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Erst die Intensität und dann das Spiel verloren

verfasst von mainz@dbbl.de

Noch im dritten Viertel führen die Basketballerinnen des ASC Mainz beim 65:67 gegen den USC Freiburg II vor allen dank herausragender Defense mit 16 Punkten Unterschied. Dann kommen ihnen hinten die Power und vorne die Struktur abhanden.

Mainz. Ob das eine gute Idee war, den letzten Angriff über Jordan Rabe laufen zu lassen? Den letzten Angriff, der bei viereinhalb Sekunden auf der Uhr zwingend zu einem Korberfolg führen musste, wollte der ASC Mainz zumindest eine Verlängerung erzwingen. Rabe hatte in der Zweitligapartie gegen den USC Freiburg II bei 13 Würfen erst fünf Punkte erzielt, rein statistisch betrachtet hätte es geeignetere Kandidatinnen für diese Aktion gegeben, die tatsächlich die letzte bleiben sollte, da der Ball sein Ziel verfehlte.

„Wir hatten auch andere Möglichkeiten, nicht nur Jordan“, setzte Trainer Conrad Jackson zu einer Erklärung an, überlegte es sich dann aber anders. „Nein, auf diese Frage möchte ich nicht antworten. Aber manchmal braucht man auch ein bisschen Glück.“ Das fehlte seiner Mannschaft beim 65:67 (49:49, 33:22, 14:11) am Ende.

Unterm Strich war dies von allen inzwischen sechs Niederlagen die schmerzhafteste. In keinem der bislang verlorenen Spiele waren die ASC-Frauen einem Erfolg so nahegekommen. Entweder waren sie hoffnungslos unterlegen oder spätestens zu Beginn der zweiten Halbzeit eingebrochen. Beim 79:82 in Stuttgart hatten sie eine ordentliche Aufholjagd nicht zu einem erfolgreichen Ende geführt.

Letzte Führung bei 65:64

Diesmal hingegen gaben sie erst kurz vor Ende des dritten Viertels ihren lange behaupteten und bis auf 16 Punkte ausgebauten Vorsprung (40:24, 23.) aus der Hand. Durch Paula Huber-Saffers Dreier zum 54:56 gerieten die Mainzerinnen erstmals in Rückstand (35.), aber sie blieben dran. Saskia Krüger holte die Führung in den nächsten Angriffen zurück (57:56), Libby Epoch konterte Huber-Saffers nächsten Dreier zunächst per Freiwurf, dann ebenfalls aus der Distanz (61:59).

So ging das noch eine Weile hin und her. Letztmals vorne lag der ASC nach Alina Kraus‘ Treffer zum 65:64. Doch nachdem die Freiburgerin Paula Paradzik einen von zwei Freiwürfen zum 65:67 verwandelt hatte, blieben den Gastgeberinnen noch eine Auszeit und das letzte Play.

Das hätten Dominique Liggins und die Ex-Trainer Eric Marschke und Aron Duracak, die auf der Tribüne gemeinsam mitfieberten, ebenfalls über Rabe laufen lassen. „Ich hatte nur nicht dieses Play erwartet“, sagte der Sportvorstand, „sondern Jordan auf der Weak Side.“ Eine Erfolgsgarantie wäre auch das nicht gewesen, doch eine freigeblockte Rabe hätte womöglich einen Tick früher an den Ball kommen können, ohne von Stephanie Wagner bedrängt zu werden, der stärksten Verteidigerin des USC und besten Spielerin auf dem Feld.

Jackson: Lernen, eine Führung zu verteidigen

An diesem missglückten Spielzug lag es freilich nicht, dass der ASC den dritten Saisonsieg verpasste. „Wir haben den Gegnerinnen erlaubt, einen deutlichen Rückstand aufzuholen. Das darf nicht passieren“, sagte Saskia Krüger, die kurz vor Schluss umgeknickt war und mit einer Sprunggelenkverletzung auszufallen droht.

In der Tat schlugen die Gastgeberinnen aus den Runs der ersten drei Viertel zu wenig Kapital. Spätestens nach der 10:0-Serie zur höchsten Führung hätten sie den USC nicht mehr herankommen lassen dürfen.

In Conrad Jacksons Saisondrehbuch wäre das der nächste Schritt: „Wir wollten hart verteidigen und haben hart verteidigt. Wir wollten die Rebounds holen und haben sie geholt. Wir sind zu vielen einfachen Körben gekommen“, sagte der Trainer. „Es bleibt ein Prozess. Jetzt müssen wir lernen, wie wir eine Führung verteidigen.“ Über die Details, was in solchen Fällen zu tun sei, rede er mit dem Team. Grundsätzlich gelte die vor der Saison ausgegebene Philosophie: „Stop – score – stop.“

Ballgewinne dank Kurt-Beck-Defense

Die setzten seine Spielerinnen gegen die aus dem Erstligakader verstärkten Freiburgerinnen lange erfolgreich um. Wobei der offensive Ertrag nicht ganz das defensive Engagement widerspiegelte, etliche vielversprechende Angriffe blieben unvollendet. Nicht immer flutschte es wie beim anfänglichen 9:0-Run: Krüger passte von High Post nach links, Libby Epoch traf den ersten ihrer vier Dreier zu ihrer Rekordausbeute von 17 Punkten.

Jordan Rabe spielte den Ball mit dem Rücken zum Korb auf Alina Dötsch in der rechten Ecke, die leitete sofort weiter auf Alina Kraus – 6:0. Beim nächsten Freiburger Angriff holte Rabe den Defensivrebound, spielte einen Doppelpass mit Epoch und schloss ihren Vorstoß mit einem Dreier ab. Danach ließen die Mainzerinnen allerdings mehr Punkte liegen als nötig.

Bemerkenswert in der ersten Halbzeit war vor allem die Intensität, mit der die Gastgeberinnen verteidigten. Sie spielten eine Art Kurt-Beck-Defense („Nah bei de Leut“), kamen dadurch zu zahlreichen Ballgewinnen, hatten auch am gegnerischen Brett die Reboundhoheit und gestatteten den Freiburgerinnen nur wenige einfache Abschlüsse; dass der USC obendrein keine gute Quote schoss, kam hinzu.

Rhythmus des Gegners nicht mehr gebrochen

All das aber kam ihnen nach dem Seitenwechsel sukzessiv abhanden. Hinten ließ die Power nach, vorne wurde es wild. Je unstrukturierter der ASC agierte, desto näher kamen die Gäste. Einzelne Aktionen wie Libby Epochs Coast-to-coast-Slalom durch die Freiburger Defense zum 42:29 vermochten die Freiburger Aufholjagd nur kurz zu unterbrechen, aber nicht aufzuhalten.

Die Aktionen wurden hektischer, die Abschlüsse erfolgten überwiegend überhastet, die Partie kippte. Auch, weil Jordan Rabe an diesem Tag gegen Stephanie Wagner kein Land sah. „Wagner ist eine Ausnahmeerscheinung in der Zweiten Liga“, hob Dominique Liggins die 35 Jahre alte ehemalige Nationalspielerin hervor. „Und Jordan kommt gerade erst vom College“, ergänzte Jackson. „Da kann ich ihr keinen Vorwurf machen.“

Den machte Liggins auch der gesamten Mannschaft nicht. „Positiv ist, dass wir drangeblieben sind, als es schwierig wurde und dass wir am Ende die Chance zumindest auf die Overtime hatten“, bilanzierte der Sportvorstand, der sich in der Schlussphase eine frühere Auszeit gewünscht hätte, um den Freiburger Rhythmus zu stören und die Taktik anzupassen. „Aber das müssen die Coaches entscheiden.“

Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von SPORT AUS MAINZ.

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