Tigers mit Corona-Blues
Autsch, das hat wehgetan: Hannah Wischnitzki, Britta Worms (v.r.) und die Tigers dürften die Begegnung mit den Bascats Anja Fuchs-Robetin, Oceana Hamilton und Carla Hermann (v.l.) in schmerzhafter Erinnerung behalten. Foto: Andreas Woitschützke
Nach einem totalen Blackout in der zweiten Hälfte kommt die TG Neuss zum Restart der Toyota 2. Damen Basketball Bundesliga Nord gegen Spitzenreiter Capitol Bascats Düsseldorf mit 48:76 unter die Räder und erzielt dabei in 20 Minuten nur zwei Feldkörbe.
Am liebsten wäre John F. Bruhnke wohl dem Beispiel seines US-Profis Toshua Leavitt gefolgt und hätte die in Übereinstimmung mit der Coronaschutzverordnung gespenstisch leere Elmar-Frings-Sporthalle flugs verlassen. Er blieb natürlich und machte sich daran, die für ihn und die von ihm trainierten Zweitliga-Basketballerinnen der TG Neuss geradezu historische 48:76-Pleite (Halbzeit 32:34) gegen den Lokalrivalen Capitol Bascats Düsseldorf irgendwie zu erklären. Zuvor stellte er jedoch klar: „Gegen den Tabellenführer zu verlieren, ist nicht schlimm, aber in dieser Höhe ist das eine Katastrophe.“
Ein Debakel ohne jede Vorwarnung. Sicher, schon im ersten Viertel hatten sich die Tigers ab der fünften Minute (9:8) eine Negativserie von 0:12 Punkten in Folge erlaubt und waren mit 9:20 (9.) ins Hintertreffen geraten. Doch weil in dieser wegen Covid-19 so zerrupften Saison nach siebenwöchiger Zwangspause beide Teams unübersehbare Rhythmusprobleme hatten, ließ der im zweiten Viertel schon auf 27:16 (14.) und 32:24 (17.) enteilte Neuling die TG wieder ins Spiel zurück. Der knappe 32:34-Rückstand zur Halbzeitpause ließ Bruhnke sogar mit einem guten Gefühl in die Kabine gehen: „Ich war ganz zuversichtlich, habe gedacht, dass wir defensiv stabiler sind.“
Doch mit Wiederbeginn ging plötzlich gar nichts mehr: Zwischen den Punkten von Hannah Wischnitzki zum 34:36 (22.) und von Lotti Ellenrieder zum 45:69 (36.) erzielten die von allen guten Geistern verlassenen Tigers kümmerliche zwei Feldkörbe. Die restlichen neun Zähler (!) resultierten aus Freiwürfen von Jana Heinrich (5 Versuche/4 Treffer), Toshua Leavitt (2/2), Britta Worms (2/2) und Leonie Prudent (2/1). In den Vierteln drei (8:26) und vier (8:16) markierten die Gastgeberinnen insgesamt nur 16 Punkte. Unterirdisch. In Zahlen ausgedrückt: Nach dem Seitenwechsel fanden aus dem Feld nur zwei von 30 Würfen ihr Ziel – das ergibt eine verheerende Quote von 6,7 Prozent. Zum Vergleich: Die Bascats schossen auch nicht unbedingt die Sterne vom Himmel, nutzten aber immerhin 30 ihren 72 Versuche für eine Wurfquote von 41,7 Prozent.
Mit Blick auf die Produktion der Spanierin Olatunji Adepoju (18 Punkte), der Österreicherin Anja Fuchs-Robetin (13), der Amerikanerin Elle Hendershot (7 Punkte/7 Rebounds), der Engländerin Oceana Hamilton (8/9) und der klug Regie führenden Ex-Neusserin Kita Waller (7/7) stellte Bruhnke fest: „Im Gefüge der fünf Profis, der zwölf Punkte von Carla Hermann und der unerwartet starken Leistung von Iva Banozic im Aufbau hat sich Düsseldorf deutlich sicherer gefühlt, während wir heute gefühlt ohne Profis angetreten sind.“ In der Tat: Jill Stratton legte noch halbwegs solide Werte auf (8 Punkte/8 Rebounds), verwandelte aus dem Feld aber nur zwei ihrer zwölf Würfe, während Toshua Leavitt (0/8 Würfe) nie ins Spiel fand.
Die Schlappe an den Mädels aus Übersee festzumachen, kam indes keiner Tigerin in den Sinn. Denn selbst Topscorerin Jana Heinrich (elf Punkte, sechs Rebounds) fiel nicht positiv auf, überzeugte jedoch in der Spielbewertung. Ihr Fazit: „An einem Tag, wo wir schlecht waren, sind wir auf eine der zwei besten Mannschaften in dieser Liga getroffen.“ Diese Sichtweise teilte der Coach zwar, wollte es damit freilich nicht bewenden lassen. Die erschreckende Unterlegenheit seiner Schützlinge unter beiden Körben ließ für ihn nur einen Schluss zu: „Wir haben tatsächlich ein Fitnessproblem, haben uns in den vergangenen Wochen wohl zu viel um Corona gekümmert und nicht hart genug gearbeitet.“ Im Grunde, fügt Bruhnke an, habe sich die Partie angefühlt wie ein erstes Saisonspiel, nur ohne vorangegangene Testspiele.
Ein kleiner Lichtblick: In der schon im zweiten Viertel eingewechselten Céline Glock (16) und Luisa Lukas (17) feierten zwei Talente aus dem WNBL-Nachwuchs ihr Debüt in der Toyota 2. Damen Basketball Bundesliga Nord.
Quelle NGZ-Online