Final 4-Zauber in Osnabrück – Wenn Emotionen und Einsatz punkten
Foto: Theofilos Neohoridis
Vier Teams, zwei Tage und ein intensives Kräftemessen – das Final-4-Wochenende der Toyota 2. Damen Basketball-Bundesliga in Osnabrück hatte alles, was das Herz höher schlagen lässt: taktische Finesse, packende Dramatik und eine Portion gesellschaftliche Verantwortung drumherum. In diesem Final 4 spielten die Erst- und Zweitplatzierten der Nord- und Südstaffeln um die Krone, während eine DKMS-Typisierungsaktion die Dribblings kreuzte. Diese sicherte Hoffnung für Patient:innen deutschlandweit. Viel Spaß beim Rückblick auf ein Wochenende, das kaum hätte spannender sein können.
Halbfinale 1: Falcons Bad Homburg vs. BBC Osnabrück
Defensivstärke und Teamleistung
Endstand: 61:72
Topscorerin: Tonia Dölle (OS) – 18 Punkte, 5 Rebounds, 18 Effizienz
In einem intensiv geführten Spiel setzte sich der BBC Osnabrück mit 72:61 gegen die Falcons durch. Es war ein Start-Ziel-Sieg, der vor allem durch eine geschlossene Mannschaftsleistung, kompromisslose Verteidigung und das konsequente Ausnutzen physischer Vorteile ermöglicht wurde.
Bereits zu Beginn zeigten die Osnabrückerinnen, dass sie bestens vorbereitet in die Partie gingen. Mit hoher Intensität in der Ganzfeldverteidigung und klarer Präsenz unter dem Korb dominierten sie das erste Viertel. Besonders auf den Positionen drei bis fünf verschafften sie sich immer wieder Vorteile, die konsequent in Punkte umgewandelt wurden. Das erste Viertel ging deutlich mit 22:11 an den BBC.
Im zweiten Spielabschnitt kamen die Falcons besser ins Spiel. Offensiv fanden sie zunehmend ihren Rhythmus, bewegten den Ball effektiver und trafen nun auch aus der Distanz. Trotzdem blieb Osnabrück stabil und konnte mit einer Sechs-Punkte-Führung (Halbzeitstand: 36:30) in die Kabine gehen.
Nach dem Seitenwechsel setzte sich das Bild der ersten Halbzeit fort: Osnabrück kam erneut stark aus der Kabine, agierte fokussiert und zog das Tempo an. Angeführt von Tonia Dölle, Antonia Kraushaar und Annemarie Potratz baute das Team die Führung konsequent aus und lag zwischenzeitlich mit 20 Punkten in Front. Die Abstimmung in der Defensive blieb konstant hoch, während offensiv der Ball gut bewegt und immer wieder die richtigen Entscheidungen getroffen wurden.
Im letzten Viertel stemmten sich die Falcons noch einmal gegen die drohende Niederlage. Besonders Annika Holzschuh zeigte nun starke Aktionen und verkürzte etwa acht Minuten vor Schluss per Dreier auf sieben Punkte Rückstand. Doch Osnabrück bewahrte Ruhe, reagierte abgeklärt und stellte in den folgenden Minuten die Kontrolle über das Spielgeschehen wieder her. In der Schlussphase ließ das Team nichts mehr anbrennen und brachte den verdienten Sieg sicher nach Hause.
Erneut überzeugte Osnabrück durch eine geschlossene Teamleistung: Fünf Spielerinnen punkteten zweistellig. Besonders herausragend war die Defensivarbeit von Kraushaar, die mit sieben Blocks ein klares Zeichen unter dem eigenen Korb setzte und der Defensive Stabilität verlieh.
Halbfinale 2: AstroLadies Bochum vs. QOOL Sharks Würzburg
Crunchtime 3er sorgen für die Entscheidung
Entstand: 70:63
Topscorerin: Keylyn Morgan-Filewich (BO) – 22 Punkte, 8 Rebounds, 23 Effizienz
Von Beginn an entwickelte sich eine intensive und spielerisch anspruchsvolle Partie. Beide Teams waren taktisch gut aufeinander eingestellt, was sich in der strukturierten und disziplinierten Spielweise widerspiegelte. Bochums Coach Zurkowski musste dabei auf Hauptrunden-MVP Graham verzichten und war gezwungen, seine Offensive entsprechend anzupassen – was seiner Mannschaft gut gelang.
Im Zentrum des Offensivspiels stand Importspielerin Keylyn Filewich, die immer wieder erfolgreich in Korbnähe eingesetzt wurde. Darüber hinaus zeigte Ramona Tews, gestützt auf ihre Erstliga-Erfahrung, eine starke Leistung – insbesondere im ersten Viertel, in dem sie der Partie früh ihren Stempel aufdrückte.
Auf Würzburger Seite war es Paula Wenemoser, die mit mehreren frühen Dreipunktewürfen dafür sorgte, dass ihr Team im ersten und zweiten Viertel stets in Schlagdistanz blieb – beim Stand von 37:36 ging es dann in die Halbzeit.
Die Begegnung blieb über weite Strecken ausgeglichen. In der zweiten Halbzeit stellten die Würzburgerinnen auf eine Zonenverteidigung um, die den Bochumerinnen phasenweise Probleme bereitete. Offensiv übernahm Würzburgs Jugendnationalspielerin Mia Wiegand zunehmend Verantwortung und punktete zuverlässig aus dem Zweipunktebereich.
Die Schlussphase war umkämpft und hochspannend: Zwei Minuten vor dem Ende lag Bochum knapp mit zwei Punkten in Führung. Die Entscheidung fiel durch Julia Martin, die mit zwei sehenswerten Dreiern in der Crunchtime das Spiel endgültig zu Gunsten Bochums drehte. Diese Führung ließ sich das Team nicht mehr nehmen und brachte den Sieg souverän über die Zeit.
Spiel um Platz 3: QOOL Sharks vs. Falcons Bad Homburg
Der Sharknado stürmt aufs Podest
Endstand: 64:59
Topcorerin: Finja Heubel (HB) – 21 Punkte, 4 Rebounds, 17 Effizienz
Das Spiel begann mit einem ausgeglichenen ersten Viertel, in dem beide Mannschaften hohes Tempo gingen und die Belastung des Vortags nicht spürbar war. In der Defensive schenkten sich die Teams nichts – jeder Ballbesitz wurde intensiv umkämpft, freie Räume waren Mangelware.
Im Verlauf des zweiten und dritten Viertels übernahm Würzburg zunehmend die Kontrolle über das Spiel. Die Gastgeberinnen profitierten dabei von einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung: Sieben Spielerinnen erzielten mindestens sechs Punkte. Besonders Mia Wiegand und Johanna Michel setzten in der Offensive immer wieder gezielte Nadelstiche und sorgten für konstanten Druck auf die Verteidigung der Gäste. Mit einer bärenstarken Vorstellung in den Vierteln zwei und drei legte Würzburg den Grundstein und baute den Vorsprung bis zum Ende des dritten Viertels auf elf Punkte aus.
Doch Bad Homburg gab sich nicht geschlagen. Angeführt von einer stark aufspielenden Finja Heubel – die mit 21 Punkten eine variable und effiziente Offensivleistung zeigte – starteten die Gäste eine Aufholjagd im Schlussviertel. Trotz großem Einsatz und intensiver Schlussphase reichte es am Ende nicht mehr, um das Spiel zu drehen. Würzburg blieb stabil in der Schlussphase und ließ sich den verdienten Erfolg nicht mehr nehmen. Am Ende jubelten die QOOL Sharks über den Sprung aufs Podest. Bronze für Würzburg – eine kleine Medaille für starke Nerven während eines Wochenendes voller Höhen und Tiefen.
Das große Finale: VfL VIACTIV-AstroLadies Bochum vs. BBC Osnabrück
Marathon-Frau und taktische Umstellung führen zum Champion-Moment
Endstand: 54:50
Topscorerin: Keylyn Morgan-Filewich (BO) – 20 Punkte, 14 Rebounds, 24 Effizienz
Von Anfang an war klar: Dieses Spiel würde bis zur letzten Sekunde spannend bleiben. Osnabrück versuchte, seine Größenvorteile auszuspielen, da Bochum mit Keylyn Filewich nominell nur eine klassische Centerspielerin aufbieten konnte. Um ihre Leistungsträgerin aus Foulproblemen herauszuhalten, wurde Filewich zumeist gegen die zweite große Spielerin gestellt, während Osnabrücks Topscorerin Dölle von kleineren Spielerinnen verteidigt wurde.
Offensiv fanden beide Teams zunächst schwer ins Spiel. Viele Fouls prägten das erste Viertel, das knapp mit 18:16 an Bochum ging. Bitter für Osnabrück: Antonia Kraushaar, im Halbfinale noch Garantin für den Erfolg, musste früh mit Foulproblemen auf die Bank.
Im zweiten Viertel blieb die Partie defensiv intensiv, mit leichten Vorteilen für Bochum, welche zur Halbzeit knapp in Führung lagen. Nach dem Seitenwechsel übernahm Osnabrück phasenweise das Kommando: In Korbnähe punkteten Kraushaar, Arlt und Dölle zuverlässig. Bochum hielt dagegen – einmal mehr getragen von einer überragenden Keylyn Filewich, die mit einem weiteren Double-Double glänzte und ihre Mannschaft offensiv im Spiel hielt.
Kurz vor Ende des dritten Viertels sorgte Arlt mit einem Dreier und einem anschließenden Ballgewinn durch Kraushaar für eine kurzzeitige Vier-Punkte-Führung der Osnabrückerinnen. Doch Bochum-Coach Mario Zurkowski reagierte im richtigen Moment: Mit der Umstellung auf eine Zonenverteidigung stellte er Osnabrück im Schlussviertel vor große Herausforderungen. Der Spielfluss der Gegnerinnen stockte – und Bochum kämpfte sich zurück.
Die Schlussminuten waren an Spannung kaum zu überbieten. 1:42 Minuten vor dem Ende stand es 48:48 – alles war möglich. Dann folgte der entscheidende Moment: Bochum holte zwei wichtige Stops und traf in der Crunchtime den vorentscheidenden Dreier – diesmal durch Kullik. Mit einem Vier-Punkte-Vorsprung im Rücken blieb Bochum an der Freiwurflinie souverän und sicherte sich den hart erkämpften Finalsieg. Bochum ist Meister. Eine ausgeglichene Teamleistung, taktische Disziplin und ein starker Schlussspurt machten den Unterschied – und sorgten für einen verdienten Titelgewinn.
Finals-MVP: Keylyn Morgan-Filewich
Kein Zweifel: Die Krone des Final 4 gebührt Keylyn Morgan-Filewich. Mit durchschnittlich 21 Punkten und 11 Rebounds pro Partie lieferte sie nicht nur beeindruckende Zahlen, sondern zeigte in den Schlüsselmomenten auch Nerven aus Stahl. Bereits im Halbfinale dominierte sie das Brett (22 Pkt., 8 Reb.) und ebnete mit physischer Präsenz den Weg ins Finale. Dort krönte sie ihre Gala mit 20 Punkten und 14 Rebounds – eine Performance, die defensiv kaum zu stoppen war und offensiv den Takt vorgab. Ihr Zusammenspiel mit Ramona Tews, ihre Fähigkeit, Fouls zu ziehen und Freiwürfe zu erzwingen, machten sie zum Herzstück der AstroLadies. Keylyn Morgan-Filewichs Konstanz, Athletik und Basketball-IQ machten sie zum verdienten MVP eines Final 4, das sie maßgeblich prägte.
Fazit:
Das Final 4 – 2025 der Toyota 2. Damen Basketball-Bundesliga hat gezeigt: Hier zählt mehr als nur das reine Punktekonto – Spannung bis zum letzten Wurf, packende Duelle und echtes Engagement für den guten Zweck.
Anton Hefele, Geschäftsführer der Toyota DBBL, zum FINAL 4 der 2. Toyota Damen Basketball Bundesliga in Osnabrück:
„Ich gratuliere dem VfL VIACTIV-AstroLadies Bochum herzlich zur Meisterschaft in der 2. Toyota DBBL. Die Mannschaft hat über die gesamte Saison hinweg beeindruckende Leistungen gezeigt und sich den Titel mit einem starken Auftritt im Finale verdient.
Mein Respekt gilt aber ebenso dem BBC Osnabrück, der sich in einem hochklassigen Endspiel als würdiger Finalgegner präsentierte und den zweiten Platz errang. Auch Würzburg auf Rang drei und Bad Homburg als Vierter haben in dieser Endrunde starke Auftritte gezeigt – das Teilnehmerfeld hat verdeutlicht, wie ausgeglichen und leistungsstark die Liga in dieser Saison war.
Ein besonderer Dank geht an den BBC Osnabrück, der in kurzer Zeit ein hervorragend organisiertes und stimmungsvolles Finalevent auf die Beine gestellt hat. Die Veranstaltung war nicht nur in ihrer Durchführung professionell und durchdacht, sondern auch sportlich auf hohem Niveau – mit spannenden Spielen und engagierten Leistungen auf allen Seiten. Das hat der Liga und dem Damenbasketball insgesamt ein sehr positives Bild verliehen.“
Mehr als nur Basketball: DKMS-Typisierung vor Ort
Zwischen Dreiern und Rebounds wurden in Osnabrück auch Leben gerettet – Nicht im wörtlichen, aber im übertragenen Sinne. Zahlreiche Fans nutzten die Gelegenheit, sich von der Stiftung „Hilfe für Petra und andere“ typisieren zu lassen. Die Stiftung hat seit Gründung 1992 über 1321 Menschen mit lebensrettenden Stammzelltransplantationen geholfen und arbeitet ehrenamtlich und ohne Personalgehälter. Die Stiftungsverantwortlichen vor Ort zeigten sich hocherfreut über die neuen Registrierungen – ein Sieg für den Basketball und ebenso für die DKMS.