Der zehnte Dreier ist einer zu viel

Trotz fehlender Klarheit und Körperspannung wahren die Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz bei der BSG Ludwigsburg bis vier Sekunden vor Schluss ihre Siegchance. Dann führen nicht begangene Fouls und ein Fehler in der Verteidigung zur 65:68-Niederlage.

Ludwigsburg. Die Fehler, die vier Sekunden vor Schluss in die Niederlage mündete, hatten seine Spielerinnen begangen, doch Aron Duracak nahm ihn auf die eigene Kappe. „Ich hätte deutlicher kommunizieren müssen“, räumte der Trainer des ASC Mainz nach der 65:68 (53:53, 38:30, 12:19)-Niederlage im Zweitligaspiel bei der BSG Ludwigsburg ein. Statt des Hinweises in der letzten Auszeit, noch zwei Fouls frei zu haben, bevor die Gegnerinnen an die Freiwurflinie gehen, wäre die klare Ansage angebracht gewesen: „Foult!“

So aber machten die Mainzerinnen von dieser Option keinen Gebrauch, mussten in den 19 Sekunden, die der Ludwigsburger Angriff währte, viele Hilfen leisten, statt sich neu zu sortieren, die Rotation stimmte nicht mehr. „Dann kamen der Pass nach draußen, ein Extrapass und ein freier Dreier. Den haben sie uns reingeknallt.“

Was das Ganze noch ärgerlicher machte: Im entscheidenden Moment vergaßen die ASC-Frauen die Vorgabe, Nadja Stöckle nicht aus den Augen zu verlieren. Eine Verteidigerin sollte stets bei der an diesem Tag besten BSG-Schützin bleiben, ganz gleich, was andernorts auf dem Feld passiert. „Und trotzdem lassen wir die Spielerin, die bis dahin vier von sechs Dreiern getroffen hatte, offen stehen.“ Danach waren es fünf von sieben, insgesamt waren es zehn, und die Hoffnung der Gäste, zumindest die Verlängerung zu erreichen, war dahin.

Viele Zufallsprodukte

Das Ende war unnötig, für ein besseres zu sorgen hatten die Mainzerinnen jedoch schon in den vorangegangenen 39:56 Minuten versäumt. „Eigentlich war es verwunderlich, dass wir die Partie so eng gestaltet haben“, sagte Duracak. „Unsere Defensive war gut, aber offensiv haben wir von Anfang bis Ende nicht klar genug gespielt.“ Ein großer Teil der erfolgreichen Abschlüsse sei nicht durch die einstudierten Plays entstanden, sondern durch individuelle Klasse und etwas Glück. „Da waren viele Zufallsprodukte dabei.“

Das bezog der Coach auch auf das zweite Viertel, das mit 26:11 an sein Team ging. Zwar handelte es sich um die stärksten zehn Minuten des ASC, „aber wir hatten Glück, dass Ludwigsburg so viele Bälle verworfen hat“. Die schwache Chancenverwertung der Gastgeberinnen wiederum habe seine Frauen beflügelt, die dadurch in Rollen gekommen seien und sich unter anderem durch Dreier von Maura Fitzpatrick und Eden Nibbelink absetzten. Die beiden sorgten auch für den letzten Treffer vor der Pause – „Maura ist zum Korb gezogen, hat ihn aber verfehlt, dich Eden war für den Tip-in zur Stelle“.

Vom Gegner anstecken lassen

38:30 lagen die Gäste zur Halbzeit vorne. Ein Zwischenstand, den Duracak als trügerisch empfand. „Es hat sich nicht nach einer 8-Punkte-Führung angefühlt, das habe ich auch in der Kabine gesagt“, berichtete er und stieß mit seiner Analyse („Uns hat die Spannung gefehlt, als ob wir vom Kopf her nicht 100-prozentig bei der Sache wären“) scheinbar auf offene Ohren. „Die Mädels haben mir zugestimmt, dass sie einen Gang hochschalten müssen.“ Doch als das dritte Viertel begann, kam: nichts.

Warum das so war? „Wir passen uns ja oft der Intensität des Gegners an“, erläuterte Duracak. „Und Ludwigsburg ist ein Team, das weder besonders aggressiv spielt noch viel kommuniziert. Ich glaube, davon haben wir uns anstecken lassen. Insgesamt war es sehr ruhig in der Halle.“

In solchen Momenten das eigene Spiel durchzudrücken, gehöre zu den nächsten Schritten, die seine Mannschaft gehen müsse. So erfreulich der fünfte Tabellenplatz auch sei: „Wir sind noch nicht so weit, dass wir den Anspruch haben können, alle hinter uns liegenden Gegner zu dominieren. Wir sind auf einem guten Weg, haben aber noch ein bisschen Arbeit vor uns.“

Wächter angeschlagen, Landy überragend

Erschwerend kam an diesem 18. Spieltag hinzu, dass Jordis Wächter angeschlagen aufs Feld ging und der Mannschaft nicht die gewohnte Energie geben konnte. Statistisch spielte die agile Flügelfrau so gut wie keine Rolle. „Sie war die ganze Woche krank und hat sich, so gut es ging durchgebissen“, erläuterte der Trainer. „Aber wir haben versucht, sie zu schonen.“ Eine Wächter in Normalform hätte der entscheidende Mosaikstein für einen Auswärtssieg sein können.

Andererseits wäre der ASC ohne eine herausragende Kendra Landy schon früher ins Hintertreffen geraten. „Sie hat uns getragen“, bescheinigte Duracak der US-Amerikanerin. Unter anderem mit 21 Punkten, neun Assists und drei Steals trug die Spielmacherin dazu bei, dass die Gäste bis zum Schluss die Siegchance wahrten. „Kendra ist seit Wochen gut drauf und war schon beim Sieg gegen Wasserburg unsere wichtigste Spielerin. Sie hat auch vom Selbstbewusstsein hat einen deutlichen Sprung gemacht und verkörpert den Anspruch, das Team führen zu wollen.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.