Nur noch geballert

verfasst von mainz@dbbl.de

Nach der 66:73-Niederlage gegen die Rhein-Main Baskets steuert der ASC Mainz in der Zweiten Bundesliga auf die Abstiegsrunde zu. Nach einer dominant geführten ersten Halbzeit gleitet den Gastgeberinnen die Partie zusehends aus der Hand, am Ende suchen sie ihr Heil vergebens aus der Distanz.

Mainz. Was für ein Drama. Was für eine unnötige Niederlage. Was für ein Rückschlag. Mit dem 66:73 (51:44, 35:24, 18:12) gegen die Rhein-Main Baskets sind die Chancen des ASC Mainz, der Abstiegsrunde in der Zweiten Basketball-Bundesliga zu entgehen, auf ein Minimum gesunken. Zwar bieten sechs ausstehende Spieltage theoretisch reichlich Gelegenheiten zu punkten, um im Kampf um den achten Tabellenplatz an der KuSG Leimen und den Rhein-Main Baskets vorbeizuziehen.

Praktisch aber bekommen es die Mainzerinnen durchweg mit deutlich höher platzierten Gegnern zu tun, darunter die Top vier aus Bad Homburg, Heidelberg, Würzburg und Wasserburg. „Mit den Play-offs müssen wir uns nicht mehr beschäftigen“, sagte Sportvorstand und Kotrainer Dominique Liggins. „Für uns geht es jetzt darum, Neunter oder Zehnter zu werden.“

Diese Platzierung würde der Mannschaft in den Play-downs immerhin eine Doppelchance eröffnen, wenn der Sieger aus 9 gegen 10 in der Liga bleibt, der Verlierer aus 11 gegen 12 absteigt, und der Verlierer des ersten gegen den Sieger der zweiten Spiels den letzten Absteiger ermittelt.

Bemerkenswerte Kulisse

Mit einem Erfolg im bis dahin „wichtigsten Spiel des Jahres“ (Liggins) hätte der ASC sich noch lange nicht gerettet, aber zumindest seine Ausgangslage für die nächsten Wochen merklich verbessert. Diese Gelegenheit verpasst zu haben, sorgte für Entsetzen – zumal es bis ins Schlussviertel schien, als steuerte die Mannschaft auf ihren sechsten Saisonsieg zu. „Ich bin den Tränen nah“, sagte Liggins. „Ich fühle mich sehr leer. Jetzt analytisch an das Spiel heranzugehen, fällt mir schwer.“

Also erst mal die Fakten: In der zum Fastnachtsspiel deklarierten Partie, in der unter anderem Uniformierte aus einem halben Dutzend Garden sowie Aktive des Mainzer Schwellkopp-Träscher-Clubs das Rahmenprogramm gestaltet hatten, standen sich die beiden Fanlager auf der bemerkenswert voll besetzten Tribüne in Sachen Anfeuerung in nichts nach.

„Die Halle hat mich gepuscht“, sagte Hannah Krull, die mit 21 Punkten als Topscorerin aus dem Duell hervorging. „Wir hatten alle Bock auf dieses Spiel und waren bereit, alles hineinzulegen.“

Zupackende Defense

In der Tat schienen sie und ihre Kolleginnen mit der stimmungsvollen Kulisse besser zurechtzukommen. Charlotte Kriebel brachte sie nach knapp 50 Sekunden mit 3:0 in Führung, und die behaupteten sie nicht nur, sondern bauten sie im zweiten Viertel auf bis zu 15 Punkte aus, als Krull, ebenfalls aus der Distanz, auf 32:17 erhöhte.

Wirkte die Mainzer Offense bei den ersten Angriffen noch etwas verkrampft, funktionierte die Defense von Beginn an. „Wir haben super Druck gemacht, viele Bälle abgefangen, besser hätten wir kaum verteidigen können“, sagte Krull. Aus der agilen, aggressiven, zupackenden Abwehr heraus entwickelte sich denn auch ein flüssiges Angriffsspiel mit schönen Spielzügen und sehenswerten Anspielen unters Brett.

Einziges Manko stellten die gerade im zweiten Viertel zahlreichen vergebenen einfachen Abschlüsse dar. Bei konsequenterer Verwertung ihrer Großchancen hätten die Mainzerinnen nicht nur mit elf, sondern gut und gerne mit einundzwanzig Punkten Vorsprung in die zweite Halbzeit gehen können.

Dietrich aus der Rente geholt

Warum ihnen das Geschehen gegen Ende des dritten Viertels aus der Hand zu gleiten begann? Mit Erklärungen taten sich die ASC-Spielerinnen schwer. „Mir fehlen die Worte“, antworteten Hannah Krull und Alina Dötsch unisono. Dominique Liggins führte die Wende unter anderem auf zwei RMB-Akteurinnen zurück, die vorab niemand auf der Rechnung hatte. „Dass sie Pia Dietrich aus der Rente holen, konnten wir nicht ahnen“ – die langjährige Bundesligaspielerin übernahm sofort die Rolle der emotionalen Anführerin.

Mit der ebenfalls reaktivierten Paula Süßmann erlangten die Gäste zudem eine körperliche Überlegenheit unterm Korb, die sie anfangs noch nicht zur Geltung brachten. „Sie hat am Ende zwar aus dem letzten Loch gepfiffen, uns aber in der zweiten Halbzeit große Probleme bereitet.“ Und doch reichte dies nicht als Begründung für den Einbruch der eigenen Mannschaft, für ein mit 15:29 verlorenes Schlussviertel.

Fragwürdige Entscheidungen

Dafür listeten die Protagonistinnen mehrere Aspekte auf. „In der zweiten Halbzeit hatten wir nicht mehr die gleiche Energie“, sagte Krull, „vielleicht bräuchten auch die Spielerinnen, die durchspielen, mal eine Pause.“ Wie sie monierte auch Dötsch „ein paar harte Pfiffe gegen uns“. Die Centerin war selbst von fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen betroffen, zum Kipppunkt wurde jedoch ein Technisches Foul gegen Jordan Rabe.

Beim Stand von 63:63 war die US-Amerikanerin bei einem Wurf aus der Nahdistanz deutlich erkennbar weggestoßen worden; der Ball verfehlte das Ziel, die Unparteiischen ahndeten das Foul nicht. Als Rabe sich kurz beschwerte, kassierte sie prompt ein T – Akosua Ahmed verwandelte den fälligen Freiwurf, und aus dem folgenden Ballbesitz heraus erhöhte Antonia Schütze auf 63:66.

„Danach waren wir nicht mehr im Spiel, sondern nur noch mit dem beschäftigt, was drumherum passiert ist“, räumte Hannah Krull ein. „Das darf nicht sein, wir müssen uns erwachsener verhalten.“

Keine Selbstverständlichkeit mehr

Die Leichtigkeit und Variabilität der ersten Halbzeit sei der Mannschaft mit zunehmender Spieldauer abhandengekommen, hielt Kapitänin Dötsch fest. „Da kamen viele Kleinigkeiten zusammen, die Selbstverständlichkeit war weg, auf einmal fing es in den Köpfen an zu arbeiten.“ Und die Angst, Fehler zu machen, zog weitere Fehler nach sich.

Der letztlich entscheidende Fehler zog sich durchs gesamte vierte Viertel: Die Mainzerinnen bemühten sich nicht mehr darum, den Weg zum Korb zu suchen, sondern ballerten bei allen sich bietenden Gelegenheiten von außen. Ohne auf die schwache Trefferquote zu reagieren und umzusteuern.

Am Ende standen 40 Drei-Punkte-Würfe zu Buche, hinzu kamen die Versuche von knapp innerhalb der Linie. „Klar fällt irgendwann mal einer rein“, sagte Liggins. „Aber dass wir insgesamt nur elf Dreier treffen, ist verheerend. Da müssen wir gegensteuern.“

Rabe an falschen Stellen eingesetzt

Während der Partie gelang das nicht, weshalb beispielsweise Jordan Rabe eine 1/11-Bilanz von außen aufwies. Ihre stärksten Aktionen hingegen gelangen ihr in Korbnähe, gerne in Bedrängnis, aus der Drehung oder im Rückwärtsfallen. Zehn Punkte bei ebenso vielen Abschlüssen erzielte sie auf diese Weise; entsprechend eingesetzt wurde sie hinten raus jedoch kaum noch.

Zur Schiedsrichterleistung mochte Dominique Liggins schweigen. „Wenn ich mich dazu äußere, kommt die Liga auf mich zu“, merkte er lediglich an. Und: „Den Faden haben wir selbst verloren.“

Alina Dötsch vergaß bei aller Enttäuschung nicht die Kulisse zu erwähnen. „Vor so vielen Leuten haben wir noch nie gespielt, das war super“, sagte sie. „Großen Dank an alle, die geholfen haben und alle, die uns unterstützt haben.“ Spätestens in den Play-downs könnte der ASC erneut einen solchen Support vertragen.

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ !

Fotos: ASC Theresianum Mainz

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