Janina gegen Laura Schinkel: „Beste Freundin, liebste Gegnerin“

Das bevorstehende Pokalspiel der Hurricanes gegen Halle ist auch das Duell der Schinkel-Zwillinge. Am Mittwoch treffen sie erstmals aufeinander.

Scheeßel/Halle – Es ist viel mehr als die Tätowierung am linken Unterarm, die sie verbindet. Janina und Laura Schinkel sind Zwillinge, eineiige. Bis 2021 haben sie gemeinsam für den SV Halle Basketball gespielt. Dann zog Janina Schinkel aus beruflichen und privaten Gründen nach Bremen und wechselte zu den Avides Hurricanes. Die Schwester spielt weiter im deutschen Oberhaus für die Gisa Lions MBC des SV Halle. Mittwoch (19.30 Uhr) treffen sie erstmals in einem Pflichtspiel aufeinander. Im Pokal-Achtelfinale empfängt der ungeschlagene Zweitliga-Primus in Scheeßel den Erstliga-Fünften aus Sachsen-Anhalt. Der passende Zeitpunkt für ein Interview mit den 24-jährigen Schinkel-Twins.

Es ist tatsächlich das erste Schwesternduell, oder?

Laura Schinkel: Ja, wir haben immer nur in Trainingseinheiten und -spielen gegeneinander gespielt und nie in einem „wirklichen“ Spiel.

Janina Schinkel: Seitdem ich nach Bremen und zu den Hurricanes gegangen bin, waren wir immer in den Ligen getrennt. Natürlich haben wir seitdem gehofft, im Pokal gegeneinander zu spielen. Dass dies jetzt der Fall ist, freut mich umso mehr. Ich freue mich auch, gegen meinen Heimatverein zu spielen, in welchem ich seit der fünften Klasse mit meiner Schwester gespielt habe.

Sie werden auf dem Feld sicher direkt aufeinandertreffen. Wie gehen Sie miteinander um – besonders nett oder im Gegenteil?

Laura Schinkel: Da wir beide sehr ehrgeizig sind, werden wir beide unser Bestes geben, aber natürlich nur auf faire Weise.

Janina Schinkel: Wenn ich mich an die Trainings erinnere, würde ich behaupten, eher das Gegenteil. Laura war damals immer meine liebste Gegnerin im Training, da wir wussten, was die andere für Moves macht. Wir kennen unsere Stärken und Schwächen am besten. Außerdem haben wir von Anfang an die Defense geliebt und uns gegenseitig hart verteidigt.

Wie oft sehen Sie sich?

Laura Schinkel: Da wir nun etwas weiter auseinander wohnen und dann durch Basketball auch viel unterwegs sind, nicht allzu oft. Aber ein Glück kann man ja heutzutage einfach in Kontakt bleiben, schreiben und facetimen – und das machen wir ziemlich oft.

Janina Schinkel: Durch Profi-Sport und Uni bei Laura und Arbeit und Sport bei mir würde ich schätzen, vier- bis fünfmal im Jahr. Wir sind aber jeden Tag im Kontakt, was für uns sehr wichtig ist. Laura ist meine beste Freundin.

Sie haben von Anfang an zusammen in Halle gespielt. Seit 2021 nicht mehr – noch ungewohnt?

Laura Schinkel: Es ist natürlich etwas anderes und war eine Umstellung. Mittlerweile, denke ich, dass wir uns daran gewöhnt haben. Wir schauen halt jetzt die Spiele der jeweils anderen und ich bin Fan von meiner Schwester.

Janina Schinkel: Ich muss sagen, dass es die erste Saison für mich sehr ungewohnt war und ich sie noch heute im Training oder in Spielen vermisse.

Wie würden Sie sich gegenseitig beschreiben?

Laura Schinkel: Obwohl wir uns sehr ähnlich sehen – das sagen zumindest fast alle –, sind wir charakterlich recht unterschiedlich. Ich denke, dass Janina eher mehr outgoing ist als ich, sodass wir uns in dieser Hinsicht sehr gut ergänzen.

Janina Schinkel: Genau. Laura ist eher die ruhige Person von uns beiden. Sehr strukturiert, mega ehrgeizig und immer motiviert – sie gibt bei allem 100 Prozent. Zudem ist sie selbstlos und eine der hilfsbereitesten Menschen, die ich kenne. Sie würde alles für mich tun und für die Menschen, die sie liebt. Auch wenn sie nur eine Minute älter ist: Laura ist meine große Schwester, welche immer für mich da ist.

Und wie ist es auf dem Basketballfeld?

Laura Schinkel: Wir spielen auf zwei unterschiedlichen Positionen, also allein das ist ein Unterscheidungsmerkmal.

Janina Schinkel: Viele denken, weil wir Zwillinge sind, spielen wir gleich Basketball – das ist nicht so. Sie ist Pointguard, ich Shooting Guard, schon mal eine andere Position. Ich denke, die größte Gemeinsamkeit ist, dass wir es lieben, die Gegnerinnen mit unserer Defense zu ärgern.

Gibt es auch etwas, womit Sie sich beim Basketball gegenseitig ärgern?

Laura Schinkel: Dadurch, dass wir quasi fast unser ganzes Leben zusammen trainiert haben, denke ich, dass wir uns fast auswendig kennen, da muss man schon die andere überraschen.

Janina Schinkel: Ich würde sagen, vor allem mit unserer Defense. Außerdem ist Laura sehr stark darin, Jumpshots zu treffen, egal, wie gut ich sie verteidigt habe.

Wieso gibt es eigentlich nur einen Wikipedia-Eintrag zu Ihnen, Laura? Ist doch unfair.

Laura Schinkel: Das kann ich nicht beantworten, aber unfair ist es auf jeden Fall!

Janina Schinkel: Da ich uns beide nicht google, wusste ich das nicht. Ich finde das nicht schlimm und werde den von Laura gleich mal lesen.

Wie zufrieden sind Sie mit der aktuellen Saison?

Laura Schinkel: Ich denke, dass wir eine ganz gute Bilanz haben, wir haben einige Spiele verloren, die wir nicht hätten verlieren müssen, aber aus Fehlern und Niederlagen lernt man ja am besten.

Janina Schinkel: Mehr als zufrieden und glücklich, Teil des Teams zu sein! Wir zeigen eine starke Leistung und sind in der Liga ungeschlagen. Persönlich möchte ich dem Team noch mehr helfen.

Mit welchem Ausgang rechnen Sie im Pokal?

Laura Schinkel: Ich will immer, dass meine Schwester beziehungsweise ihr Team gewinnt, aber diesmal muss ich so egoistisch sein und sagen, dass wir gewinnen.

Janina Schinkel: Toll wäre natürlich, wenn es ein Sieg für unser Team wird.

Bleibt nach dem Spiel noch Zeit für eine gemeinsame Unternehmung?

Laura Schinkel: Daraus wird eher nichts, wir müssen bereits zwei Tage später zum Ligaspiel nach Berlin, aber Zeit zum Quatschen und Umarmen bleibt auf jeden Fall.

Janina Schinkel: Für mehr wird leider keine Zeit sein.

(Freese, Rotenburger Kreiszeitung)