Das Silbertablett ignoriert

verfasst von mainz@dbbl.de

Offene Würfe ohne Ende, aber eine desaströse Dreierquote: Die Zweitliga-Basketballerinnen des ASC Mainz verlieren zum Rückrundenauftakt in Ludwigsburg mit 58:64.

Ludwigsburg. Die 73 Punkte aus dem eine Woche zuvor ausgetragenen Hinrundenspiel hätten locker genügt, um erfolgreich in die Rückrunde einzusteigen. Doch so günstig die Gelegenheit auch war, so dicht die Gastgeberinnen ihnen das Silbertablett auch unter die Nase hielten: Die Basketballerinnen des ASC Mainz ignorierten es und griffen nicht zu. Vor allem wegen einer grauenhaften Dreierquote unterlagen sie bei der BSG Ludwigsburg mit 58:64 (43:46, 34:38, 19:19).

„Unsere Freiwürfe waren nicht gut, und wir hatten sechs Turnovers mehr als die Gegnerinnen“, bilanzierte Sportvorstand Dominique Liggins. „In engen Spielen entscheiden solche Kleinigkeiten.“ Nur: Lediglich vier von sechsundzwanzig Schüsse von jenseits der Dreipunktelinie zu treffen, ist keine Kleinigkeit. Das ist desaströs. Zumal es sich bei diesen Versuchen keineswegs um erzwungene, wilde oder besser nicht genommene Würfe handelte. Liggins und Trainer Andre Negron wunderten sich vielmehr darüber, „wie es möglich sein kann, dass wir ein ums andere Mal zu so offenen Schüssen kommen“.

Nach ausgeglichenem ersten Viertel und knappem Halbzeitrückstand hätten die Mainzerinnen spätestens im dritten Durchgang zupacken müssen. Zwar holten sie sich diesen Abschnitt – allerdings mit einem ans Unwürdige grenzenden 9:8. „Das darf nicht sein“, sagte Liggins. „Von einer Mannschaft, die denselben Gegner vorige Woche geschlagen hat, die im Pokal gegen einen Erstligisten überragend gekämpft und gegen Speyer den Biss gehabt hat, ein beinahe verlorenes Spiel noch in die Verlängerung zu retten, erwarte ich, dass sie sich eine solche Chance nicht entgehen lässt.“

Liggins‘ erneuter Appell

Trainer und Manager vermuten, dass es sich bei den Offensivbemühungen um ein mentales Problem handelt, dass die Spielerinnen inzwischen in einer Spirale gefangen seien, in der ein Spiel mit schlechter Ausbeute die Unsicherheit wachsen lasse und die nächste schwache Quote nach sich ziehe. Dummerweise scheint dieser Trend nur in eine Richtung zu funktionieren; das Hinrundenergebnis jedenfalls trug offenbar nicht zu größerer Sicherheit bei.

Persönlich zufrieden sein durfte Topscorerin Alexandra Berry, die zehn ihrer fünfzehn Abschlüsse aus dem Feld verwertete; Leonie Elbert hingegen steuerte zwar 17 Punkte ein, verballerte aber auch unter anderem elf von dreizehn Dreiern. „Ich nehme den einzelnen Spielerinnen das nicht übel“, sagt Liggins, „sie schießen ja nicht absichtlich vorbei, und sie wollen gewinnen. Aber vielleicht wäre es doch an der Zeit, etwas gegen die Misere zu tun.“

Schon einmal hatte er auf das Beispiel der HTG Bad Homburg verwiesen, deren Spielerinnen seit einigen Wochen aus Unzufriedenheit mit ihren Abschlüssen freiwillig eine zusätzliche Übungseinheit einlegen und sich samstagsvormittags zum Schießen in der Halle treffen. Innerhalb des normalen Trainings könne Negron das nicht leisten; die drei Abende, an denen er die Mannschaft beisammen hat, benötigt er für taktische und spielerische Elemente.

Verstärkungen nicht ausgeschlossen

Mit gutem Beispiel voran geht offenbar das Trio, das die Weihnachtstage in Nordamerika verbringt: Kendra Landy in den USA sowie Berry und Elbert in Kanada hätten Kontakt zu den einstigen Collegecoaches aufgenommen, um Zugang zu den Basketballhallen zu bekommen. „Wir können davon ausgehen, dass sie in einem fitten Zustand zurückkommen“, sagt Liggins. Im Theresianum ruht der Trainingsbetrieb bis nach Weihnachten. Am 27. Dezember aber steigt der Kader schon wieder ein, das erste Spiel im neuen Jahr steht schließlich bereits am 2. Januar zu Hause gegen den punktgleichen Tabellennachbarn Metropol Baskets Schwabach auf dem Programm.

Liggins scheint nicht abgeneigt, das bis Ende Januar geöffnete Transferfenster nutzen, um das Team mit einer verlässlichen Schützin zu verstärken. Einfach werde ein solches Unterfangen jedoch nicht. Amerikanerinnen kommen nicht infrage, da die beiden Nicht-EU-Ausländerinnenplätze besetzt sind, „und der deutsche und europäische Markt sind schwierig“.

Einen Panikkauf müssen die Mainzer Verantwortlichen freilich nicht tätigen. Zwar könnten sie etwas besser dastehen als mit zwölf Punkten aus dreizehn Spielen auf dem neunten Rang. „Aber so gut haben wir schon lange nicht mehr dagestanden, und die Mannschaft besitzt das Potenzial, auch noch Boden gutzumachen.“ Und, immerhin: Einen eventuellen direkten Vergleich mit der BSG würde der ASC dank des 73:63 in eigener Halle mit zwei Punkten gewinnen.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.

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