Die Eigner Angels haben etwas gutzumachen
Nach der Heimklatsche gegen Osnabrück erwartet sie mit Hannover der Pokalsieger der Vorsaison.
Als „himmlischer Besuch“ werden die Basketballbundesligafrauen der Eigner Angels aus Nördlingen bei ihrem nächsten Gegner, den Luchsen von der TK Hannover, angekündigt. Für wen es beim Aufeinandertreffen der Enttäuschten (und Enttäuschenden) am Samstag um 18.00Uhr (live auf sporttotal.tv) himmlisch wird, hängt nach deutlichen Niederlagen beider Teams in der Vorwoche stark von der Mentalität der jeweiligen Mannschaften ab.
Die Rieserinnen, die sich vor allem über ihre Verteidigungsarbeit definieren wollten, rangieren als Tabellensiebter mit den zweitmeisten kassierten Punkten (376 in fünf Spielen) punktgleich mit jeweils drei Siegen und zwei Niederlagen hinter ihren kommenden Gastgeberinnen aus Niedersachsen. Ihren Ansprüchen in Sachen Verteidigungsarbeit sind die Nördlingerinnen also noch nicht wirklich nachgekommen, haben sie doch gegen Keltern (52:86) und insbesondere am vergangenen Spieltag gegen Osnabrück (49:86) zwei fette Breitseiten vor heimischer Kulisse abbekommen. War es gegen den deutschen Vizemeister Keltern noch erwartbar, darf man beim Heimspiel gegen Osnabrück durchaus von einer herben Enttäuschung auf allen Ebenen sprechen. Auch wenn man den Osnabrückerinnen körperlich unterlegen war, stimmte es bis auf wenige Ausnahmen weder am Einsatz noch an der Körpersprache. Das US-amerikanische Profitrio Stonewall, Hawthorne und Jansen beispielsweise kam auf insgesamt 23 Punkte und neun Rebounds, die finnische Nationalspielerin Lotta Vehka-Aho brachte es auf einen einzigen Punkt. Auch ein Blick auf die Foulstatistik lässt Fragen offen: zehn Fouls (von 40 zu vergebenden) leistete sich das genannte Quartett, 22 das gesamte zehnköpfige Team (fünf Fouls bis zum Ausschluss pro Spielerin wären möglich). 22 Fouls gönnten sich ebenfalls die Siegerinnen aus Osnabrück. Auch wenn Coach Nico Kuusi nach dem Spiel eine Teilverantwortung auf sich nahm, muss die Frage nach Engagement und Konzentration (13 von 23 Freiwürfen) erlaubt sein. Die Süddeutsche Zeitung schreibt von „Pässen ins Nirgendwo“ und zitiert den sportlichen Leiter der Angels, Martin Fürleger, der unter anderem bemängelt, dass es vielleicht auch an der nötigen Einstellung gefehlt habe.
Andererseits zeigt die Erfahrung aus 16 gespielten Spielzeiten der Angels in der belle etage des deutschen Frauenbasketballs, dass es immer wieder Spiele wie gegen Osnabrück gibt und dass man zu seinem so frühen Zeitpunkt der Saison (es ist der sechste Spieltag), gerade mit einer neuen Mannschaft, die Erwartungen nicht zu hochstecken darf.
Beim Pokalsieger der Saison 2023/24 aus Hannover haben die Nördlingerinnen, immerhin Pokalvize, die Möglichkeit, das schlechte Bild vom Osnabrück Spiel wieder gerade zu rücken und mit Einsatz und Courage verlorene Sympathien zurückzugewinnen. Dabei muss kein Sieg herausspringen. Doch einfach wird es nicht, denn Hannover hat gleichfalls etwas gutzumachen. Die erwischte es noch herber als die Eignertruppe. 46:99 verloren die Landeshauptstädter in Keltern. Man darf davon ausgehen, dass extremst hungrige und übelst gelaunte Luchse den Nördlinger Angels nicht nur die Flügel abnagen wollen, zumal vor eigenem Publikum. Wieder haben die Rieserinnen die Konstellation, eine größere Spielerin, hier die 1,93m große US-Centerin Kate Oliver (7,8 Punkte im Schnitt, 7,6 Rebounds im Schnitt), aus der Zone rauszuhalten. Auch die 1,90m große Französin Eloise Pavrett, ebenfalls Centerin (3,6 / 4,2), schaut sicher nicht auf ein Tête-à-Tête unter dem Nördlinger Korb vorbei. An Länge reicht aus der Mannschaft aus dem Krater gerade die 1,88m große Chante Stonewall in etwa an die kommenden Gastgeberinnen heran, danach folgt mit 1,84m Nördlingens Jugendspielerin Chanel Ndi. Gefährlich wird es auch aus der hannoveranischen Peripherie, etwa mit der ehemaligen französischen U20-Nationalspielerin India Farcy (17,4 Punkte) oder dem US-Import Zipporah Broughton (16 Punkte). Wenn hier gesamtmannschaftlich nicht bissig dagegen gehalten wird, wird es für die Rieserinnen kaum ein himmlisches Vergnügen.
Text: Thomas Lambertz
Bild: Michael Soller