Silberglanz statt Titelverteidigung
Was für ein Wochenende für die Sterne! Nach zuletzt vier ausgefallenen Spielen in der Basketball-Bundesliga (DBBL) reisten die Rutronik Stars Keltern quasi ohne Spielpraxis zum Top 4 nach Herne. Das Ziel lautete trotzdem: Pokalsieg, schließlich gewann die Mannschaft von Coach Christian Hergenröther den Pott in den vergangenen beiden Spielzeiten.
Die Titelverteidigung verpassten die Sterne aber am Ende ganz knapp. In einem packenden Finale musste sich das Hergenröther-Team dem Herner TC mit 67:70 geschlagen geben. Herne gewann somit zum zweiten Mal den DBBL-Pokal.
„Am Ende hat uns die Kraft gefehlt“, meinte ein etwas geknickter Christian Hergenröther. Sein Team musste schon im Halbfinale gegen die RheinLand Lions, dem Bundesliga-Spitzenteam, eine extreme Energieleistung aufbringen, um nach einem 75:67-Sieg nach Verlängerung (18:20, 20:15, 16:15, 8:12, 13:5) ins Finale einzuziehen.
Das Endspiel war dann an Spannung kaum zu überbieten. Die Zuschauer im proppevollen Herner Sportpark kamen voll auf ihre Kosten. Sie sahen von Beginn an ein Spiel auf Augenhöhe, in dem Herne nach dem ersten Viertel mit 18:17 führte. Die ersten fünf Punkte im zweiten Durchgang gehörten aber den Sternen: 22:18. Danach war Christian Hergenröther an der Seitenauslinie fast am Verzweifeln: Herne zog auf 30:22 davon. Der Sterne-Coach nahm eine Auszeit – und seine Mannschaft fand wieder zurück ins Spiel. Zur Halbzeit lag man nur noch mit vier Punkten in Rückstand.
Und dieser wurde nach der Pause weiter verkürzt, um Mitte des dritten Viertels sogar mit 49:47 in Führung zu gehen. Sollte sich die Erfahrung des amtierenden deutschen Meisters und Pokalsiegers am Ende doch noch auszahlen? Auch Herne ging bis ans Limit und führte 56:55 vor dem letzten Viertel. Hier hatten die Sterne wieder den besseren Start und legten ein 58:56 vor. Hergenröther hatte inzwischen sein schwarzes Jackett ausgezogen und dirigierte im weißen Hemd und feiner Anzughose seine Mädels. Diese hatten die Partie erneut gedreht, wuchsen über sich hinaus und führten drei Minuten vor Schluss mit 64:63. Herne schlug mit einem Dreier zurück.
An der Freiwurf-Linie vergab Keltern dann die Chance wieder gleichzuziehen, Herne setzte dagegen einen Dreier. 25 Sekunden vor dem Ende verloren die Sterne beim Stand von 67:69 den Ball und provozierten ein Foul. Herne ließ sich das nicht nehmen und verwandelte wenigstens einen Wurf von der Freiwurflinie: 70:67. Aus, Schluss, vorbei – Herne war neuer deutscher Pokalsieger, für die Sterne blieb diesmal „nur“ Silber.
Hergenröther wirkte nach der Siegerehrung schon wieder gefasst. „Gratulation an Herne. Sie waren heute besser als wir.“ Und: „Wenn man einen Titel gewinnen will, muss man eben mehr als 50 Prozent bei den Freiwürfen werfen. Das ist uns nicht gelungen. Am Ende entscheiden eben Kleinigkeiten so ein Spiel.“
Sterne-Manager Dirk Steidl meinte: „Wenn man diese Saison bisher betrachtet, dann ist der zweite Platz ein Erfolg für uns. Es ist allerdings tragisch, wenn man schlussendlich mit drei Punkten verliert.“
Wie geht es für die Sterne nun weiter? „Wir brauchen erstmal eine Pause und werden die Füße hochlegen“, blickte Christian Hergenröther auf diese Woche. Am Sonntag steht dann in Dietlingen das erste Bundesliga-Play-off-Spiel gegen Hannover an.
Autor: Dominique Jahn (Pforzheimer Zeitung: 21.03.2022)