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2. Bundesliga Süd

Gelassener Umgang mit der Klatsche

verfasst von mainz@dbbl.de

Nach nur zehn Punkten Rückstand zur Halbzeit verliert Basketball-Zweitligist ASC Mainz beim TSV Wasserburg mit 59:92. Dass Trainer Aron Duracak dennoch Spaß hat, liegt insbesondere an seinen jungen Spielerinnen. Sportvorstand Dominique Liggins ordnet das Resultat ein.

Wasserburg. „Ist am Inn was drin?“ lautete die Zeile über der Vorschau zum vierten Saisonspiel der ASC-Basketballerinnen. Wer die Bilanz der vergangenen Jahre aus den Zweitligaduellen beim TSV Wasserburg kannte und die aktuellen Kader miteinander verglich, konnte dies leicht als rhetorische Frage verstehen. Die Antwort lag auf der Hand.

In der Tat war nichts drin. Die Mainzerinnen gingen am Inn unter, verloren mit 59:92 (43:64, 31:41, 14:25). Eine Niederlage, die man gemeinhin auch als „Klatsche“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz bemühte sich der mitgereiste Sportvorstand Dominique Liggins, das Ergebnis zu relativieren, und Trainer Aron Duracaks Einschätzung schien sich auf ein anderes Spiel zu beziehen: „Ich fand das gar nicht frustrierend, mir hat das sogar viel Spaß gemacht.“

Der Coach räumte ein, dass die Stimmung der Spielerinnen eine andere gewesen sei. Aus guten Gründen sah er davon ab, ihnen zu sagen, die Ergebnisse der beiden zurückliegenden Jahre beim mehrmaligen Deutschen Meister seien noch schlimmer ausgefallen. „Wenn ich das hinterher angemerkt hätte, wäre ich wahrscheinlich verprügelt worden…“, sagte er.

Verstärkt den Nachwuchs eingesetzt

Tatsächlich aber mute das Resultat schlimmer an, als weite Strecken der Begegnung es hergaben. Bis zur Pause beispielsweise verlief alles in einem angenehmen Rahmen, die Mainzerinnen waren nach raschem Rückstand herangekommen und beendeten die erste Halbzeit mit nur zehn Punkten Rückstand.

Im dritten Durchgang allerdings verdoppelte sich die Differenz. „Wegen einiger Dummheiten in der Verteidigung, zum Beispiel einer fehlenden Helpside, haben wir viele einfache Punkte zugelassen. Dadurch ist uns das Ganze leider komplett entglitten.“

Doch Duracak und sein Kotrainer Bilal Mohandis machten das Beste aus der Situation und setzten verstärkt die jungen Spielerinnen ein. Am Ende erreichten Lena Kröhl (17:43 Minuten), Klara Schürer (11:46), Greta Steiner (4:18) und Naomi Boyke (1:41) persönliche Zweitliga-Rekordmarken.

Kriebel trägt das Team

„Und das waren richtig gute Minuten“, lobte Liggins sowohl den Nachwuchs als auch die Coaches. „Auch wenn sie zusammen noch nicht mal auf Charly Kriebels Erfahrung kommen, die auch erst 19 ist, müssen wir die Jungen bringen, damit wir über zukünftige Kader sprechen können.“

Schürer und Steiner sollten in Wasserburg eigentlich gar nicht dabei sein, sondern parallel mit dem WNBL-Team der Rhein-Main Baskets spielen. „Ihnen wurde kurzfristig mitgeteilt, sie seien nicht nominiert“, berichtete Liggins und verhehlte seine Verärgerung nicht. „Wir schicken die Mädels nach Langen, damit sie sich in der Nachwuchsbundesliga weiterentwickeln. Wenn sie am Ende bei uns mehr Minuten bekommen als dort, können wir uns das sparen.“

Von den Leistungen der Talente waren die Verantwortlichen angetan, bei Charlotte Kriebel gerieten sie ins Schwärmen. „Abgesehen von ein paar Situationen im letzten Viertel, als sie frustriert war und nicht mehr richtig zugepackt hat, war das ein Riesenspiel von ihr“, sagte Liggins. „Charly hat das Team über weite Strecken getragen“, ergänzte Duracak

Manko auf der Low-post-Position

In einer Begegnung, in der Taylor Golembiewski etwas untergetaucht sei („Sie hatte in Tess Santos eine Gegenspielerin, die größer und athletischer ist als die bisher erlebten“), habe Kriebel auch verstärkt auf der Eins Verantwortung übernommen. Gleichwohl entstehe ein Problem, sobald Golembiewski nicht auf gewohntem Niveau agiere. „Die Mitspielerinnen schauen auf sie, und wenn es bei ihr nicht läuft, gehen viele Köpfe runter.“

Ein anderes Manko, das sich durch alle bisherigen Saisonspiele zieht, ist das zu gering ausgeprägte Miteinander in der Offensive. Der Trainer wünscht sich weniger Einzelaktionen und mehr Kreativität, woran sich im Training bis zu einem gewissen Punkt arbeiten lässt.

Dauerhaft schwierig bleiben dürfte das Spiel über die Low-post-Position. Der Kader verfügt nicht über einen Spielertyp, wie ihn vor drei beziehungsweise zwei Jahren die variabel einsetzbare Eden Nibbelink und Erin Antosh als klassische Centerin darstellten. „Wenn sie unterm Korb angespielt wurden, konnten sie entweder selbst abschließen oder zu einer freien Mitspielerin nach außen passen“, sagt Duracak. „Diese Dimension fehlt uns.

Das machte sich auch gegen den TSV Wasserburg bemerkbar, der fast durchweg mit drei Frauen über 1,85 Meter auf dem Feld stand. „Dagegen anzukommen, ist für Alina Dötsch und Jordan Barron extrem schwer.“

Auch deshalb müsse man solche Niederlagen gegen derart breit und qualitativ hochwertig besetzte Gegner einkalkulieren und richtig einordnen, sagt Liggins. „Man darf keine Wunder erwarten, unsere Ergebnisse mit einem Sieg und drei Niederlagen entsprechen dem, was wir momentan leisten können.“

Dass er selbst nach dem 60:87 gegen die Baskets Jena am zweiten Spieltag davon gesprochen hatte, derzeit sei der ASC „Taylor Golembiewski und dann lange nichts“ ragt bislang freilich als härteste Kritik aus allen Reaktionen heraus. „Das würde ich nicht mehr so sagen“, räumt er ein, „die Äußerung kam aus der Emotion heraus, ein bisschen wollte ich auch die anderen wachrütteln. Aber es war überzogen.“

Duracak fällt zweimal aus

Vor der Saison sei klar gewesen, dass die Mannschaft erneut gegen den Abstieg kämpfen werde. Mit der kurzfristig erfolgten Verpflichtung von Fee Zimmermann als erfahrener Aufbauspielerin wuchs die Hoffnung, das eine oder andere Spiel mehr für sich zu entscheiden. Dass die 31-Jährige sich nach nur je einem Einsatz in Liga und Pokal wieder verabschiedet hat, schmerzt – auch, weil Golembiewski dadurch von der bevorzugten Flügelposition wieder in die Rolle der Regisseurin zurückkehren musste.

Aron Duracak steht aus privaten Gründen in den nächsten Wochen nicht zur Verfügung, Kotrainer Mohandis wird das Pokalspiel in Heidelberg am Samstag und das folgende Meisterschaftsspiel gegen die TG Würzburg coachen, zwei schwere Brocken. „Bilal ist ein erfahrener Trainer, Fernando Barron wird ihn in den Einheiten unterstützen. Und natürlich müssen die Mädels jetzt erst recht voll mitziehen“.

Auf das Pokalduell beim USC, wo der ASC zum Saisonauftakt mit 63:87 verloren hatte, könnten die Mainzer gut verzichten. „Die Saison ist so lang, da hätte ein freies Wochenende nichts geschadet“, sagt Duracak. „Aber wir können da hinfahren und frei aufspielen. Wir sind klarer Außenseiter und haben nichts zu verlieren.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.

Foto: Stephan Hahne – Fotohahne.de

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