Nach fünf Jahren ist der Knoten geplatzt

verfasst von mainz@dbbl.de

Was kaum jemand schon mal erlebt hat: In der ersten Runde des DBBL-Pokals schlagen die Basketballerinnen des ASC Mainz die Rhein-Main Baskets mit 70:54.

Mainz. Sollten sie sich für den 3. Oktober etwas vorgenommen haben, müssen sie umdisponieren. Statt den Tag der Deutschen Einheit zu feiern, zu chillen oder anderen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen, werden sich die Basketballerinnen des ASC Mainz am Vormittag auf den Weg nach Stuttgart machen. Beim dortigen Regionalligisten PKF Titans sind sie dann von 15 Uhr an in der zweiten Runde des DBBL-Pokals gefordert – ein Termin, den sie dank einer bemerkenswerten Leistung gegen die Rhein-Main Baskets in den Kalender aufgenommen haben.

Bemerkenswert war der Erstrundenauftritt am Sonntagnachmittag schon wegen des Erfolgs an sich. Die Deutlichkeit kam obendrauf: 70:54 (44:33, 29:23, 14:12). Ein Resultat, wie es vermutlich keiner der Beteiligten auf dem Zettel hatte. In den Genuss eines solchen Erlebnisses gegen die Hessinnen waren zuvor erst zwei Mainzer Spielerinnen gekommen: Hannah Krull, allerdings noch zu ihren Speyerer Zeiten, und Alina Dötsch. Und die auch nur, weil sie dem ASC-Kader schon seit einer gefühlten Ewigkeit angehört.

Denn es ist beinahe fünf Jahre her, dass die Theresianum-Damen den Konkurrenten aus Langen und Hofheim in die Knie zwangen, im Dezember 2019 war das der Fall, am 84:81 wirkten unter anderem Niki Kacperska, Shantrell Moss, Lauren Mortier und eine alles überragende Patricia Sagerer mit, die 22 Punkte erzielte, davon zwölf per Dreier.

27 Punkte von Kraus

In eine ähnliche Rolle, nur mit noch umfangreicherer Ausbeute, schlüpfte diesmal Alina Kraus. „Ich hatte bisher noch nie ein Pflichtspiel gegen RMB gewonnen“, sagte die Flügelspielerin. Dass diese Minusserie jetzt ein Ende fand, trieb sie mit einer fast perfekten Dreierquote bei sieben Treffern von jenseits der Linie und insgesamt 27 Punkten maßgeblich voran.

„Wir waren zwar nur zu siebt, aber wir sind super eingespielt und haben als Mannschaft richtig gut harmoniert“, betonte Kraus. Sportvorstand Dominique Liggins, der aus beruflichen Gründen nicht in der Halle sein konnte und nur einzelne Videoschnipsel gesehen hatte, war nicht minder begeistert. „Ich freue mich riesig für die Mädels, dass der Knoten geplatzt ist gegen unseren Angstgegner geplatzt ist.“

Sicher, die Gäste waren ohne Monika Wotzlaw, eine ihrer Topspielerinnen angetreten. Allerdings fehlten dem ASC unter anderem Edanur Caglar als Option im Aufbau und die in der vorigen Rückrunde ligaweit herausragende Verena Soltau. „Insofern kann man nicht sagen, dass wir in dieser Hinsicht im Vorteil waren.“

Kurzzeitig gekippt

Die Anfangsphase ging an die Rhein-Main Baskets, den ersten Mainzer Treffer setzte Alina Dötsch zum 2:6 nach fast dreieinhalb Minuten. Es war der Auftakt eines ersten kleinen Laufs mit Kraus-Dreiern zum 9:6 und 14:10, mit schnellem Spiel und schönen Pässen unters Brett und einer 2-Punkte-Führung nach dem ersten Viertel, die um einiges höher hätte ausfallen können, wäre Jordan Rabe so treffsicher gewesen wie über weite Strecken der Saisonvorbereitung.

„JR war in der Offense heute etwas unglücklich, aber die hat der Mannschaft trotzdem mit guten Entscheidungen und guter Defense geholfen“, hielt Conrad Jackson später fest. In der Tat machte der US-Neuzugang im Kader insbesondere in der Verteidigung einen sehr guten Job, unter anderem blockte sie mehrere Langener Abschlüsse.

Mitte des zweiten Durchgangs kippte das Spiel kurzzeitig wieder zugunsten der Gäste. Kraus‘ Dreier zum 18:12 konterten Juli Clausen zum 18:15 und Monika Crnjac zum 18:20. „Was danach mit Rhein-Main passiert ist, weiß ich nicht“, sagte Jackson, „aber das ist ein junges Team, da kann so etwas vorkommen.“ Was er meinte: Bei den Hessinnen lief, kaum dass sie die Führung zurückerobert hatten, für längere Zeit nicht mehr viel zusammen. Der ASC setzte sich halbzeitenübergreifend über 37:23 auf 41:26 ab.

Kraus über Epoch: „top!“

Über eine klassische Centerin wie Erin Antosh in der vorigen Saison verfügt die Mannschaft zwar nicht, „aber wir sind athletischer und beweglicher“, sagte Alina Kraus. „Und alle anderen können ihre Stärken einbringen.“ Zudem sei Neuzugang Saskia Krüger eine sehr starke Inside-Spielerin, „und von Alina Dötsch wissen wir ja auch, dass sie am Korb spielen und verteidigen kann.“

Und dann haben die Mainzerinnen inzwischen eine Libby Epoch im Kader, die ihre Klasse lange mit einer gewissen Zurückhaltung demonstrierte, die das Spiel kontrollierte, in der Statistik nicht mit herausragenden Werten auftauchte, weil der Anschreibetisch die falsche App erwischt hatte – andernfalls wären nicht nur die erzielten Punkte, sondern beispielsweise auch die Assists registriert worden. In der Beziehung war die Kanadierin ganz weit vorne.

Und als es im letzten Durchgang noch einmal eng zu werden drohte, ergriff Epoch auch im Abschluss die Initiative, traf per Dreier zum 49:40 und erhöhte mit zwei Freiwürfen auf 52:42. Alina Kraus‘ Kommentar zu ihrer neuen Spielmacherin fiel kurz, aber eindeutig aus: „top!“

Jackson gefällt der Lernprozess

Conrad Jackson – der die Erfolgsaussichten skeptischer eingeschätzt hatten – zeigte sich ausgesprochen zufrieden mit Tempo, Intensität und der nur sehr selten überhasteten Schussauswahl. „Wichtig war mir vor allem, dass wir ein paar Sachen gelernt haben“, sagte der Trainer. Zum Beispiel, wie man eine Führung nach Hause bringt. „Beim Test in Bielefeld waren wir zwei Minuten vor Schluss fünf Punkte vorne und haben verloren. Heute haben wir gewusst, wie wir spielen müssen, wenn wir führen.“

Das, sagte der Nachfolger von Eric Marschke, sei das Schöne daran, dieses Team zu coachen: „Die Mannschaft will besser werden und sie entwickelt sich von Woche zu Woche weiter. Das Team von heute ist nicht das, das wir im November sehen werden.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.