„Ein bisschen fühle ich mich wieder wie als Freshman am College“: ALBAs einzige Neuverpflichtung Emily Kiser im Interview
Die Zeit verfliegt: Ankunft in Berlin morgens am 15. August, am selben Nachmittag das erste Teamtraining, von da an volles Programm mit sieben Wochen Preseason, dem direkten Übergang in die DBBL-, EuroCup- sowie Pokalsaison mit elf Pflichtspielen seit September, und das alles als einzige Neuverpflichtung in ALBAs Meisterinnenteam – Emily Kiser ist noch keine drei Monate in Berlin und war seitdem komplett im Actionmodus. In der Länderspielpause kann die 24 Jahre alte Insidespielerin nun endlich einmal durchatmen – und bei uns im Interview erzählen, wie es ihr als Newbie im Team seitdem so ergangen ist.
Fotos: Tilo Wiedensohler
Emily Kiser – den Namen kann man sich auch auf Deutsch gut merken. Weißt du, was „Kaiser“ auf Deutsch bedeutet?
Ja, das heißt so was wie „König“ oder „Herrscher“ in der Art, oder?
Genau, im Englischen „Emperor“. Würdest du sagen, „kaiserlich“ ist ein Wort, das dich in irgendeiner Art und Weise beschreibt?
(lacht) Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber ich denke eher nicht, da fällt mir jetzt keine direkte Verbindung auf.
Wie würdest du dich dann selbst beschreiben?
Auf dem Court bin ich sehr flexibel. Ich kann als Postspielerin in die Zone gehen, spiele aber auch gerne weiter draußen, insbesondere mit meinen Pässen. Deshalb fühle ich mich bei ALBA genau richtig. Das ist für mich hier der Inbegriff von Teambasketball, genau das, wonach ich gesucht habe. Außerdem wird hier viel Wert auf die Defense gelegt. Das gefällt mir auch.
Und abseits vom Court?
Ich bin gerne mit meinen Friends und Teammates unterwegs. Und vor allem: Ich liebe backen! Ich hab mich auch hier schon ein paar Mal an Cookies und Brot ausprobiert. Ich mag es, Neues zu entdecken. Natürlich nicht nur beim Backen, sondern auch hier in Berlin.
Wir haben auch deine kleine Back-Serie auf TikTok entdeckt, die du letztes Jahr in Griechenland gestartet hast. Können wir uns hier auf eine Fortsetzung freuen?
Ohja, das sollte ich machen (lacht). Meine Back-Karriere in Griechenland war nur sehr kurz, alles war anders als in Amerika. Wir messen die Backzutaten in Cups ab, plötzlich war alles in Gramm angegeben. Das war erstmal eine Umstellung, und naja … nicht alle Rezepte haben funktioniert. Hier in Berlin habe ich auch schon gebacken, aber die Bäckereien hier sind so gut, dass ich oft lieber rausgehe und etwas Neues probiere.
Warst du denn vor deinem Wechsel schon einmal in Berlin?
Ich war tatsächlich letztes Jahr schon einmal hier und wusste deshalb, dass mir die Stadt gefällt. Ich liebe die Parks und die Natur hier. Das war auf jeden Fall ein Grund für mich, wieder herzukommen.
Und was hast du über ALBA gehört, bevor du im Sommer unterschrieben hast?
Ich habe mitbekommen, dass so viele Spielerinnen bei ALBA verlängert haben und im Team bleiben. Das ist wirklich außergewöhnlich. Da war mir schon klar: Die machen in Berlin viel richtig und haben eine gute Teamchemie. Und das habe ich auch bei meiner Ankunft gleich gespürt. Dieses Team hat Charakter! Ich meine: Zweites Jahr in der Ersten Liga und direkt die Meisterschaft – dazu muss man nicht mehr sagen.
Wie hast du seitdem deine ersten Monate bei ALBA erlebt? Es wirkt so, als würdest du dich in deiner Rolle immer wohler fühlen.
Die ersten Monate bei ALBA waren großartig und sind wahnsinnig schnell vergangen. Es ist verrückt, dass ich jetzt schon fast drei Monate hier bin. Die Zeit ist echt verflogen. Aber es macht wahnsinnig Spaß. Es war am Anfang natürlich nicht so leicht als einzige neue Spielerin im Team, auch an die Spielweise musste ich mich erst gewöhnen. Aber mit dem Support der Coaches und meinen Mitspielerinnen wachse ich immer besser in meine Rolle hinein.
Wie ist es für dich, die Neue im Team zu sein?
Ein bisschen fühle ich mich wieder wie als Freshman am College. Cristo hat eine sehr genaue Vorstellung Basketball zu spielen, das Spiel zu lesen und zu verstehen. Dazu kommt, dass ich es hasse Fehler zu machen – und davon habe ich in den ersten Trainingssessions so einige gemacht (lacht). Aber alle hier haben Verständnis und nehmen sich Zeit für mich. Das muss ich auch für mich persönlich lernen: geduldiger mit mir selbst zu sein.
Du wohnst mit Maggie zusammen, die schon seit zwei Jahren hier ist. Das hilft bestimmt auch, oder?
Ja, sehr! Maggie kennt die Stadt und das Team in- und auswendig. Sie zeigt mir coole Orte in Berlin und gibt mir wertvolle Tipps für unser Spiel und unser Team. Sie hat mich quasi unter ihre Fittiche genommen. Maggie ist eine fantastische Mitbewohnerin.
Du hast das College schon erwähnt. Kannst du uns mehr davon erzählen?
Ich war fünf Jahre an der Universität in Michigan. Vieles hier in Berlin erinnert mich an meine Zeit dort, besonders die vielen jungen Menschen von überall aus der Welt. Meine Teamkolleginnen waren gleichzeitig meine besten Freundinnen. Das war eine unvergessliche Zeit. Fun Fact zum College: Ich habe BWL studiert und will später mal meine eigene Bäckerei besitzen.
Du warst vor der Saison die einzige Spielerin mit Erfahrung im EuroCup, in den vergangenen beiden Spielen warst du dort auch die Topscorerin. Wie siehst du eure Performance bisher?
Der EuroCup ist für uns als Team natürlich ein Lernprozess. Wir hätten uns einen besseren Start gewünscht, aber wir haben auch schon gezeigt, dass wir richtig mithalten können. Wir haben es nur noch nicht über 40 Minuten zusammengebracht. Ich bin aber stolz darauf, wie wir die Challenge annehmen. Uns fehlt Zeit fürs Training und für die Vorbereitung, und trotzdem sind wir in der DBBL ungeschlagen. Das ist eine große Teamleistung.
Letzte Frage: Du und deine Geschwister tragen alle die Nummer 33. Was hat es damit auf sich?
Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, wie das angefangen hat. Wir kommen aus Indiana, da war Larry Bird natürlich eine große Nummer, er hat auch die 33 getragen. Meine ältere Schwester hat dann damit angefangen, als sie aufs College gegangen ist, und wir Jüngeren sind dann quasi in ihre Fußstapfen getreten. Das war praktisch für meine Eltern: Die Klamotten wurden einfach unter uns Kindern weitergegeben und mehrmals getragen (lacht).