Bochum und die Aufholjagden – Ein Drama in zwei Akten

BG89 AVIDES Hurricanes Rotenburg – VfL VIACTIV AstroLadies Bochum
70:71 (13:15; 16:17; 11:21; 30:18)

VfL VIACTIV AstroLadies Bochum – Falcons Bad Homburg 76:89
(8:23; 27:28; 22:10; 19:18)

Es war ein toughes Wochenende für die Bochumerinnen. Mit zwei Siegen hätte man sich den zweiten Tabellenplatz ergattern können, da Chemnitz in Marburg Punkte liegen ließ. Leider blieb die Chance ungenutzt.  Doch zunächst zum Spiel am Freitag. Bei dem Spiel Tabellendritter gegen – vierter wurde ein enges Spiel erwartet und es war auch das, was den Zuschauer/innen in der gut gefüllten Halle geboten wurde. Von Beginn an lieferten sich beide Teams ein Spiel auf Augenhöhe. Doch die VIACTIV AstroLadies hatten im ersten Vierteln leicht die Nase vorn, so stand es 13:15 zugunsten der Gäste nach den ersten zehn Minuten.

Es blieb ein offener Schlagabtausch. Mitte des zweiten Viertels dann ein kleiner Bruch. Nach einem erfolgreichen Korbabschluss erhielt Keylyn Filewich ein technisches Foul wegen Meckerns. Die Bank zeigte sich sichtlich überrascht, denn ihre Mitspielerin wussten bis dahin selbst nicht, dass sich ruhige Kanadierin überhaupt lautstark beschweren kann. Als Konsequenz gab es ein weiteres T gegen die Bank. Die Hurricanes profitierten von dieser unruhigen Phase und konnten mit zwei erfolgreichen Freiwürfen und einem Korb aus dem Feld mit 20:19 in Führung gehen und im darauffolgenden Angriff auf 22:19 erhöhen. Doch die Antwort erfolgte von der treffsicheren Julia Martin per Dreipunktewurf. Die Bochumerinnen ließen sich nicht beunruhigen und konnten mit einer 29:32 Führung in die Halbzeit gehen. Im dritten Viertel wurde die konsequente und geduldige Defensivarbeit belohnt. Die Bochumerinnen starteten einen 9:0 Run und ließen knapp fünf Minuten keinen Korb zu. „Wir hatten im Training besprochen wie wir Rotenburg verteidigen wollen und das haben wir bis dahin gut umgesetzt. So konnten wir unser Polster ausbauen,“ so Schielke. Das Polster wuchs bis zum Ende des Viertels noch auf 13 Punkte an.

Anfang des vierten Viertels konnten die VIACTIV AstroLadies auf 40:56 erhöhen, die höchste Führung des Spiels. Bis sechs Minuten vor Schluss sah auch alles danach aus, als wenn es dabei bleiben würde. Doch die Hurricanes machten ihren Namen aller Ehren und wirbelten mit einem fulminanten 17:1 Run innerhalb von dreieinhalb Minuten die Halle auf. „Die 16-Punkte-Führung hat uns wohl zu viel Sicherheit gegeben. Wir haben keinen Druck mehr am Ball gemacht, unsere Zone nicht geschützt und wurden in der Offensive nervös. Rotenburg war bereit unsere Schwächephase zu nutzen und hat unsere laissez-faire Verteidigung konsequent bestraft,“ so Schielke. Zwei Auszeiten nahm die Trainerin während des Runs, aber die Bochumerinnen schienen nicht in der Lage zu sein, die Hurricanes aufzuhalten. Der Jubel war groß als Pia Mankertz per Dreier zum 61:61 ausgleichen konnte. Per Freiwurf konnte das Heimteam sogar 62:61 in Führung gehen. Doch die VIACTIV AstroLadies zeigten nach den Minuten der Ohnmacht ein Lebenszeichen als Sarah Olson beim Layup gefoult wurde und einen Bonusfreiwurf bekam. Jedoch verfehlte dieser leider sein Ziel. Insgesamt war die Freiwurfquote an diesem Abend bei beiden Teams erschreckend niedrig (Rotenburg 60%, Bochum 58%). Lara Langermann konnte mit fünf Punkten innerhalb von 38 Sekunden die Führung wieder auf 63:68 ausbauen. Es blieb jedoch spannend. Die Taktik der Rotenburgerinnen die Zeit zu stoppen hatte beinahe Erfolg. Wiederum waren es Fehlwürfe von der Freiwurflinie, die das Spielende offen ließen. Drei von vier Freiwürfen gingen daneben und die Hurricanes schafften es zu scoren. So betrug die Führung am Ende nur noch drei Punkte. Rotenburg gehörte der letzte Angriff des Spiels, doch die Bochumerinnen ließen keinen Dreipunktewurf zu, sodass der Treffer von Ay’anna Bey nur noch Ergebniskosmetik war.

Die Bochumer konnten erleichternd jubeln und sich über den wichtigen 70:71 Auswärtssieg freuen. Auch wenn der Vorsprung leichtsinnig verspielt wurde, bewiesen sie am Ende das glücklichere Händchen, um die Führung ins Ziel zu bringen. Neben der Freude ist aber auch etwas Ärger dabei. „Schade, dass es am Ende noch einmal so eng wurde, das war nicht clever genug von uns gespielt,“ analysiert Trainer Schielke. „Wir haben drei Viertel lang gegen ein gutes Team diszipliniert und geduldig verteidigt. Das wurde mit unserer zweistelligen Führung belohnt. Dann aber nochmal so einzubrechen und 30 Punkte im letzten Viertel zu kassieren ist problematisch. Das sind mehr Punkte, als Rotenburg in der gesamten ersten Halbzeit erzielt hat. Die Mädels können natürlich trotzdem stolz auf sich sein, nach der Aufholjagd nicht den Kopf hängen gelassen zu haben und das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden. Wir hätten uns aber auch nicht beschweren dürfen, wenn Rotenburg nach dem Run im letzten Viertel gewonnen hätte.“

Im Nachgang des Spiels stellte sich heraus, dass sich die Rotenburgerin Andrea Baden im Spiel eine Fraktur am Zeh zugezogen hat. An dieser Stelle wünschen die VIACTIV AstroLadies gute Besserung und eine schnelle Genesung!

Olson (3 Punkte, 2 Rebounds), Bleker (7/1, 6), Behr (2 Reb.), Langermann (20/2, 5), Filewich (15, 8), Morsbach, L. (1 Reb.), Friedrich (4, 8), Thomas, Niehaus (5 Reb.), Martin (18/3, 4), Barroso Perez (4, 1)

Im Zeichen einer Aufholjagd stand auch das Heimspiel der Bochumerinnen am Sonntag. Dieses Mal jedoch aus einer anderen Perspektive. Zu Gast war der Vorjahresmeister aus Homburg. Von Beginn an fanden die VfL-Damen nicht so wirklich ins Spiel. Die Defensive wirkte sehr passiv und oft einen Schritt zu langsam. Das Resultat war eine schnelle Führung der Gäste. Man wartete förmlich darauf, dass sich bei den Bochumerinnen ein Schalter umlegte. Doch dieser schien an Sonntagabend zu klemmen. Auch in der Offensive mangelte es den Bochumerinnen an Erfolg. Neun Dreierversuche gaben die Hausdamen ab, keiner davon fand den Weg durchs Netz. Aus dem Feld waren es vier von zwölf Versuchen. Auf der Gegenseite das absolute Gegenteil – die Falcons trafen aus jeder Lage, 75% aus dem Feld und 50% Dreierquote. Die Treffsicherheit der Gäste gepaart mit der lethargischen Verteidigung brachte eine 8:23 Führung für die Gäste. Schockstarre in der Rundsporthalle. Zu dem kam noch die frühe Foulbelastung von Olson, Langermann und Friedrich mit jeweils zwei Fouls innerhalb des ersten Viertels.

Wer im zweiten Viertel auf Besserung hoffte, der hoffte Vergebens. Die Offensive der VIACTIV-AstroLadies schien zwar langsam in Schwung zu kommen, doch die Verteidigung blieb die große Schwachstelle an diesem Abend. Bei dem Blick auf die Anzeigetafel traute man seinen Augen kaum, doch die Falcons hatten zwischenzeitlich einen 24-Punkte Vorsprung (16:40, 15. Minute). Neben der Dominanz in der Zone schenkten die Gäste den Bochumerinnen zusätzlich fünf von acht geworfenen Dreiern ein. Doch die VIACTIV AstroLadies Bochum gaben sich nicht auf. Gute Akionen, Rebounds, Ballgewinne und gute Abschlüsse wurden laut von der Bank supportet. Immerhin, mit einem kleinen 7:0 Run zum Ende des Viertels konnten die Bochumerinnen zur Halbzeit auf 16-Punkte verkürzen (35:51). „51 Punkte in einer Halbzeit kassieren – da bin ich schon sprachlos. Defensiv haben wir absolut keinen Druck gemacht und dem Gegner alles erlaubt, was er im Angriff spielen wollte,“ stellt Teresa Schielke nüchtern fest.

Die Ansage in der Halbzeit war deutlich – Druck in der Verteidigung erhöhen, mehr Reboundduelle für sich entscheiden und kämpfen, kämpfen, kämpfen. Am Freitag musste man am eigenen Leib erfahren, wie schnell eine 16-Punkte-Führung verpuffen kann. Nun hatten die VIACTIV AstroLadies 20 Minuten Zeit, um die erste Halbzeit wiedergutzumachen. Und sie taten es. Punkt für Punkt schlichen sich die Bochumerinnen heran. In der Defensive ein ganz anderes Auftreten – schnelle Close-Outs, gute Cut-Verteidigung und insgesamt acht Steals. In der Offensive war es Lucie Friedrich, die insgesamt 10 Punkte im dritten Viertel zur Bochumer Aufholjagd beisteuern konnte. Die VfL-Damen gewannen das dritte Viertel 22:10 und waren nur vier Punkte im Hintertreffen (57:61).

Im vierten Viertel waren es die Homburgerinnen, die zunächst wieder punkten konnten. Die Stimmung war großartig und laute „Defense“-Rufe in der Rundsporthalle unterstützen die Mädels auf dem Feld. Die VIACTIV AstroLadies ließen nicht nach und konnten fünf Minuten vor Ende das erste Mal ausgleichen (67:67). Doch im direkten Gegenzug konnten die Falcons durch einen weiteren erfolgreichen Dreipunktewurf direkt wieder in Führung gehen. Näher kamen die Bochumerinnen auch nicht mehr heran. Gegen die Treffsicherheit der Gäste kannten die VIACTIV AstroLadies keine Antwort. Zusätzlich mussten mit Sarah Olson, Lara Langermann und Keylyn Filewich gleich drei wichtige Akteure der Bochumerinnen foulbedingt das Feld frühzeitig verlassen. Am Ende waren es wiederrum 28 Punkte, die das Heimteam im letzten Viertel kassierte. „Letzten Endes hat uns schon das erste Viertel das Genick gebrochen,“ so Schielke. „Wir haben den Anfang total verschlafen. Nichtsdestotrotz haben die Mädels große Moral und Kampfgeist bewiesen, dass sie nach der ersten Halbzeit so zurückgekommen sind. Umso enttäuschender war die Niederlage am Ende. Wir hatten im letzten Viertel einige Chancen, doch wir haben es nie geschafft in Führung zu gehen. Bei den Trefferquoten, die Homburg heute über 40 Minuten hinweg hatte und vor allen Dingen auch in der entscheidenden Phase des letzten Viertels, war es extrem schwierig dagegen anzuhalten. Besonders, wenn wir wie heute nicht in der besten Verfassung waren.“ Insgesamt hatten die Homburgerinnen eine Freiwurfquote von 79% (23/29), 63% aus dem Feld (21/34) und 42% Dreier (8/19).

Ein voller Erfolg hingegen war die Spendenaktion der VIACTIV AstroLadies. Insgesamt 800€ kamen zusammen, die nun an die Organisation „Aktion Deutschland hilft“ für die Erdebenopfer in Syrien und der Türkei gespendet werden. Die Mannschaft bedankt sich für die tolle Unterstützung auf der Tribüne und bei der Aktion. Vor allem war es schön, dass so viele Kinder und Familien den Weg in die Rundsporthalle gefunden haben.

Olson (7 Punkte/1 Dreier, 4 Rebounds), Bleker (8, 7) Behr, Langermann (6, 2), Filewich (24, 10), Morsbach, L., Friedrich (17, 3), Thomas (3), Niehaus (3, 4), Martin (6/2, 2), Laerbusch, Barroso Perez (2, 2)