwei Minuten ließ Marschke sein Team ohne Soltau und die beiden Amerikanerinnen bestreiten, dafür kam Fanny Früauff nach langer Zeit mal wieder zum Einsatz. „Jetzt gibt er aber etwas früh auf“, merkte ein Zuschauer angesichts des Spielstands von 66:76 kritisch an.

Doch dass der ASC an diesem Tag noch zehn Punkte hätte aufholen können, ließ sich mit dem Geschehen auf dem Feld nicht in Einklang bringen. Dafür hatte die Mannschaft, nachdem sie erst mal in Rückstand geraten war, zu viele Bälle weggeworfen. Utopische Pässe von einer Seitenlinie zur anderen, wo die Mitspielerin auch noch hinter der Gegnerin stand, erhöhten die Zahl der Turnovers auf 18.

Das missfiel dem Coach zwar, die Niederlage nahm er dennoch gelassen hin. „Klar sind wir enttäuscht, weil mehr drin war“, sagte Marschke, „aber ein Sieg gegen Freiburg war nicht eingeplant. Und da sowohl München als auch Dillingen ebenfalls verloren haben, bleiben unsere Play-off-Chancen unverändert groß.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.