Dominator statt Terminator
Nach dem Sieg gegen die HTG Bad Homburg waren die Erwartungen hoch – und die Basketballerinnen des ASC Mainz wurden ihnen gerecht: Mit 91:71 gewannen sie ihr Zweitligaspiel gegen den USC Heidelberg 2. Trainer Andre Negron nutzte die Gelegenheit zur Nachwuchsförderung. Eine schlechte Nachricht gab es aber auch.
Das muss man sich als Trainer erst mal leisten können: Eine Leonie Elbert nahezu das gesamte letzte Viertel auf der Bank zu lassen, ohne dass die beste Schützin der Mannschaft in Foulprobleme oder angeschlagen ist. Andre Negron konnte es sich am Montagnachmittag leisten, und er wollte es. Mehr noch: In der Schlussphase der Zweitligapartie zwischen dem ASC Mainz und dem USC Heidelberg 2 stand außer Jordis Wächter keine Starting-Five-Spielerin der Gastgeberinnen mehr auf dem Feld.
Zu überlegen waren die Mainzer Basketballerinnen, zu deutlich ihre Führung, als dass der Trainer die Chance verstreichen lassen wollte, die Spielzeit breiter zu streuen. Sein Interesse, „der Bank und den Homegrown-Spielerinnen Minuten zu geben, die sie in ihrer Entwicklung weiterbringen werden“, war deutlich größer als das an einem dreistelligen Resultat. Die Rolle des Dominators, die sein Team bestens ausgefüllt hatte, genügte Negron völlig. Da musste es nicht auch noch den Terminator geben. Mit dem 91:71 (75:57, 52:36, 28:18) bestätigte die Mannschaft, dass der überraschende Erfolg gegen die HTG Bad Homburg (→ Krass und krasser) zwei Tage zuvor kein Versehen war.
Berrys zweites Double-Double
Ganz sicher aber hatte der Coup gegen die Falcons Erwartungen geweckt: Wer einen Titelkandidaten schlägt, darf gegen das sieglose Schlusslicht nicht verlieren… „Wenn wir heute verloren hätten, wäre der Sieg vom Samstag nicht mehr viel wert gewesen“, sagte Leonie Elbert. Der Flügelspielerin, die mit 27 Punkten binnen 30 Minuten eine neue Saisonbestmarke erreichte, und ihren Mannschaftskameradinnen war allerdings bewusst, dass ein erneuter Erfolg kein Selbstläufer würde.
Dazu diente schon die vorige Saison als Warnung, als die USC-Zweite ebenfalls als punktfreier Tabellenletzter angereist war und ihre Minusserie im Theresianum beendete. „Und wir wussten, dass die Gegnerinnen sehr aggressiv aus der Kabine kommen würden.“
Anders als damals jedoch ließen sich die Mainzer diesmal nicht vom körperbetonten Spiel der Heidelbergerinnen beeindrucken. „Wir hatten uns vorgenommen, ebenfalls physisch zu spielen, und das haben wir auch getan“, sagte Alexandra Berry, der mit 23 Punkten und 11 Rebounds ihr zweites Double-Double hintereinander gelungen war. „Wir sind mit der Überzeugung ins Spiel gegangen, gut vorbereitet zu sein, und ich glaube, das hat man gesehen.“
Im Angriffsmodus
Zu spüren bekamen es die Gäste. Ihre Bemühungen, ans vorige Aufeinandertreffen an selber Stelle anzuknüpfen oder die Partie wenigstens offenzuhalten, hatten sich früh erledigt, auch wenn sie zu keinem Zeitpunkt lockerließen. „Ich mag diese Mannschaft. Sie spielt sehr ruppig und gibt nicht auf“, erkannte Andre Negron. Sein eigenes Team aber mag er nicht nur, er liebt es, und war am Ende des langen Wochenendes mit zwei Begegnungen restlos von ihm begeistert.
„Man sieht den Mädchen an, wie viel Spaß sie haben“, schwärmte der Coach. „Sie spielen als Team zusammen und sie vertrauen einander, was das wohl wichtigste Element ist. Jede Einzelne spielt voller Überzeugung, die Mannschaft hat nicht nur klasse verteidigt, sondern auch die Vorgabe umgesetzt, vorne in den Angriffsmodus zu gehen.“
In Zahlen bedeutete dies ein 23:10 als höchste Führung im ersten Viertel, die der ASC mit leichten Schwankungen sukzessive ausbaute. Zunächst hauptsächlich durch Elbert, Berry und Kendry Landy, später nahm sich die Spielmacherin als Schützin zurück, die beiden anderen aber drehten weiter auf. Glänzende Spielzüge waren dabei, wie der zum 20:10, als sich Berry einen ihrer Rebounds holte, auf Landy ablegte, deren perfekten Diagonalpass Amina Pinjic als Korbleger verwertete.
Hohe Pässe gegen Presse
Heidelberger Versuche, das Mainzer Aufbauspiel mittels einer Ganzfeldpresse zu unterbinden, blieben erfolglos. Landy und Alina Dötsch spielten einander den Ball vor der eigenen Zone hoch über die Gegnerinnen hinweg zu, mit dem dritten Pass setzte die US-Amerikanerin tief in der gegnerischen Hälfte Leonie Elbert ein, die per Dreier das 26:16 erzielte.
In der Defense bekamen die Gastgeberinnen immer wieder Hände in die USC-Pässe und Dribblings, offensiv überforderten sie die Heidelbergerinnen häufig mit ihrem Tempo und ihrer Handlungsschnelligkeit. Drei Beispiele: Nach einem Steal leitete Elbert den Fastbreak über Pinjic auf der linken Seite ein, die passte zurück auf Dötsch, die den Ball ohne zu zögern aus zentraler Position mit Brett zum 63:42 versenkte.
Wenig später angelte sich Elbert ein missglücktes Anspiel, kam nicht mehr zum geplanten Dreier, ging aber stattdessen ins Dribbling gegen zwei Gegenspielerinnen, zog zum Korb und zwei Freiwürfe. Und Szenenapplaus gab’s auch für Jordis Wächter in der 29. Minute, als die Flügelspielerin von der rechten Seite einen Wurf nehmen musste, um der Schussuhr zuvorzukommen, nur den Ring traf, doch so schnell reagierte (uns sprintete), dass sie an kurz vor der linken Auslinie den Rebound ergatterte.
Kriebels erste Punkte
Für Heidelberger Highlights sorgte vor allem die wurfgewaltige Helena Chatzitheodoros, deren fünf getroffene Dreier bei sechs Versuchen maßgeblich dazu beitrugen, dass der USC nicht komplett unter die Räder geriet. Mitte des vierten Viertels, der ASC führte mit rund 25 Punkten, wurden die Aktionen etwas unklarer, was sich aufs Resultat jedoch kaum auswirkte. Das galt dann auch für die Schlussphase mit Wächter, Charlotte Kriebel, Kristin Kostadinova, Maike Datz und Alina Kraus.
Auch in dieser Besetzung erspielte sich der ASC etliche Abschlüsse, um die Treffsicherheit war es allerdings nicht mehr zum Besten bestellt. Defensiv aber hielten sie die Intensität hoch, und immerhin verzeichneten sie auch offensiv noch eine Premiere: Charlotte Kriebel erzielte von der Freiwurflinie ihre ersten beiden Zweitligapunkte. Sie ist eine der ganz jungen Akteurinnen, die Andre Negron aufbauen will.
Dötsch ins Krankenhaus
„Für ihr Alter macht sie das schon sehr gut, sie hat die Chance zu wachsen, und ich hatte die Gelegenheit, sie länger einzusetzen“, sagte der Trainer. „Du bist der Point Guard, du kontrollierst das Spiel“, habe er ihr mit auf den Weg gegeben – „das hat sie gut gemacht“.
Ein Wermutstropfen aber trübte die Mainzer Begeisterung: Alina Dötsch musste mit Verdacht auf Nasenbeinbruch ins Krankenhaus. „Die Nase sah nicht gut aus“, berichtete Negron. „Wenn sie in den nächsten Spielen ausfällt, tut das nicht nur ihr weh, sondern auch dem Team.“
Dieser Artikel erscheint mit freundlicher Unterstützung von Sport aus Mainz. Mehr News zum ASC finden Sie hier.