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2. Bundesliga Süd

Motion and Emotion

verfasst von mainz@dbbl.de

Zum Sieg gegen den Tabellendritten reicht es nicht. Doch beim 61:68 des ASC Mainz gegen die TG Würzburg in der Zweiten Basketball-Bundesliga ist das gesamte Team mehr in Bewegung als zuletzt. Und von der Bank kommt entsprechende Unterstützung.

Mainz. Die Worte des Sportvorstands standen nicht im Einklang mit den Gesichtern seiner Spielerinnen beim Gang in die Kabine. „Wir sind stolz auf diese Leistung“, sagte Dominique Liggins, inzwischen auch Interimstrainer der Zweitligabasketballerinnen des ASC Mainz nach der Partie gegen die TG Würzburg. Aus den Mienen seiner Akteurinnen hingegen war tiefe Enttäuschung herauszulesen. Enttäuschung darüber, das erste Spiel in neuer Konstellation mit 61:68 (34:49, 29:36, 18:14) verloren zu haben.

Eine große Text-Bild-Schere klaffte zwischen Worten und Blicken dennoch nicht. „Ich glaube, wir hätten heute den Tabellendritten schlagen können“, sagte Charlotte Kriebel. „Wir haben lange Zeit sehr gut gespielt, die Stimmung war super, und alle waren total motiviert. Umso trauriger ist es, dass wir verloren haben.“

Warum es trotz vieler positiver Elemente nicht gereicht hatte, um nach dem Trainerwechsel von Conrad Jackson zum Quartett um Liggins und Fernando Barron für ein überraschendes Resultat zu sorgen, dafür hielt das Scouting drei Gründe bereit: Trefferquote und Rebounds waren weitgehend selbstverschuldete Probleme, für ein weiteres sorgten die Referees.

5:24 Freiwürfe

„Ich mache das nicht oft, aber heute hadere ich ein bisschen mit den Schiedsrichtern“, sagte Liggins und deutete auf die Rubrik „Freiwürfe“: 24-mal durften die Gäste an die Linie, nur fünfmal die Mainzerinnen, „dafür fehlt mir das Verständnis. Das war keine klare Linie“. Die Unparteiischen hätten ihre Foulverteilung von 18:7 hinterher damit erklärt, dass die Würzburgerinnen sich cleverer angestellt hätten. „Das akzeptiere ich, weil ich weiß, dass die in der Tat clever verteidigen. Aber wenn du so oft werfen darfst und 20-mal triffst, dann gewinnst du halt ein an sich ausgeglichenes Spiel.“

Den besseren zweier nicht ganz gelungener Einstiege in die Partie erwischte der ASC. Nachdem beide Mannschaften ihre ersten vier Angriffe erfolglos gelaufen hatten, schloss Alina Kraus einen Fastbreak zum 2:0 ab, Alina Dötsch traf zum 4:2, und Libby Epoch versenkte den schwierigsten ihrer Würfe in Zeitnot mit Brett zum 6:2.

Kriebel trifft vier von fünf Dreiern

Auffällig war schon in der Anfangsphase, dass die Mainzerinnen nicht nur stets alle in Bewegung waren (Liggins: „Darauf haben wir hingearbeitet“), sondern dass die Bank gelungene Aktionen, egal ob in Offensive oder Defensive, frenetisch feierte. Offensichtlich riss Liggins, der die meiste Zeit bei den Spielerinnen saß, derweil Barron als der ruhigere Part das Coaching übernahm, das Team mit. Alles in allem geriet das Mainzer Spiel zu einer Mischung aus Motion und Emotion, die in einer Wechselwirkung zueinander standen.

„Alle waren mehr unterwegs, wir haben auch früher gewechselt“, sagte Charly Kriebel, die von den veränderten Angriffsbemühungen besonders profitierte und vier ihrer vierzehn Punkte per Dreier erzielte. „Mein Wurf heute war perfekt, ich war im richtigen Moment am richtigen Platz, aber ich bin auch super freigespielt worden, Libby hat Wahnsinnspässe übers ganze Feld in die Ecke gespielt.“

Das 15:12 bereitete Epoch auf diese Weise vor, das 18:14 erzielte die Spielmacherin, die sich ein sehr intensives Duell mit ihrer kanadischen Landsfrau Emma Weltz lieferte, selbst. So hätte es weitergehen können, doch im zweiten Viertel verballerten die Gastgeberin zu viele Chancen. Kriebel traf nach zweieinhalb Minuten zum 20:18, Jordan Rabe brachte zum 22:20 einen zweiten Hakenwurf aus der Drehung im Korb unter.

23:37-Rebounds sind unbefriedigend

Von einem Flow konnte man freilich auch bei den Würzburgerinnen nicht reden. Sie taten sich in der Offense kaum minder schwer, zudem wartete der ASC, allen voran Rabe, mit einigen Steals und Blocks auf. Dennoch gelang es den Gästen, in diesem Durchgang die Grundlage für ihren Sieg zu schaffen – dafür benötigten sie die letzten zweieinhalb Minuten, in denen sie sich vor allem dank Weltz und Elina Timoschenko mit einem 10:2-Lauf auf sieben Punkte absetzten.

Das Viertel mit 11:22 abzugeben war ein Knackpunkt. „Die Wurfquote war nicht gut, aber die Mädels sind es noch nicht gewohnt, in den Positionen zu sein, wo wir sie haben wollen“, zeigte Liggins Verständnis. Und 23:37 Rebounds stellten nicht unbedingt keine Ausbeute im Kampf um die zweiten Bälle dar, mit denen sich ein knappes Spiel gewinnen lässt.

„Hätte Hannah Krull nicht in ihrer besten Phase aufgedreht und die Reboundstatistik etwas bereichert, wäre die noch deutlicher gegen uns ausgefallen“, räumte Liggins ein. „Damit können wir nicht zufrieden sein, wir müssen erst an die Leute und dann zum Ball.“ Die Helpside-Defense sei ebenfalls ausbaufähig – „aber wir konnten bislang erst eine Trainingseinheit der Verteidigung widmen“.

Gegen die Niederlage gestemmt

Wer erwartet hatte, der Einbruch in der letzten Phase vor der Halbzeit setze sich fort, sah sich eines Besseren belehrt. Der ASC stemmte sich gegen die Niederlage. Krull fand Dötsch unterm Brett, die löste sich geschickt von ihrer Gegenspielerin und verkürzte auf 48:49. Ein Defensivrebound von Dötsch führte zum Fastbreak über Epoch und Kraus und zum 51:49. Krulls stoppte einen Würzburger Schnellangriff an der Mittellinie, bediente Kraus per Bodenpass, 53:51.

Zu halten vermochten sie ihre Führung nur bis zum 55:54 in der 36. Minute, dann brachten Johanna Eigner und Johanna Michel die Favoritinnen wieder nach vorne, Jordan Rabe stellte per Dreier noch mal den Anschluss zum 58:59 her.

Der letzte Moment, in dem die Gastgeberinnen es verpassten, noch einmal in Schlagdistanz zu kommen, ereignete sich in der vorletzten Minute. Beim Stand von 58:62 holte Hannah Krull einen Defensivrebound, die Schiedsrichter meinten jedoch, einen Ellbogenschlag von Alina Dötsch gesehen zu haben und hängten der Kapitänin das fünfte Foul an.

Diskussionen abgeschüttelt

„Leider sind wir hinten raus nicht mehr zu den guten Würfen gekommen“, bedauerte Dominique Liggins. Daraus resultierte anscheinend eine gewisse Verunsicherung, „und dann haben die Mädels zweimal die Schüsse verweigert“.

Trotz der Niederlage seien die Coaches stolz auf die Mannschaft. „Wir wollten die ganzen Diskussionen der vergangenen Tage abschütteln, das haben wir geschafft. Und wir haben einem Topteam große Schwierigkeiten bereitet. Wenn Alina Kraus zwei Dreier mehr trifft, muss Würzburg höllisch aufpassen. Aber auch so hat die ganze Halle unsere Energie gespürt. Die wollen wir auch nach Bamberg mitnehmen.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.

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